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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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sie zurückholen.“
    Er sagte nichts, und sie war froh darüber. Denn eine Schlussfolgerung war, dass ihre Mutter nie zurückgekommen war, weil sie tot war. Doch Jenny weigerte sich, das zu glauben. Wenn Mariska gestorben wäre, hätten sie es irgendwie erfahren.
    „Das Ironische an der Sache ist“, fuhr sie fort, „dass Philip quasi aus dem Nichts aufgetaucht ist. Gerade als ich dachte, ich wäre ganz allein auf der Welt, lerne ich diese ganze Gruppe Verwandter kennen.“
    „Du musst nicht alleine sein“, sagte er.
    Seine Worte und der Tonfall überraschten sie. „Rourke?“, fragte sie leise.
    Er schien sich zu fangen, und dann senkte sich die „Dein Freund und Helfer“-Maske wieder über sein Gesicht. „Was ich damit sagen will, du bist ein Teil dieser Stadt“, erklärte er. „Jeder hier liebt dich, und deine beste Freundin ist die Bürgermeisterin.“
    „Du hast recht. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen.“ Sie nahm einen langen, tiefen Atemzug, der ihre Lungen mit eiskalter Luft füllte. „Es gibt nicht viel, was ich an dem, was geschehen ist, gut nennen würde“, sagte sie. „Kein Zuhause und keine Familie mehr zu haben ist nichts, was ich meinem ärgsten Feind wünschen würde.“
    „Du hast keine Feinde“, merkte er an.
    „Außer, sie finden den, der mein Haus angezündet hat.“
    „Niemand hat dein Haus angezündet.“
    „Wie auch immer. Eine gute Sache ist aus all dem aber erwachsen. Obdachlos zu sein hat mir eine Tür zu unendlichen Möglichkeiten geöffnet.“
    „Soll heißen?“
    „Ich kann ganz von vorne anfangen. An jedem Ort, der mir gefällt.“ Sie beobachtete sein Gesicht, konnte aber nicht erkennen, was er dachte. „Darum wird es so schwer, von hier fortzugehen.“
    Er rührte sich nicht und sagte nichts. Er war so still, dass sie hören konnte, wie die Schneeflocken auf ihrer Jacke landeten. Sie wartete mit angehaltenem Atem auf seine nächste Frage.
    Doch die kam nicht. Er stand einfach nur da mit versteinerter Miene.
    Vielleicht hatte er sie nicht verstanden. „Ich werde Avalon verlassen.“
    „Das habe ich gehört.“
    „Und du hast dazu nichts zu sagen?“
    „Nein.“
    „Rourke …“
    „Es ist dein Leben. Deine Entscheidung. Das geht mich nichts an.“
    Bitte mich zu bleiben, dachte sie. Sag es einfach, und ich werde nicht gehen. Oh Gott, wie pathetisch. Wenn er es sagen würde, würde sie dann wirklich bleiben? „Sag etwas.“
    „Was willst du hören?“
    „Ich will hören, was du von meinem Plan hältst.“
    „Ist es wichtig, was ich denke?“
    „Ja.“
    „Warum?“
    „Weil du mir wichtig bist“, sprudelte es aus ihr heraus. Entsetzt ruderte sie zurück. „Ich meine, du bist so großzügig gewesen. Zu großzügig. Ich fühle mich schlecht bei dem Gedanken, welche Unannehmlichkeiten ich dir bereitet habe. Ich hab mich dir viel zu lange aufgedrängt. Ich kann nicht einfach so in dein Leben ziehen, Rourke.“
    „Warum nicht?“
    „Weil das falsch ist. Wir haben unsere eigenen Leben zu leben, und wir können uns nicht ewig gegenseitig einengen.“
    „Ach, jetzt enge ich dich ein?“
    „Nein. Mein Gott, ist das frustrierend, mit dir zu reden.“
    Er sagte nichts.
    „Ich habe mich entschieden, nach New York zu gehen“, sagte sie. Die Bedeutung dieser Entscheidung hallte in ihr nach. Es war das erste Mal, dass sie es laut ausgesprochen hatte. „Ich werde in Olivias alter Wohnung wohnen. Philip Bellamy hat es vorgeschlagen. Er will, dass ich ihn besser kennenlerne, seine Schwestern treffe und ein wenig Zeit mit seinen Eltern verbringe – meinen Großeltern. Und … ich weiß nicht. Sobald hier alles geklärt ist, werde ich sein Angebot annehmen. Laura wird sich um die Bäckerei kümmern, und ich bekomme die Chance, mich endlich ernsthaft mit dem Schreiben zu beschäftigen.“
    Nachdem sie ihren Plan zu Ende erklärt hatte, fühlte sie sich seltsam außer Atem. Darüber zu reden war merkwürdig. Das würde alles wirklich passieren. Sie würde den Ort verlassen, an dem sie geboren war und ihr gesamtes Leben verbracht hatte. Außer, Rourke gäbe ihr einen Grund zu bleiben. Aber warum sollte er das tun? „Ich nutze die Freiheit, die das Feuer mir gegeben hat.“
    „Für mich klingt das, als würdest du davonlaufen.“ Er öffnete die Fahrertür ihres Autos. „Wir treffen uns bei mir im Haus.“
    Etwas verunsichert stieg sie ein.
    „Bis gleich“, sagte er und lehnte sich leicht ins Innere des Wagens. „Anschnallen“, erinnerte er sie, dann

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