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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Ihnen mein Wort.«
    Holmes sagte nichts. Er stand auf, und wir verließen zusammen den Raum. Er erwähnte Fitzsimmons an diesem Tag nicht mehr, und auch am folgenden Morgen hatte er nichts zu diesem Thema zu sagen. Zu tun hatten wir allerdings trotzdem. In Wimbledon hatte das Abenteuer begonnen, und dorthin kehrten wir jetzt zurück.

20

Keelan O’Donaghue
    Der Schneefall der letzten Nacht hatte Ridgeway Hall auf erstaunliche Weise verändert. Seine Symmetrie wurde noch mehr betont und machte das Anwesen irgendwie zeitlos. Ich hatte es bei meinen beiden ersten Besuchen schon schön gefunden, aber jetzt fand ich es so perfekt wie die Zuckerbäckerschlösser in einer Konditorei, und es erschien mir fast als Akt des Vandalismus, die schneeweiße Reinheit der Einfahrt mit den Rädern unserer Kutsche zu ruinieren.
    Es war früher Nachmittag, und ich gestehe, dass ich den Besuch am liebsten um weitere vierundzwanzig Stunden verschoben hätte, denn ich war erschöpft von der Nacht zuvor, und mein Arm tat, wo mich der Knüppel getroffen hatte, so weh, dass ich die Finger kaum krümmen konnte. Ich hatte eine miserable Nacht hinter mir, in der ich vergeblich versucht hatte, zur Ruhe zu kommen und das zu vergessen, was ich in Chorley Grange gesehen hatte. Aber dazu waren die Eindrücke wohl noch zu frisch. Als ich mich an den Frühstückstisch setzte, hatte ich zu meiner leisen Verbitterung feststellen müssen, dass Holmes so frisch und gut erholt war wie eh und je. Er begrüßte mich auf die gewohnt knappe Art und Weise, als ob nichts gewesen wäre. Er war es auch, der auf diesem Besuch bestanden hatte. Schon ehe ich aufgestanden war, hatte er Edmund Carstairs ein Telegramm geschickt, um uns anzukündigen.
    Bei unserem gestrigen Treffen im Bag of Nails hatte er großes Interesse am Schicksal der Familie und besonders an der Krankheit von Eliza Carstairs gezeigt. Auch heute schien er noch sehr besorgt und maß dieser plötzlichen Erkrankung ein großes Gewicht bei. Er bestand darauf, sie selbst zu besuchen, obwohl ich nicht ganz begreifen konnte, weshalb er glaubte, ihr helfen zu können, nachdem so viele Ärzte, einschließlich meiner eigenen Person, das nicht vermocht hatten.
    Wir klopften an die Tür, die von Patrick geöffnet wurde, dem irischen Küchenjungen, den ich schon kennengelernt hatte. Er sah Holmes mit leerem Blick an, und dann mich. »Ach, Sie sind das«, sagte er. »Ich hatte nicht erwartet, Sie wiederzusehen.«
    Ich war noch an keiner Schwelle mit solcher Frechheit begrüßt worden, aber Holmes schien höchst amüsiert. »Ist der Hausherr zugegen?«, fragte er munter.
    »Wen soll ich denn melden?«
    »Mein Name ist Sherlock Holmes. Wir werden erwartet. Und wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Patrick.«
    »Ist das nicht ein Belfaster Akzent?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Was ist denn los, Patrick? Wer ist da? Warum hat Kirby nicht aufgemacht?« Edward Carstairs erschien in der Eingangshalle und schien ziemlich ungehalten. »Sie müssen entschuldigen, Mr. Holmes. Kirby ist wohl noch oben bei meiner Schwester. Ich hatte nicht erwartet, dass der Küchenjunge die Tür aufmacht. Du kannst jetzt gehen, Patrick. Geh in die Küche.«
    Carstairs war genauso makellos gekleidet wie immer, aber die Sorgenfalten in seinem Gesicht waren nicht mehr zu übersehen, und ich hatte den Eindruck, dass er genauso wenig geschlafen hatte wie ich.
    »Sie haben mein Telegramm erhalten?«, fragte Holmes.
    »Ja, durchaus. Aber Sie haben anscheinend meins nicht erhalten. Denn darin habe ich deutlich zum Ausdruck gebracht,was ich auch schon Dr. Watson gesagt hatte: dass Ihre Dienste hier nicht mehr gebraucht werden. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Sie haben meiner Familie nicht sehr geholfen, Mr. Holmes. Im Übrigen dachte ich, dass Sie unter Arrest stehen, weil Sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind?«
    »Diese Angelegenheit ist geklärt. Und was Ihr Telegramm angeht, Mr. Carstairs, so habe ich es tatsächlich erhalten und mit großem Interesse gelesen, was Sie zu sagen hatten.«
    »Und Sie sind trotzdem gekommen?«
    »Sie haben mich ursprünglich aufgesucht, weil Sie sich von einem jungen Mann mit einer flachen Mütze bedroht fühlten, den Sie für Keelan O’Donaghue aus Boston hielten. Ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass ich jetzt im Besitz sämtlicher diesbezüglicher Fakten bin, die ich Ihnen gern unterbreiten würde, wenn Sie erlauben. Ich kann Ihnen auch sagen, wer den Mann getötet hat, den wir in Mrs.

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