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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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und mit dem College anzufangen. Meine Mom würde nie was sagen, aber ich merke, dass sie darauf wartet, sich endlich wieder auch um ihr Leben kümmern zu können.“
    „Was ist mit deinem Vater?“
    „Ich nenne ihn nicht Vater oder Dad. Denn das würde eine Beziehung implizieren, die wir nicht haben. Er ist … der Typ, dessen DNA ich habe. Der Mann, der mich zum Mischling gemacht hat.“
    „Und wo ist er jetzt?“
    Sie zuckte wieder die Achseln, eine Geste, die vermutlich eine ganze Welt des Schmerzes verbergen sollte. „Er arbeitet in Washington, D. C. Im Pentagon.“
    „Ist er irgendein Militärpromi oder was?“
    „Das behaupten sie zumindest. Und er hat diese unglaubliche Vorzeigefrau, die ein Stipendium an der Rhodes University erhalten hat und die Enkelin irgendeines Vorkämpfers für die Rassengleichheit ist, und sie haben zwei perfekte Kinder, die aussehen wie Filmstars.“
    Wieder wusste Daisy nicht, was sie sagen sollte.
    „Ich komm damit klar“, erklärte Sonnet schnell. „Außer …“
    „Außer was?“
    „Außer, dass ich ab und zu keine Ahnung habe, wer ich bin. Meinen Dad sehe ich vielleicht ein Mal im Jahr. Meine Mutter ist der Stadthippie. Eine lebende Erinnerung an Woodstock.“
    „Na ja, ein bisschen mehr muss sie schon sein, sonst wäre sie bestimmt nicht Bürgermeisterin geworden.“
    Sie öffneten ihre Rucksäcke und holten ihre Notizen hervor. Daisy nahm auch ihre Kamera heraus, ein kleines Digitalgerät mit einem Carl-Zeiss-Objektiv. Sie hatte sie letzten Sommer zu ihrem Geburtstag bekommen und dadurch eine neue Leidenschaft entdeckt. In ihrer ehemaligen Schule war der Fotokurs der einzige Unterricht, der ihr Spaß gemacht hatte. Sie liebte es, Bilder zu machen, besondere Momente oder Lichtverhältnisse einzufangen.
    Es war etwas Unwiderstehliches und unglaublich Intimes an der Art, wie Sonnet und Zach am Tisch saßen, gemeinsam lernten und sich ab und zu gegenseitig aufzogen. Die Neigung ihrer Köpfe bildete eine seltsame Symmetrie.
    „Achtet einfach nicht auf mich“, sagte Daisy und schaltete die Kamera ein. „Ich will nur ein paar Fotos machen.“
    Der Raum zwischen ihnen ergab eine Herzform, aber da ihre Gesichtsausdrücke so ernsthaft waren, wirkte es nicht zu süß. Daisy schoss ein paar Fotos und legte die Kamera dann beiseite. Sonnet bot ihr eine Cola an, aber sie lehnte dankend ab. Daisy war am Verhungern. In letzter Zeit bekam sie diese Hungerattacken, die zehnmal stärker waren als die, die sie nach dem Potrauchen kannte. Außerdem überkamen sie die Anfälle zu den seltsamsten Zeiten, manchmal sogar mitten in der Nacht. Als Sonnet jetzt also eine Tüte Chips und eine Tube Sourcream-Dip öffnete, langte Daisy zu, als hätte sie seit Tagen nichts gegessen.
    Sie bat um ein Glas Wasser. In dem Moment, wo sie ausgetrunken hatte, schien die gesamte kalte Flüssigkeit direkt in ihre Blase zu laufen.
    „Wo ist die Toilette?“, fragte sie. Sie hatte das Gefühl, gleich zu platzen.
    Sonnet zeigte den Flur hinunter.
    Daisy beeilte sich. Sie kam an dem Büro vorbei, in dem Nina jetzt saß und telefonierte. Es ging um irgendwelche die Stadt betreffenden Finanzsachen.
    Die Chips und der Dip waren ein Fehler gewesen. Ein großer Fehler. Sie merkte, wie sie immer höher stiegen, bis sie befürchtete, gleich wie ein Vulkan zu explodieren.
    Badezimmer. Wo zum Teufel war das Badezimmer?
    Sie riss eine der Türen auf. Verdammt. Garderobenschrank. Sie versuchte die Nächste. Verdammt. Kellertreppen. Panisch versuchte sie die dritte Tür. Auch kein Badezimmer. Sie stand kurz davor zu explodieren, als sie Nina sagen hörte: „Am Ende des Flurs, Honey.“
    Daisy rannte. Sie wusste nicht, was dringender war – der Drang zu pinkeln oder der, sich zu übergeben. Aber auf jeden Fall musste sie schnellstmöglich das Badezimmer erreichen.
    Zehn Minuten später wusch sie sich das Gesicht ab und stakste blass und ausgelaugt aus der Tür. Reiß dich zusammen, sagte sie sich. Geh zurück in die Küche und tu ganz normal.
    Die Schultern gestrafft, den Kopf erhoben, ging sie den Flur hinunter. Als sie an dem Büro vorbeikam, in dem Nina arbeitete, tat Daisy so, als würde sie sie nicht bemerken. Sie war fast an der Tür vorbei, als Nina sie ansprach.
    „Warst du schon bei einem Arzt, Honey?“

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