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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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frech.
    „Tja, da guckst du. Ich sehe jetzt viel jünger aus. Findet ihr nicht?“
    Doris Brenn-Scheidler: „Stimmt.“
    „Genau“, bejahte auch der Schmidt-Schmitt. „Im Henry und Emma würdest du als der Jüngste durchgehen.“ Das Seniorenheim der Stifter Henry und Emma Budge steht heute in Frankfurt-Seckbach (früher in der Hansaallee).
    Mit einem kurzen und bündigen „Depp“ begegnete Herr Schweitzer diesem Affront.
    Bertha brachte den Weißburgunder. „Prösterchen. Nicht verschlucken, Simon.“
    „Ich werde mir Mühe geben.“
    „Und gleich …“, begann Schmidt-Schmitt, gab seiner Herzensdame ein Küßchen, ehe er fortfuhr, „… erzählt uns Simon, wie er auf diesen Esterházy gekommen ist.“
    Herr Schweitzer guckte, als habe er gerade einen Teppichklopfer als Sexspielzeug geschenkt bekommen. Die Irritation war ihm anzusehen. Normalerweise war er es, der andere Leute verblüffte. Ihm hatte es die Sprache verschlagen, nicht einmal ein Stottern war mehr drin.
    Der Oberkommissar war sehr mit sich zufrieden. Mit einem selbstgefälligen Grinsen wandte er sich an seine Begleitung: „Siehst du, Doris, hab ich’s dir nicht gesagt, den Simon darf man nie unterschätzen. Bestimmt hat er sich insgeheim schon diebisch darauf gefreut, uns die Eier des Kolumbus’ auf dem Silbertablett zu präsentieren.“
    Mit wachsendem Interesse studierte die Kommissaranwärterin Herrn Schweitzers Gesichtszüge, die ihm mehr und mehr entgleisten. Auch wenn sie es kaum glauben konnte: Mischa schien mit seiner These ins Schwarze getroffen zu haben.
    „Esterházy …“, war alles, was der Detektiv zustande brachte.
    „Gut, Simon. Esterházy …“, frotzelte Schmidt-Schmitt. „Alle Achtung! Schachtelsätze waren schon immer deine Stärke.“
    Zur Stärkung leerte Herr Schweitzer den Weißburgunder in einem Zug. Doch noch war er nicht stark genug: „Bertha! Weißburgunder!“ Lag es an seinem Joint? Hatte er irgendwo gepennt?
    Gott sei Dank hatte der Oberkommissar ein Erbarmen: „Also gut, hör zu: Nicht alle bei der Kripo sind so blutjung wie Doris und ich. Ein älterer Kollege namens Kreitz, ach was, den kennst du eh nicht … Auf jeden Fall hat sich dieser Kollege, der geht schon auf die Fünfzig zu, weißt du, heute morgen an einen Unfall mit Todesfolge erinnert, der sich vor zwanzig Jahren am Kuhhirtenturm ereignet hat. Und er hatte auch gleich einen Namen parat: Esterházy. Kreitz meinte, ich zitiere: ‚Zwei Tote in ein und derselben Sackgasse, da sollte man doch mal nachhaken.’ Genau das haben wir dann auch getan. Aber ich sag’s dir lieber gleich, der Phantombild-Mörder und dieser Esterházy sehen sich ungefähr so ähnlich wie Dick und Doof. Also Fehlanzeige. Und jetzt, Simon, erkläre uns bitte nicht, daß er ja einen Mörder gedungen haben könnte. Das haben wir bereits überprüft. So ein Mörder kostet nämlich hierzulande viel Geld, nicht so wie in Rio, wo Inflation herrscht. Von Esterházys Konto sind in letzter Zeit aber keine nennenswerten Geldbeträge abgehoben worden. Vor etwas mehr als einem Jahr mal dreitausend Mille, aber damit war er wohl im Urlaub in der Schweiz, wie wir in Erfahrung gebracht haben. Außerdem hab ich Elly und dich vorhin in der Wallstraße gesehen, wie ihr vom Melibocus kamt. Ätsch.“
    Herr Schweitzer: „Aha.“
    „Genau. Da hab ich mich natürlich gefragt, was macht unser Simon wohl beim Felix. So dicke miteinander seid ihr ja auch wieder nicht. Wolltest wohl ins Archiv, was?“
    „Ich …“
    „Schon gut, Simon, ich bin einfach rein und hab gefragt.“
    Doris Brenn-Scheidler: „Das hast du mir gar nicht gesagt, du … du gerissener Hund.“ Spielerisch boxte sie ihm in die Seite.
    Bertha kam und brachte Nachschub.
    „Danke“, sagte Herr Schweitzer. Sofort stürzte er sich auf den Seelenbalsam. Solchermaßen vom Oberkommissar informiert fand er auch wieder in die Spur zurück: „Also scheidet der Esterházy definitiv aus!? Schade eigentlich.“
    „Tja, so spielt das Leben eben“, erkannte Schmidt-Schmitt.
    Die Kommissaranwärterin war aber weiterhin skeptisch: „Ich weiß nicht, vielleicht …“
    „Vielleicht was?“
    „Schon gut, Mischa. Nichts.“
    Auch Herr Schweitzer forschte nach einem logischen Einwand, fand aber ebenfalls keinen.
    Die Tür ging auf, ein erfrischender Luftzug kam herein und mit ihm der angesäuselte Ouzo-Schorsch. Wortlos blickte er sich um und wußte nicht, wohin mit sich.
    Der Oberkommissar stand auf und holte noch einen Hocker.

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