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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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sie davon geträumt, irgendwann einmal die Besitzerin des ehemaligen Grandhotels zu sein. Jenny würde alle ihre Ferien im Inn verbringen und dort an ihrem Roman arbeiten. Jetzt würde nichts davon mehr passieren, und Jenny verspürte einen leichten Stich der Verärgerung, weil Nina ihre Pläne zunichtegemacht hatte. Dann fand sie sich unglaublich illoyal und zwang sich zu einem Lächeln. „Nur weil es schwer wird, heißt das noch lange nicht, dass du es nicht tun solltest.“
    „Ich muss es Laurence erzählen“, sagte Nina. „Er wird es hassen.“
    Joey drehte sich um und legte seine Arme um die Rückenlehne des Vordersitzes. „Sollen wir ihm ein wenig in den Hintern treten?“
    „Nein. Gott, Joey. Du würdest es eh nicht schaffen, ihm in den Hintern zu treten. Er geht nach West Point, er kennt sich aus mit Selbstverteidigung.“
    Jenny hatte Laurence nur ein Mal getroffen – ein großer, breitschultriger Afroamerikaner, der mit seinem rasierten Schädel und dem militärischen Gehabe ziemlich einschüchternd wirkte.
    „Warum trifft er sich dann mit einem Highschoolmädchen?“, fragte Rourke.
    „Er ist erst siebzehn, genau wie ihr.“
    „Ja, aber wir haben dich nicht angebufft“, sagte Joey, was ihm von Rourke einen Klaps auf den Oberarm einbrachte.
    „Es ist sein erstes Jahr auf der Akademie. Außerdem habe ich ihm gesagt, dass ich schon achtzehn bin“, erklärte Nina.
    Jenny konnte verstehen, wieso Laurence Jeffries sich hatte täuschen lassen. Nina mit den dunklen Augen und der Mordsfigur hatte ein Händchen dafür, sich älter aussehen zu lassen, als sie war. Man musste Laurence zugutehalten, dass er sofort die Finger von ihr gelassen hatte, als er erfuhr, wie jung sie wirklich war.
    „Wenn ich ihm davon erzähle“, fuhr Nina fort, „und er sich an seinen Ehrenschwur hält, muss er es seinen Vorgesetzten erzählen und wird der Akademie verwiesen. Vielleicht erzähle ich es ihm also lieber gar nicht.“
    Bei diesem Vorschlag überlief Jenny eine Gänsehaut. „Mein ganzes Leben lang habe ich mir gewünscht, mein Vater wüsste von mir. Ich habe gedacht, alles wäre anders gelaufen, wenn meine Mutter ihm von mir erzählt hätte.“ Falls sie das tatsächlich nicht getan haben sollte. Was Jenny nicht mit Sicherheit wusste. Vielleicht hatte sie irgendwo einen Vater, der von ihr wusste, dem sie aber nicht wichtig genug war, um sich um sie zu kümmern.
    „Warum wolltest du irgendetwas anders haben?“, fragte Rourke.
    Gute Frage. Es war komisch, dass er sie ansah und dachte, sie hätte das perfekte Leben. „Ich würde es einfach nur gerne wissen, das ist alles“, sagte sie.
    „Fahren wir jetzt nach West Point oder nicht?“, fragte er Nina.
    „Nein. Ich muss nach Hause und ein wenig nachdenken.“ Den Rest der Fahrt war sie sehr still und blätterte nur unruhig durch die Informationen, die man ihr in der Klinik gegeben hatte. Aus dem Radio ertönte Amy Grants „Baby Baby“.
    Nach kurzer Zeit erreichten sie das Ortsschild von Avalon an der überdachten Brücke.
    „Halt mal bitte an“, sagte Nina. „Ich muss mich übergeben.“
    Sie stolperte aus dem Auto, atmete tief ein und gab sich große Mühe, die Übelkeit zu unterdrücken. Es gelang.
    „Geht es dir gut?“, wollte Jenny wissen, die nun ebenfalls ausgestiegen war.
    „Ja.“ Nina nahm ihre Tasche und das Paket aus der Klinik an sich. „Ich werde von hier aus nach Hause laufen.“
    „Ich fahre dich“, bot Rourke an.
    „Es sind ja nur ein paar Straßen“, sagte sie. „Ich muss meinen Kopf freikriegen, bevor ich vor meinen Eltern die Bombe platzen lasse.“
    „Das klingt logisch.“
    Nina sah blass, aber entschlossen aus. „Ihr seid die besten Freunde der Welt. Ich weiß nicht, was ich ohne euch tun würde.“
    Nachdem sie gegangen war, lungerten Jenny, Joey und Rourke noch ein wenig am Flussufer herum. Es war einer der schönsten Plätze in Avalon, die altmodische, überdachte Brücke, die den Schuyler River überspannte.
    „Es ist hier so friedlich“, sagte Joey. „Du hast Glück, an so einem Ort wohnen zu dürfen.“
    „Pft. Ich kann es kaum erwarten, hier wegzukommen“, erwiderte Jenny.
    „Warum solltest du von hier wegwollen?“, wollte Rourke wissen.
    „Weil es alles ist, was ich bisher kenne. Ich wollte schon immer die Chance haben, andere Orte kennenzulernen. Ein anderes Leben zu leben. Herauszufinden, wer ich außer Jenny dem Bäckermädchen sonst noch bin.“
    Joey schien sie zu verstehen, doch Rourke schaute sie mit

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