Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
Vom Netzwerk:
des toten Pfarrers wieder davon abgezogen. Es habe sich soweit alles geklärt und der Erzbischof sei nicht mehr an meiner Mithilfe interessiert, hieß es. Mir hat damals ein Blick genügt, um zu wissen, dass etwas vertuscht wurde.«
    Â»Mr. Holmes … das ist eine ungeheuerliche Behauptung.«
    Mein Gefährte schien diese Reaktion erwartet zu haben und lehnte sich zurück.
    Â»Ich habe damals nur deshalb von privaten Nachforschungen abgesehen, weil ich wegen eines dringenden Falls nach London zurückmusste. Eine Frage steht für mich jedoch noch immer ungeklärt im Raum, und ich würde es sehr begrüßen, wenn ich darauf von Ihnen heute Nachmittag eine Antwort bekäme. Ich denke, dass Sie mir das schuldig sind.«
    Holmes schien darauf zu warten, dass Montgomery auf seine Bemerkung einging, aber nichts dergleichen geschah. Dann ging er zum Angriff über:
    Â»Der Erzbischof hatte mich nicht gerufen, weil bei der Suche nach dem Mörder des enthaupteten Pfarrers Hilfe benötigt wurde. Ich würde sogar vermuten, dass man in Ihren erlauchten Kreisen bereits die notwendigen Schritte eingeleitet hatte. Und Selbstjustiz ist ja seit jeher ein probates Mittel dieser Institution in Krisenzeiten. Etwas an der Tat hat den Kirchenoberen so irritiert, dass es ihn alarmiert hat. Jemanden zu töten, liegt in der menschlichen Natur begründet und ereignet sich immer und immer wieder. Ihm aber die Schädeldecke abzuschlagen, entbehrt nicht einer gewissen … Symbolkraft. Was also hat die Kirche in diesem Akt gesehen, dass man sich dafür entschied, mich, einen beratenden Detek …«
    Der Bischof unterbrach ihn brüsk.
    Â»Hören Sie, Mister Holmes. Wie Sie unschwer erahnen können, habe ich eine Menge Verpflichtungen. Ich würde es sehr schätzen, wenn Sie mich nicht mit diesen belanglosen Kleinigkeiten belästigen würden, die in jeder Beziehung insignifikant geworden sind.«
    Â»Die Vorzeichen haben sich geändert, Hochwürden.«
    Â»Das wage ich zu bezweifeln, Mr. Holmes«, sagte dieser in abfälligem Ton.
    Er sah meinen Gefährten großmütig lächelnd an, ganz so, als würde der Hirte sein vom Wege abgekommenes Schaf zurück in die Herde geleiten.
    Â»Ich bitte Sie. In diesem Hause bestimmen der Herr«, dabei wandte er den Blick gen Himmel, »und meine Wenigkeit die Regeln. Wenn Sie dann bitte …«
    Ich wollte noch etwas sagen, den Versuch unternehmen, die Situation zu retten, aber Montgomery war bereits auf dem Weg zur Tür. Holmes schenkte ihm keine Beachtung und fingerte nach seinem Zigarettenetui.
    Â»Sie können hier nicht unaufgefordert rauchen«, schritt ich ein.
    Â»Kann ich nicht?«, antwortete er trocken, »na, dann eben nicht.«
    Dabei hatte er behände eine Zigarette zum Mund geführt, ein Streichholz entflammt und angezündet. Dann schnippte er es auf den vor uns stehenden Edelholztisch. Die Tür fiel hinter dem Bischof ins Schloss, und wir blieben alleine im Raum zurück.
    Â»Was um alles in der Welt sollte das?«, wollte ich von Holmes wissen.
    Â»Nun, Sie werden es besser verstehen, wenn ich Sie mit den weiteren Fakten bekannt mache. Kommen Sie, Watson. Hier zu rauchen, ist ohnehin keine Freude.«

VII. Nächtliche Charade
    Wir verließen den Bischofssitz und fuhren zurück zum Pigeons Inn. Holmes schlug vor, noch auf ein Pint Ale in die Wirtsstube zu gehen. Ich war einverstanden, auch weil er bei solchen Gelegenheiten gerne über seine bisherigen Beobachtungen berichtete. Mr. Brown versorgte uns mit seinem besten Bier, nicht ohne vorher ein Loblied auf dessen Qualität gesungen zu haben.
    Â»Watson, Sie haben in der St. Martin’s Church in Ihrer wunderbaren Einfachheit das so ungewöhnliche Bild beschrieben und etwas sehr Entscheidendes festgestellt: Vorder- und Hintergrund harmonieren nicht miteinander. Lassen Sie uns doch einmal versuchen, Ihre Aussage zu analysieren. Also, ein Weg endet im Hopfenfeld, und eine Kutsche des Erzbistums steht inmitten der Landschaft. Sie werden mir sicherlich Recht geben, dass sie dort fehl am Platz scheint. Aber warum? Weil etwas fehlt. Und zwar entschieden. Wurde es weggelassen?«
    Er trank einen Schluck und stopfte seine Pfeife. Ich entschied mich für eine Zigarette. Dann führte mein Gefährte weiter aus: »Nein, natürlich nicht. Wie sonst wäre ein solch ungewöhnliches Bild in die St. Martin’s

Weitere Kostenlose Bücher