Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
zusammengearbeitet!«, sagte er und fluchte.
»Ja. Gott weiß, dass ich es nicht wollte, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich habe alles versucht, um Penny und Jonathan zu finden. Zwei Wochen lang war ich nur auf der Suche, fand aber nicht einmal einen Hinweis darauf, wohin er sie gebracht haben könnte.« Niall schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr. »Trotz allem weigere ich mich zu glauben, dass sie nicht mehr leben.«
»Du hättest zu Solomon’s kommen sollen. Zu mir. Ich hätte dir geholfen«, sagte Graeme.
»Das wollte ich, glaub mir. Aber er drohte mir. Sagte, er würde sie umbringen, sollte ich irgendjemanden um Hilfe bitten. Und erst da bin ich hierhergekommen, um diesen verfluchten Schatz für ihn zu finden.« Niall lachte plötzlich, aber es lag keinerlei Humor in seiner Stimme, nur Ironie und Traurigkeit.
»Und ich fand ihn. Heute Morgen habe ich ihn hier gefunden. Gestern Abend hatte ich das Dynamit gelegt, um eine andere Mauer einzureißen, aber dieser Teufel muss mir gefolgt sein und die Anordnung des Sprengstoffs dann verändert haben. Ich habe seine Falle ausgelöst, und jetzt komme ich nicht mehr heraus. Ironischerweise öffnete die Explosion die richtige Stelle, und da war der Schatz. Lag mitten …«
»In einem Haufen Knochen«, warf Graeme ein.
»Ja«, sagte Niall. »Aber woher weißt du das?«
»Das spielt keine Rolle, Niall. Wir werden dich dort herausholen«, wiederholte Graeme. »Wie schwer bist du verletzt?«
»Ich blute. Ein herabfallender Stein hat mich am Kopf getroffen, und ich habe höllische Schmerzen«, sagte Niall. »Mehrere Steine sind auf mein Bein gefallen, und ich kann es nicht mehr bewegen. Es ist bestimmt gebrochen.«
»Graeme«, sagte Vanessa leise. »Sieh mal.« Sie zeigte auf ihre und seine Füße, die jetzt in einer zentimetertiefen Pfütze standen. »Das Wasser des Sees dringt ein«, sagte sie so leise wie zuvor. »Wir müssen hier heraus, bevor die ganze Höhle überflutet wird.«
Graeme beobachtete, wie das Wasser stieg, zunächst nur bis zu seinen Stiefelspitzen, aber dann überspülte es schon seinen Hosensaum. Vanessa hatte recht. Die Zeit lief ihnen davon. Er stieß eine ganze Reihe gotteslästerlicher Flüche aus.
»Du musst sie finden, Graeme«, flehte Niall. »Versprich mir, dass du Penny und meinen Sohn finden wirst«, bat er mit gequälter Stimme.
Graeme starrte seine Frau an und wusste, dass er wahrscheinlich genau dasselbe getan hätte wie Niall, um sie zu beschützen.
Tränen rannen über Vanessas Wangen, und sie schluckte heftig.
»Ich verspreche es«, sagte Graeme.
»Lass nicht zu, dass dieser Schuft sie umbringt«, sagte Niall.
»Ganz sicher nicht.« Aber Graeme kannte den Raben, und das Wahrscheinlichste war, dass Penny und der Junge schon nicht mehr lebten, ja vielleicht sogar schon seit Wochen tot waren. Es sei denn, der Rabe gedachte, sie für weitere Erpressungen zu benutzen – dann könnte vielleicht noch Zeit sein, sie zu retten.
»Graeme.« Vanessa legte ihre Hand auf seinen Arm und zog an seinem Ärmel. Ihre Augen waren groß vor Furcht. Das Wasser umspülte jetzt schon ihre Waden, und sie musste sich an der Wand abstützen, um in der immer stärker werdenden Strömung Halt zu finden.
Er nickte. »Niall«, sagte er erstickt, brachte es aber nicht fertig, mehr als das zu sagen.
»Ich weiß. Ihr müsst hier heraus. Ihr könnt meine Familie nicht retten, wenn ihr hier bei mir bleibt. Hier«, sagte er und schob seine Hand durch die kleine Öffnung. »Ich kann euch nicht den ganzen Schatz herüberreichen, aber das hier ist der Stein, hinter dem der Rabe her ist. Benutzt ihn, um meine Familie zu befreien.«
Graeme griff nach dem Stein, den Niall ihm hinstreckte, und ein großer, ungeschnittener Smaragd fiel ihm in die Hand.
»Ach du meine Güte!«, flüsterte Vanessa.
»Ich werde deine Familie retten«, versprach Graeme.
Die Strömung zerrte an ihnen. Da das kalte Wasser schon seinen Schenkel umspülte, wusste er, dass es Vanessa bereits bis zur Taille reichen musste. Er würde sie heraustragen, wenn es nicht anders ging.
»Und jetzt raus hier!«, schrie Niall. »Sag ihnen, dass ich sie liebe und alles versucht habe.«
Drei Stunden später befanden sich Vanessa und Graeme bereits in einem Zug nach London. Sie saß in ihrem Schlafwagenabteil und beobachtete ihren Mann, der durch den engen Raum tigerte wie ein eingesperrtes Raubtier. Schuldgefühle quälten ihn wie eine eiternde Wunde. Sie konnte den Kummer sehen, der seinen
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