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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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und den trage ich bei mir«, erwiderte Carstairs. »Allerdings habe ich Kirby vor einem halben Jahr gebeten, eine Kopie davon machen zu lassen. Catherine verwahrt ihren Schmuck im Tresor, und da ich gelegentlich unterwegs bin – ich fahre immer noch zu Auktionen im ganzen Land und auch auf dem Kontinent –, wollte sie gern einen eigenen haben.«
    Mrs. Carstairs war uns gefolgt und stand jetzt neben dem Sekretär. Sie legte bedauernd die Hände zusammen. »Ich hab ihn verloren«, gestand sie.
    »Wann war das?«
    »Das weiß ich nicht genau, Mr. Holmes. Vielleicht vor einem Monat, vielleicht auch schon früher. Edmund hat schon ausführlich mit mir darüber gesprochen. Vor ein paar Wochen wollte ich den Safe aufschließen und konnte den Schlüssel nichtfinden. Zum letzten Mal benutzt hab ich ihn an meinem Geburtstag, das war im August. Was danach damit passiert ist, weiß ich nicht. Normalerweise bin ich nicht so – schusselig.«
    »Könnte es sein, dass er gestohlen wurde?«
    »Ich habe ihn in einer Schublade neben meinem Bett aufbewahrt, und außer dem Dienstmädchen und der Haushälterin kommt dort niemand je rein. Soweit ich weiß, hat der Schlüssel das Haus nie verlassen.«
    Holmes wandte sich jetzt an Carstairs. »Sie haben den Tresor nicht ersetzt.«
    »Ich hatte es die ganze Zeit vor. Aber dann dachte ich wieder, wenn der Schlüssel irgendwo im Garten oder im Dorf läge, würde ja niemand wissen, wozu er gehörte. Und wenn er, was mir viel wahrscheinlicher schien, sich irgendwo zwischen den Kleidern meiner Frau versteckt hatte, war es höchst unwahrscheinlich, dass er in die falschen Hände geriet. Wir wissen auch jetzt noch nicht, ob es der Schlüssel meiner Frau war, mit dem der Safe geöffnet wurde. Vielleicht hat Kirby ja zwei Kopien anfertigen lassen.«
    »Wie lange ist er schon bei Ihnen?«
    »Sechs Jahre.«
    »Und Sie hatten niemals Grund, sich über ihn zu beschweren?«
    »Nicht den geringsten.«
    »Und wie steht es mit diesem Patrick, dem Küchenjungen? Ihre Frau hat angedeutet, dass sie ihm misstraut.«
    »Meine Frau mag ihn nicht, weil er aufsässig ist und ein wenig verschlagen. Er ist auch erst seit ein paar Monaten bei uns, und wir haben ihn nur auf Bitten von Mrs. Kirby aufgenommen, die uns gebeten hat, ihm bei der Stellensuche behilflich zu sein. Sie verbürgt sich für ihn, und ich habe keinen besonderen Grund, ihm zu misstrauen.«
    Holmes hatte sein Vergrößerungsglas herausgenommen und untersuchte den Safe, wobei er sich besonders dem Schloss widmete. »Sie sagen, Schmuck sei gestohlen worden. War es der Ihrer Frau?«
    »Nein. Genau genommen war es eine Halskette mit drei Traubenbündeln aus goldgefassten Saphiren, die meiner verstorbenen Mutter gehört hat. Ich glaube nicht, dass sie für einen Dieb besonderen finanziellen Wert hat, aber der Erinnerungswert für mich war sehr groß. Meine Mutter – vor einigen Monaten hat sie noch hier bei uns gelebt, bis …« Seine Stimme brach ab, und seine Frau legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »Es war ein Unfall«, sagte er schließlich. »Sie hatte einen Gasofen in ihrem Schlafzimmer. Irgendwie muss die Flamme erloschen sein, und sie ist im Schlaf erstickt, Mr. Holmes.«
    »War sie schon älter?«
    »Sie war neunundsechzig. Sie hat immer bei geschlossenem Fenster geschlafen, sogar im Sommer. Sonst wäre das gar nicht passiert.«
    Holmes verließ den Tresor und ging jetzt zum Fenster. Ich sah zu, als er das Fensterbrett, den Rahmen und die beweglichen Teile genau inspizierte. Wie immer erläuterte er seinen Befund, ohne mich dabei direkt anzusprechen. »Keine Fensterläden«, begann er. »Das Fenster ist mit einfachen Riegeln versehen und liegt relativ hoch über dem Boden. Es ist von außen beschädigt worden. Das Holz ist gesplittert, was das Geräusch erklären könnte, das Mrs. Carstairs gehört hat.« Er schien eine Berechnung anzustellen. »Ich würde gern mit Ihrem Hausdiener sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben, diesem Kirby. Danach werde ich in den Garten gehen, obwohl ich vermute, die örtliche Polizei hat alle Spuren zertrampelt, die mir hätten sagen können, was genau hier passiert ist. Haben Ihnen die Beamten irgendeinen Hinweis gegeben, wen sie im Verdacht haben?«
    »Inspektor Lestrade ist noch einmal zurückgekommen und hat mit uns gesprochen, kurz bevor Sie hier ankamen.«
    »Was? Lestrade ist hier bei Ihnen gewesen?«
    »Ja. Und was immer Sie für eine Meinung von ihm haben mögen, Mr. Holmes, ich hatte den Eindruck,

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