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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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gestellt hat, gab es keinen Zweifel mehr. Adele hatte ein Tuch um ihren Kopf gebunden und trug ein altes Kleid, das schon ganz schwarz war von den verkohlten Bruchstücken, die sie eigenhändig ausmistete, aber für mich sah sie genauso wunderschön aus wie in den weißen Sommerkleidern, die sie als junges Mädchen Jahre zuvor getragen hatte. Und sie sah mich an. Nicht neugierig oder gar abwägend, sondern geradewegs, als habe sie nur auf mich gewartet. Und das hat sie auch, nur dass ich zu spät dran war, ein anderer war mir zuvorgekommen. Dieser verfluchte Ennenhof, für den sie nichts anderes ist als eine besonders hübsche Beute. In seiner Raffgier hält er sie in seinen Krallen, obwohl ihm bewusst ist, dass sie ihn nicht liebt, sondern bestenfalls in ihrer Nähe duldet. Ihre Familie ist kein Stück besser, die Heirat in die Ennenhof-Familie ist das einzige Sprungbrett zurück in den Schoß der wohlhabenden Gesellschaft. Da scheint ihnen Adeles Glück nicht besonders vorrangig. Ich kann mich noch sosehr anstrengen und beweisen, dass ich mir über kurz oder lang ein vorzeigbares Leben aufbauen werde, gegen Ole Ennenhof werde ich immer verlieren.« Mit jedem Wort war Rubens Ton bitterer geworden.
    »Deshalb das Foto«, flüsterte Arjen. »Du willst Ole dazu bringen, dass er sich von Adele löst.«
    Ruben nickte. »Meine einzige Chance. Und ich werde sie nutzen.«

31
    Das Telefonklingeln riss Greta aus dem Schlaf. Sie hatte das Gefühl, erst vor wenigen Augenblicken weggenickt zu sein, so deutlich dröhnte Arjens Stimme noch in ihrem Kopf. Obwohl es draußen dunkel war, zeigte ihr ein Blick auf den Wecker, dass es bereits sieben Uhr in der Früh war. Heute würde vermutlich kein einziger Lichtstrahl durch die dichte Wolkendecke dringen – Beekensiel stand ein weiterer ungemütlicher Tag bevor. Mit einem Seufzen langte Greta nach dem Hörer.
    »Moin, moin«, meldete sich Trude Hayden und klang dabei, als würde sie durch fest zusammengebissene Zähne sprechen. »Ich darf Ihnen Frühstücksbesuch anmelden. Und bevor Sie freudig im Nachthemd zur Rezeption gesprungen kommen, muss ich Ihnen leider sagen, dass es nicht Mattes, sondern bloß seine Großmutter ist. Haben Sie Zeit für Adele? Wenn nicht, schicke ich sie gern weg. Das wäre absolut kein Problem.«
    »Nein, natürlich habe ich Zeit. In fünf Minuten bin ich unten.«
    »Ach, ja. Noch was.« Trudes Stimme schlug ins Schrille um. Greta konnte geradezu sehen, wie sie tapfer zu lächeln versuchte, obwohl ihr die Situation schrecklich unangenehm war. »Adele lässt darum bitten, dass Sie irgendwelche Fotos mitbringen. Beeilen Sie sich um Himmels willen«, schob sie flüsternd hinterher. »Ich bin allein mit dem alten Drachen.« Kein Wunder, dass sie sich zu einer solchen Bemerkung hinreißen ließ, einen größeren Gegensatz als die liebenswürdige Trude Hayden und die Schneekönigin Adele Ennenhof konnte man sich nicht vorstellen.
    Natürlich beeilte sich Greta – das hätte sie auch ohne Trudes ausdrückliche Bitte getan. Auf halber Strecke machte sie jedoch noch einmal kehrt, um Arjens Strickjacke gegen einen Rollkragenpullover einzutauschen. Schließlich war Adele eine elegante Erscheinung, und sie wollte neben ihr nicht wie ein Haufen Altkleider wirken. In diesem Sinn schob sie sich sogar ein Band ins Haar, das dank seiner Übergangslänge in alle Himmelsrichtungen abstand. Dann lief sie hinab zur Rezeption.
    Adele war es offenbar genau wie Trude ergangen: Sie hatte der Gesellschaft der anderen Frau nur wenig abgewinnen können und war deshalb bereits in den Frühstücksraum gewechselt, in dem noch ein penetranter Räucherfisch geruch vom Vorabend hing. Mit entsprechend verkniffenem Gesichtsausdruck saß die alte Dame nun am Fenster und starrte aufs Meer. Das Cape hatte sie über ihre Knie gelegt, als würde sie frieren, und das schwarze Seidenkleid betonte fast schmerzlich ihre Zerbrechlichkeit.
    Unschlüssig blieb Greta in der Tür stehen, die Fotos in ihren plötzlich schwitzigen Fingern. Was würde sie wohl erwarten?
    »Nur zu«, stachelte Trude sie an, die sich hinter ihr postiert hatte. »Der Drache macht heute einen ungewöhnlich zahmen Eindruck. So sanft habe ich Adele nicht mehr erlebt, seit Mattes als Knirps mit seinem Turnbeutel nach La Gomera abhauen wollte, weil seine Mutter ihm von dort eine Postkarte geschickt hatte.«
    »Sie würden diesen Gesichtsausdruck allen Ernstes als sanft bezeichnen?«, versicherte sich Greta misstrauisch.
    Trude

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