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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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meinen Beamten sich um sie kümmern. Die Lehrer scheinen alle in diese scheußliche Sache verwickelt zu sein, und ich habe sie unter Arrest gestellt. Zwei von ihnen – Weeks und Vosper – kennen Sie ja wohl schon.«
    »Was ist mit Reverend Fitzsimmons und seiner Frau?«, fragte ich.
    »Die sind im Salon, und wir können sie gleich verhören. Aber vorher will ich Ihnen noch etwas zeigen, wenn es nicht zu widerlich für Sie ist.« Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es noch Schlimmeres im House of Silk gab als das, was wir schon gesehen hatten, aber wir folgten Lestrade ins obere Stockwerk. »Außer Harriman waren noch neun Männer hier. Wie soll ich sie nennen? Freier? Kunden? Klienten? Auch Lord Ravenshaw war dabei und ein gewisser Mediziner, den Sie gut kennen, Doktor Ackland. Jetzt verstehe ich, warum er so scharf darauf war, als Zeuge gegen Sie auszusagen.«
    »Und wie steht es mit Lord Horace Blackwater?«, fragte Holmes.
    »Der war heute Abend nicht anwesend, Mr. Holmes, aber ich bin sicher, wir werden sehen, dass er ein häufiger Besucher hier war. Aber jetzt folgen Sie mir bitte. Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Vielleicht können Sie mir sagen, was es bedeutet.«
    Wir gingen den Korridor hinunter, auf dem wir Harriman getroffen hatten. Die Türen standen jetzt alle offen und zeigten eine Reihe von sehr luxuriösen Schlafzimmern. Mir schauderte bei dem Gedanken, eins von ihnen betreten zu müssen, aberdann folgte ich Lestrade und Holmes doch. Wir befanden uns in einem mit blauer Seide bespannten Raum, in dem sich ein schmiedeeisernes Gitterbett, ein niedriges Sofa und eine Tür zu einem Badezimmer mit fließendem Wasser befanden. An der gegenüberliegenden Wand standen eine Kommode und darauf ein Glasbehälter voller getrockneter Blumen und Felsbrocken, die eine Art Miniaturlandschaft bildeten. Es sah aus wie ein Terrarium, das einem Botaniker oder Sammler gehörte.
    »Dieser Raum wurde offenbar nicht benutzt, als wir kamen«, erläuterte Lestrade. »Deshalb gingen meine Männer gleich weiter zum nächsten Raum, der aber bloß eine Art Abstellkammer zu sein schien. Aber inzwischen haben wir die Räume noch etwas genauer untersucht, und jetzt schauen Sie mal, was wir gefunden haben.«
    Er lenkte unsere Aufmerksamkeit auf das Terrarium, das mir völlig harmlos zu sein schien. Aber dann entdeckte ich, dass dahinter ein Loch in der Wand war, das hinter der künstlichen Landschaft auf so raffinierte Weise versteckt war, dass man es nur entdeckte, wenn man wusste, wonach man suchte.
    »Ein Guckfenster!«, rief ich. Und dann begriff ich seine Bedeutung. »Alles, was in diesem Zimmer geschah, konnte von der anderen Seite beobachtet werden.«
    »Nicht nur beobachtet«, knurrte Lestrade.
    Er führte uns zurück auf den Korridor und stieß dann die Tür zu der Kammer auf, von der er gesprochen hatte. Darin befand sich nichts außer einem Tisch, auf dem ein Mahagonikasten stand. Zunächst war ich mir nicht ganz sicher, worum es sich handelte, aber dann löste Lestrade einen kleinen Hebel, der Kasten öffnete sich wie eine Ziehharmonika und mir wurde klar, dass es sich um eine Balgenkamera handelte, deren Objektiv in dem Guckloch steckte, das wir gerade gesehen hatte.
    »Eine Le-Merveilleux-Viertelplatte«, sagte Holmes, »vonJ. Lancaster & Son aus Birmingham, wenn ich nicht irre. Sehr handlich.«
    »Ist das Teil der Perversion?«, fragte Lestrade. »Wollten sie dokumentieren, was sie hier gemacht haben?«
    »Das weniger«, sagte Holmes. »Aber ich glaube, ich weiß jetzt, warum mein Bruder Mycroft so eisig empfangen wurde, als er sich nach dem House of Silk erkundigen wollte, und warum er mir nicht zu Hilfe kommen konnte. Sie haben Fitzsimmons verhaftet?«
    »Und seine Frau auch.«
    »Dann sollten wir uns mit denen mal unterhalten.«
    Das Feuer im Salon brannte noch, und der Raum war stickig und heiß. Reverend Fitzsimmons und seine Frau saßen auf dem Sofa. Ich war sehr erleichtert, dass er ausnahmsweise nicht in geistlicher Kleidung erschienen war, sondern einen Smoking und eine schwarze Fliege trug. Ich glaube, ich hätte es nicht ertragen können, wenn er sich weiter als Mitglied der Kirche hingestellt hätte. Mrs. Fitzsimmons saß stocksteif und geistesabwesend da und weigerte sich, uns in die Augen zu sehen. Bei dem nachfolgenden Gespräch verlor sie kein einziges Wort. Holmes setzte sich auf einen der Sessel, ich stellte mich an den Kamin, Lestrade blieb neben der Tür.
    »Mr. Holmes!« Fitzsimmons schien

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