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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Spiel als eine Anstrengung zu sehen schien. Arjen hingegen war der Schweiß ausgebrochen und lief ihm nicht nur wegen der Hitze der Nacht tropfenweise zwischen den Schulterblättern entlang. Jedes Stöhnen und Schnarchen, das durch die offen stehenden Fenster drang, ließ ihn zusammenfahren, jeden Moment rechnete er damit, entdeckt zu werden. Wie würde Ruben darauf reagieren, dass er ihm nachspionierte? Mit Gelächter oder Verachtung?
    Als Ruben in eine der schmalen Gassen abbog, verharrte Arjen unschlüssig. Er kannte dieses Sträßchen. Nach der Biegung lief es schnurgerade auf die Kirche zu, da gab es keine Nische, in der er sich verbergen konnte, falls sein Freund einen Blick über die Schulter warf. Was Ruben bislang nicht getan hatte, denn er rechnete wohl einfach nicht damit, verfolgt zu werden. Ein solcher Vertrauensbruch … Arjen atmete die salzige Luft tief ein, dann trat er um die Ecke, um sogleich wieder kehrtzumachen, denn nur wenige Meter von ihm entfernt wartete Ruben. Jedoch nicht auf ihn, wie schon einen Moment später klar wurde. Ein kaum wahrnehmbares Flüstern ertönte, dessen Worte nicht zu verstehen waren, aber dessen freudiger Ton verriet, dass man einander erwartet hatte.
    Vorsichtig blickte Arjen in die Gasse und sah gerade noch, wie zwei Schatten in den Seiteneingang der Kirche ver schwanden. Der eine Schatten trug einen schwingenden Rock.
    Schlagartig begriff Arjen, wovon er soeben Zeuge geworden war. Sein Blick wanderte zur Wohnung im zweiten Stockwerk des Wohnhauses, das er vor sich hatte und dessen geschwärzte Fassade immer noch vom Krieg erzählte, während die Räume im Inneren bereits wieder hergerichtet waren. Der künftige Bürgermeister von Beekensiel durfte schließlich nicht in den Baracken wie die anderen Ausgebombten wohnen, dafür war von seinem großzügigen Unterstützer gesorgt worden.
    Arjen zog sich in einen der Kirche gegenüberliegenden Hauseingang zurück, um zu warten.
    Die Nacht war plötzlich nicht mehr so still … Es gab Geräusche, die Arjen beim besten Willen nicht zuordnen konnte, Schaben, Knarren und Katzengejaul. Insekten zogen ihre Kreise, sogar ein Nachtfalter kam in seinem unsteten Flug vorbei. Die Hitze des Tages steckte noch in den Gemäuern der Häuser, und Gerüche von Menschen, Essen und dem nach Tang riechenden Meer hingen in der unbewegten Luft fest. Arjen scherte sich nicht darum, als ein pelziges Tier an der gegenüberliegenden Hauswand entlanghastete, und auch als in einem der Fenster Licht gemacht wurde, drückte er sich nur tiefer in den Hauseingang. Erst als die Kirchentür wieder aufging, beschleunigte sein Puls, dass er beinahe glaubte, das donnernde Geräusch müsse ihn verraten. Doch die beiden Schatten, die an ihm vorbeieilten, bemerkten ihn nicht. Arjen gestand ihnen einen letzten Moment der Zweisamkeit zu, doch sobald das Geflüster verklang, verließ er sein Versteck. Ruben stand allein in der Gasse und drehte sich beim Geräusch seiner Schritte um. Wortlos deutete Arjen auf die Kirchentür, und sein Freund folgte ihm ohne Zögern.
    In der Kirche war es empfindlich kühl, es brauchte mehr als ein paar Tage Sonnenschein, um die massiven Steinmauern aufzuwärmen. Ruben zündete eine Kerze in dem fensterlosen Vorraum an und erwiderte Arjens Blick.
    »Du hättest es mir erzählen können.« Es kostete Arjen seine ganze Beherrschung, die Stimme lediglich zu einem Flüstern zu erheben. »Ich hätte dein Geheimnis für mich behalten, das weißt du doch. Stattdessen lässt du zu, dass wir uns dermaßen streiten. Das begreife ich nicht.«
    Behutsam trat Ruben mit der Kerze in der Hand auf Arjen zu. Das Licht brachte seine Gesichtszüge hervor, ließ sie in einem Moment härter und im nächsten weicher aussehen. »Es lag nicht daran, dass ich dir nicht vertraue. Das tue ich nämlich, das habe ich von Anfang an getan. Aber dieses Geheimnis«, Ruben deutete auf seine Brust, an der das verschwitzte Hemd klebte, »das gehört nicht mir allein. Wie hätte ich dir davon erzählen können?«
    »Ganz einfach: Ich besteige in aller Heimlichkeit Ole Ennenhofs Verlobte, um ihm so richtig den Boden unter den Füßen wegzuziehen!« Es fühlte sich verwirrend gut an, etwas dermaßen Gemeines zu sagen. »Niemals hätte ich gedacht, dass ein Mädchen wie Adele sich für so etwas hergibt.«
    Das Schweigen, das sich ausbreitete, fuhr Arjen in den Magen, als hätte Ruben ihm einen harten Faustschlag versetzt. Doch der blickte ihn nur prüfend an, während seine

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