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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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als gehöre es zu ihr.
    »Es gefällt Ihnen«, stellte Birte stolz fest. »Bestimmt würde Ihnen ein solcher Halsschmuck auch gut stehen. Es gibt noch Goldschmiede, die diese Art von Stücken fertigen. Am schönsten sind jedoch Erbstücke.«
    Arjen nickte zustimmend. »Ich wette, Mattes Ennenhof hat einen ganzen Sack voll mit dem edlen Geschmeide.«
    Während Greta blutrot anlief, tauschte ihr Großvater mit Birte ein wissendes Lächeln aus. Es sah ganz danach aus, als wäre das ansonsten zurückhaltende Mädchen bestens in den Sturmwind-Klatsch eingeweiht. Nachdem Birte sich mit dem Tablett in den Händen verabschiedet hatte – Greta behielt einen Teller mit verschmähtem Rührei zurück –, musterten die beiden sich eindringlich.
    Es war Arjen, der das Schweigen als Erster brach. »Und, ist der Ausflug erfolgreich gewesen?«
    »Eigentlich bin ich mir im Moment unsicher, ob ich dir überhaupt davon erzählen möchte, nachdem du mich der artig hopsgenommen hast – von wegen ›hübsche Erb stücke‹.« Greta aß ein paar Bissen und bemerkte mit jedem Happen mehr, wie ausgehungert sie war. An Mattes’ Seite war die Zeit geradezu verflogen, und der Geist des Birkenwalds schien sie geradezu eingelullt zu haben. Nun pustete sie auf ihren verletzten Handballen, was jedoch kaum Linderung brachte.
    »Zeig mal her.« Arjens Ton war so bestimmt, dass sie seiner Forderung sofort gehorchte. »Gott sei Dank, nur oberflächlich, aber der Schnitt wird dich trotzdem noch ärgern. Nun, lass ihn an der frischen Luft und kleb ihn nur im Notfall ab. In meinem Kulturbeutel ist Desinfektionsspray, davon tust du etwas drauf, nachdem du die Wunde gesäubert hast. Wie ist das denn passiert?«
    »Ich habe Pirats alten Verschlag zum Einsturz gebracht … Das Mauerwerk war so brüchig, dass es meinem Körpergewicht nicht standhalten konnte. Das hat sich jedoch als Glück im Unglück herausgestellt, weil ich dadurch ein Geheimversteck entdeckt habe.« Greta legte die verschrammte Schnupftabakdose in Arjens Hand, die sich sogleich darum schloss.
    »Erkennst du sie wieder? Da, sie ist aus Messing und trägt ein Kreuz in der Mitte.«
    Mit einer fahrigen Bewegung angelte Arjen seine Brille vom Nachttisch und setzte sie leicht schräg auf seine Nase. »Keine Frage – das ist Thaisens Schnupftabakdose. Siehst du? Auf der Unterseite sind seine Initialen eingeritzt. Das olle Messingding … Warum, zum Kuckuck, hat Ruben sie aufbewahrt?
    »Darin war die Filmpatrone mit euren Aufnahmen versteckt. Mattes ist gerade dabei, nach Aurich zu fahren und Abzüge machen zu lassen. Spätestens morgen Abend ist er wieder zurück.«
    Gretas Hoffnung, ihrem Großvater einen beglückten Ausdruck zu entlocken, wurde enttäuscht. Stattdessen riss Arjen die Augen auf und wurde noch blasser, als er es ohnehin schon war. Er brauchte eine ganze Weile, um sich wieder zu fangen. »Dort hat Ruben die Filmpatrone also versteckt gehabt …«, flüsterte er, als seien die Worte nur an ihn selbst gerichtet. »Dabei war Pirat doch schon lange nicht mehr dort, um sie zu beschützen.«
    Die Worte sickerten in Gretas Bewusstsein ein, bis sie sich zu einer Gewissheit verdichteten. »Wenn Pirat zu diesem Zeitpunkt nicht mehr da gewesen ist, weil du ihn zu dir genommen hast …« Die Gedanken überschlugen sich regelrecht. »Dann stimmt es also, dass Ruben nach seiner Abschiebung noch einmal auf Beekensiel gewesen ist.« Greta hielt es kaum noch auf ihrem Stuhl aus vor Aufregung. Die Geschichte, die sie in ihren Bann gezogen und die bereits so viel in ihrem Leben bewegt hatte, war noch nicht zu Ende. Ruben war zurückgekehrt!
    »Ja, das ist er.« Noch immer schlich sich keine Freude in Arjens Stimme. Schwerfällig, als wiche schlagartig die Kraft aus ihm, sank er in die Kissen. Die Lebensfreude, die er eben noch versprüht hatte, war mit einem Schlag ver blasst. »Wenn du möchtest, werde ich dir davon erzählen, aber nicht jetzt. Nicht jetzt.« Entkräftet lehnte er sich in sein Kissen.
    Greta blieb auf der Bettkante sitzen, bis Arjen in einen unruhigen Schlaf gefallen war, dann wechselte sie in einen Sessel beim Fenster. Der Marktplatz lag verlassen da. Selbst beim Hafen waren nur vereinzelte Gestalten zu sehen, dabei hatte sich der Nebel gelichtet, und dem Perlgrau des Himmels lag etwas Verheißungsvolles inne. Mit angezogenen Knien kuschelte sich Greta in die Polster. Gleich werde ich mein Notizheft holen und den Besuch des Birkenwalds darin festhalten , nahm sie sich vor. Aber

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