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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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hatte er sich aber dennoch durchgerungen. „Okay. Ich sag’s dir aber gleich, der Käfer ist eine absolute Schrottkiste. Und wenn ich Schrottkiste sage, dann meine ich auch Schrottkiste.“ Dann konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nur deswegen kriegst du ihn auch. Zur Not kann ich den Schaden aus eigener Tasche bezahlen. Die fünfzig Euro kann ich noch erübrigen.“ Er überreichte Herrn Schweitzer den Schlüssel.
    „Ich danke dir recht herzlich. Du hast was gut bei mir.“
    „Das höre ich gerne. Hier ist mein Deckel. Aber da ist noch was.“
    „Hm?“
    „Der erste Gang ist kaputt, du mußt im zweiten anfahren. Und immer schön viel Gas geben, hörst du?“ Es klang, als erkläre er gerade einem kleinen Bub die Welt.
    „Ich bin doch nicht blöd.“
    Michael Schmidt-Schmitt verkniff sich weitere Kommentare.
    Neuer Tag, neues Glück. So hatte sich Karel Esterházy beim Aufstehen selbst motiviert. Nun war er schon drei Stunden wach und wartete darauf, endlich runter ins Oberräder Reisebüro gehen zu können.
    Viertel vor zehn. Er zog seine schwarzen Lederschuhe an, die schon bessere Tage gesehen hatten und so alt waren, daß er sich nicht erinnerte, sie je gekauft zu haben. Er beschloß, sich neue zuzulegen. Wer weiß, ob es dort, wohin ihn seine Reise führte, Lederschuhe in gewünschter Qualität gab.
    Im Flur grüßte er seine Nachbarin, die Stewardeß, die gerade aus Malmö kam. Er fragte sich, ob er sie ansprechen sollte, bestimmt kannte sie sich mit Billigflügen aus, ließ es aber sein. Auf ihrem Koffer prangte die schwedische Flagge. Falsche Richtung, konstatierte Esterházy.
    Unten war gerade der Briefträger zugange. Die Temperatur lag jetzt schon bei fünfundzwanzig Grad. Er war noch weit davon entfernt, sich sicher zu fühlen. Instinktiv suchte er nach dem weißen Twingo von gestern. Die meisten anderen Autos, die hier sonst parkten, waren ihm bekannt. Nicht daß es ihn großartig beunruhigt hätte, stünde der Twingo schon wieder hier, aber ihn nicht zu sehen, war natürlich weniger besorgniserregend. Leichtfüßig und beschwingt setzte Esterházy seinen Weg fort.
    Im Schuhgeschäft erwarb er braune Schnürschuhe aus rauhem Büffelleder. Gleich das erste Paar hatte gepaßt. Er war ein angenehmer Kunde, weder anspruchsvoll noch geizig.
    Im Reisebüro ging’s nicht ganz so schnell. Nach fünfzehn Minuten waren in der engeren Auswahl noch Brasilien und Südafrika. In beiden Ländern hatte es deutsche Kolonien, die eine Integration immens erleichterten. Das war nicht ganz unerheblich, denn etliche Probleme, von denen er noch nicht ahnte, wie sie aussahen, würden auf ihn warten. Sie zumindest teilweise auf deutsch lösen zu können, wäre eine prima Sache.
    Letztendlich entschied sich Esterházy für Brasilien. Südafrika klang zwar auch ganz gut, aber dort fand im kommenden Jahr die Fußball-WM statt. Und das bedeutete verdammt viel Trubel. Außerdem hatte Brasilien den Vorteil, von Staaten umgeben zu sein, in denen halbwegs betuchte Ausländer traditionell problemlos abtauchen konnten. Vielleicht würde sein Konterfei doch noch irgendwann auf der Fahndungsliste von Interpol auftauchen. Besser, man kalkulierte alle Eventualitäten mit ein. Brasilien also. Genauer gesagt: Rio de Janeiro. Soweit sich Esterházy erinnerte, hatte dort der legendäre Bankräuber Ronald Arthur Biggs einen Großteil seiner Tage verbracht. Daß es ein erst kürzlich durch eine Stornierung freigewordener Platz in der ersten Klasse war, störte ihn nicht. Auch nicht, daß der Flug auf Morgen terminiert war. Je früher, desto besser.
    Auf dem Nachhauseweg übte er schon mal Englisch. Portugiesisch käme später vor Ort dran. Wenn er sich erst mal eingelebt hatte. I come from Germany. I am born in Cologne (seine neue Legende). I am hungry, you have meat for eat? (Na ja, da ist noch Spielraum nach oben.)
    Sein neugewonnenes Glücksgefühl fand ein jähes Ende, als er in der Nähe seines Hauses einen ziemlich verbeulten hellblauen Käfer 1302 erblickte, an dessen Steuer der Typ von gestern hockte. Die Verkleidung mit dem Strohhut war einfach nur lächerlich. Sämtliche Alarmglocken schrillten. Ein anderes Auto konnte bedeuten, das Früchtchen dort im Käfer machte einen auf Tarnung. Der Strohhut sprach auch dafür.
    Esterházy war mehr als verwirrt. Wie war die neue Situation zu bewerten? War der schräge Typ etwa doch ein Bulle oder wollte der ihn bloß veräppeln? Oder beides? Jedenfalls konnte es nicht schaden,

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