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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Natur betraf, für Erik Skitrips und ein gemeinsamer Wanderurlaub entlang einer Route luxuriöser Hotels gewesen waren. Trotzdem nickte er jetzt eifrig.
    »Ein Spaziergang klingt toll.«
    Gemeinsam schlenderten sie am einsam daliegenden Hafen entlang und folgten der Promenade am Weststrand, auf der sich wasserdicht verpackte Kleinkinder mit Buddelausrüstung tummelten und Jogger ihre Runden drehten.
    »Meine Skimütze hätte ich ja ruhig zuhause lassen können, so windstill wie es ist. Und dabei dachte ich, auf einer Nordseeinsel würde man sich rund um die Uhr durch Windböen kämpfen.« Seit sie das Hotel verlassen hatten, plauderte Erik in einem fort über belanglose Dinge. Dass Greta nicht recht darauf einstieg, schien ihn nicht weiter zu beunruhigen. Mit einer ausholenden Geste zeichnete er die Horizontlinie nach. »Diese Weite … So was ist man als Schweizer gar nicht gewohnt. Das Meer eröffnet einem doch eine ganz neue Perspektive. Mit deinem Entschluss, nach Beekensiel zu kommen, hast du genau die richtige Entscheidung getroffen, Greta. Das ist es, was du brauchst und was ich brauche: einen Ort, an dem die Dinge wieder ins richtige Verhältnis gerückt werden. Und da gibt es bei mir einiges zu tun, auf der beruflichen Ebene, wie du mir vor Augen geführt hast, aber eben auch auf der privaten.«
    Greta blieb stehen, und zum ersten Mal seit seiner Ankunft lächelte sie Erik an. »Es freut mich, dass du das so siehst. Es hätte mich nämlich traurig gemacht, wenn du so weitergemacht hättest wie bisher, mit diesem ganzen Aufgesetzten und Verlogenen, das zu deiner zweiten Natur geworden ist. Du solltest die Chance auf einen Neubeginn nutzen, genau wie ich es tue.«
    »Wir sollten es gemeinsam tun«, schlug Erik vor und legte zärtlich eine Hand auf ihren Arm.
    Vor einigen Stunden noch hätte Greta sich der Berührung sofort entwunden und ihm auf den Kopf zu gesagt, dass er seine Hände gefälligst bei sich behalten solle, weil die Zeiten nämlich vorbei seien, in denen sie sich um den Finger wickeln ließ. Jetzt fühlte sie sich jedoch nicht länger gezwungen, ihn demonstrativ auf Abstand zu halten. Während er so nah bei ihr stand, wurde er immer mehr zu einem Menschen aus ihrer Vergangenheit, zu jemand, über den sie hinweg war. Mattes’ Vorschlag, ein Abschiedsgespräch zu führen, war richtig gewesen. Das war ihre Gelegenheit, einen Schlussstrich zu ziehen, nach dem sie gelassener auf diese zerbrochene Beziehung zurückblicken konnte. »Un ser gemeinsamer Weg hat in Zürich geendet«, sagte sie sanft zu Erik. »Auch wenn du das im Augenblick vielleicht nicht wahrhaben möchtest, ist es besser so. Man kann nichts erzwingen. Nimm die Gelegenheit wahr, fahr ein paar Tage die Küste entlang, lass dich treiben, und dann geh den nächsten Schritt, wie immer der auch aussehen mag. Ich bin froh, dass du nach Beekensiel gekommen bist, damit wir nicht im Streit auseinandergehen müssen.«
    »Und das war es jetzt? Wir haben in einem Haus gelebt, du hast in meinem Unternehmen gearbeitet, wir hatten einen gemeinsamen Freundeskreis …« Eriks Finger gruben sich tief in den Stoff von Gretas Parka. »Es liegt an diesem Mann von gestern Abend, dass du mich jetzt eiskalt abservierst, richtig? Mir ist nicht entgangen, wie er dich angesehen hat. Und was dieses Leuchten angeht, das von dir ausging, das kenne ich auch zur Genüge aus persönlicher Erfahrung. Ich wollte ja eigentlich nichts erwähnen …«
    »Dann tu es auch nicht«, forderte Greta ihn auf. »Ich werde jetzt zurück zu meiner Familie gehen, sicherlich warten schon alle auf mich. Und dir wünsche ich alles Gute, Erik. Was auch immer das für dich bedeuten mag.« Sie wartete noch, dass seine Hand sich von ihr löste, dann drehte sie sich um und ging.

29
    Mit Einbruch der Dunkelheit hatte Greta sich eigent lich vorgenommen gehabt, es sich mit ein paar Kissen im Rücken auf dem Bett gemütlich zu machen und zu lesen. Auf dem Nachttisch flackerten Stumpfkerzen neben einer dampfenden Tasse Tee, und sie hatte sich einen Roman bereitgelegt, genau wie die von Arjen geborgte Strickjacke. Irgendwo musste auch noch ein Rest Schokolade sein. Es sollte ein ruhiger Abend werden, den sie allein und angenehm abgelenkt verbringen würde. Und er würde in der Sekunde anbrechen, wenn es ihr endlich gelang, sich vom Fenster loszureißen, vor dem nur der wolkenüberzogene Nachthimmel zu sehen war. Nur leider gelang es Greta nicht, sich loszureißen. Das Geräusch, mit dem der Wind

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