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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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besonders Ruben zu reizen, vermutlich weil er sich nicht die geringste Mühe gab, sich bei ihm beliebt zu machen. Kaum war der Fang gelöscht, ging Ruben dazu über, das Deck zu schrubben, anstatt sich um den Händler zu kümmern.
    Mit gerümpfter Nase begutachtete Ole die Fische. »Ist ja leider nichts Anständiges dabei, da wird sich die viele Arbeit für eure Taschen wohl kaum gelohnt haben«, entschied er und kritzelte eine Summe auf seinen Klemmbock, die sich Ruben jedoch nicht ansehen wollte.
    »Damit musst du dich an Bircher wenden, die Fische gehören ihm.«
    »Ja, und? Du gehörst ihm doch auch. Für ein paar Bretter und eine Kanne Milch würdest du alles tun, munkelt man. Genau wie der Rest von euch hergelaufenem Pack. Also lass mich hier gefälligst nicht meine Zeit verschwenden und segne das Geschäft ab, damit meine Leute sich um den Fisch kümmern können, bevor er anfängt zu stinken.«
    Mit verkantetem Kiefer hielt Ruben nach Bircher Ausschau, der in Richtung Dieselmotor verschwunden war, vermutlich um erst einmal in Ruhe einen zu trinken. So schnell, wie sein Holzbein es zuließ, war Ole Ennenhof aufs Deck gestiegen und packte Ruben unsanft bei der Schulter, woraufhin Arjen automatisch einen Schritt nach vorne tat, um seinem Freund notfalls zu Hilfe zu eilen.
    »Ich sagte: Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Und schon gar nicht für deine Spielchen, du dreister Bursche. Soll ich den Briten Bescheid geben, damit sie euer Zeug beschlagnahmen? Dann geht ihr leer aus: keine Essensmarken, kein Schnaps. Das würde Bircher bestimmt nicht gefallen.«
    Obwohl Ruben seine Muskeln sichtlich anspannte, erwiderte er Oles Blick gelassen. »Und ich habe dir gesagt, dass es Birchers Fische sind. Wenn du es eilig hast, solltest du deine kostbare Zeit besser nicht unnütz mit mir verplempern.«
    »Das ist also deine Arbeitsmoral! Davon werde ich Herrn Claußen berichten. Dann wird er sich gewiss jemanden Passenderes für die Instandsetzung seiner Wohnung suchen. Obwohl man dort ja der Auffassung ist, du könntest besonders gut mit Farbe umgehen. So sorgfältig beim Pinselstrich, behaupten zumindest die Damen des Hauses. Für den entsprechenden Preis würdest du vermutlich sogar den vom Russ geschwärzten Putz der Claußens sauberlecken. Also tu nicht so.« Grob riss er Rubens Hemd hoch und steckte ihm einige der begehrten Essensmarken in den Hosenbund. »Davon einmal abgesehen … Wer hat dir eigentlich erlaubt, mich zu duzen, du dreckiges Lumpenpack? Für dich bin ich Herr Ennenhof, verstanden?«
    Ole Ennenhof wollte sich gerade umdrehen, um mit sichtlich befriedigter Miene den Kutter zu verlassen, als Ruben ihm einen Arm um die Schultern legte. Nach außen sah es aus wie eine freundliche Geste, aber Arjen entging keineswegs, wie Oles Schweinsaugen sich überraschend weit öffneten, als er ein Stöhnen unterdrückte.
    »Wie du willst, Herr Ennenhof.« Ruben sprach so gleichmütig, dass es beinahe unwirklich klang. »Schließlich ist das hier ja deine Insel, nicht wahr? Oder doch eher die deines alten Herrn. Von den Haarspitzen bis in die Zehen ein ungekrönter Königsprinz. Deshalb würde ich dir auch raten, dich nicht mit Nebensächlichkeiten wie meiner Arbeit für die Claußens zu beschäftigen, einmal davon abgesehen, dass Lumpenpack wie ich bloß auf dumme Ideen kommt, wenn es nicht ausreichend beschäftigt wird. Da könnte einer von meinem Schlag vor lauter Langeweile beispielsweise damit anfangen, am Stuhl des Königsprinzen zu sägen.«
    Auf Ole Ennenhofs Stirn erschienen feine Schweißperlen. »Du wagst es nicht, mir zu drohen.«
    »Das war keine Drohung, sondern eine Feststellung«, erwiderte Ruben ruhig. Dann gab er Ennenhofs Schultern frei, woraufhin dieser wegtorkelte und nach der Stelle tastete, wo Rubens Hand gelegen hatte. Als er Arjens Blick bemerkte, straffte er seine Haltung, soweit ihm das möglich war.
    »Warum überrascht es mich nicht, Rosenbooms kläglichen Sprössling ausgerechnet hier zu sehen? Deine Vorliebe für Flüchtlinge und Vertriebene ist ja bereits legendär. Wie viele Äpfel musst du denn springen lassen, damit dieser Hurensohn sich mit einem Würstchen wie dir abgibt? Ein kleiner Rat: Leg noch eine Schokolade drauf, dann geht er sogar mit dir auf Tuchfühlung, die Art der Wiedergutmachung kennt er nämlich noch von Peer Hinrichs.« Als Ruben zusammenzuckte, lachte Ole Ennenhof siegessicher. »Ja, da staunst du! Hast wohl gedacht, wir würden dich nicht wiedererkennen? Aber ich

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