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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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bestimmt.
    Â»Um kurz nach halb sechs wurde ich von einem lauten Schlag geweckt. Ich bin aufgestanden und nach unten in die Halle gelaufen. Die Tür zum Nebengebäude stand zu meiner Überraschung offen. Ich habe nicht lange überlegt, bin den Flur hinunter- und in das Zimmer hineingelaufen, wo mein Onkel erschlagen auf dem Boden lag. Ich habe unser Hausmädchen Annie geweckt und ihr aufgetragen, sich um Mutter zu kümmern. Dann habe ich Tom, unserem Stallburschen, gesagt, er solle sich vor dem Raum aufstellen und niemanden hineinlassen, bis ich zurückkäme. Keine Ahnung, wo er im Moment ist.«
    Bradstreet schaltete sich ein und befahl dem Constable, den Burschen herzubringen.
    Â»Wenn er nicht da sein sollte, dann finden Sie ihn. Nehmen Sie ein oder zwei Männer mit, die dürften ja mittlerweile angekommen sein.«
    Er wandte sich wieder Butler zu: »Wie war das Verhältnis zu Ihrem Onkel? Vertraut, persönlich? Oder bestimmten die Umstände die Beziehung?«
    Â»Wir verstanden uns recht gut, doch war ich nie ein so überzeugter Christ wie er. Das hat unser Verhältnis schon ein wenig belastet, da er seinen Glauben mit großer Hingabe gelebt hat.«
    Holmes stand auf, gab mir ein Handzeichen mitzukommen und entschuldigte sich beim Inspektor, er benötige eine kurze Pause. Er versuchte erst gar nicht, sein Verhalten zu erklären, sondern war bereits auf dem Weg zurück zu dem Raum, wo Montgomery gefunden worden war.
    Â»Schnell, Watson. Wenn der Polizeiarzt seine Arbeit zügig durchgeführt hat, müsste das Zimmer jetzt leer sein und ich hätte einen Moment Zeit. Nichts gegen Bradstreet, aber er wird sich noch gehörigem Druck ausgesetzt sehen. Es wäre also besser, er weiß nichts davon.
    Â»Druck von wem, Holmes?«, fragte ich etwas irritiert.
    Â»Sie bleiben auf dem Flur und rufen mich, sobald jemand kommt.«
    Ich tat wie mir geheißen; es dauerte nicht länger als fünf Minuten, dann glitt mein Gefährte aus der Tür, und wir strebten in Richtung Nebenausgang. Im Freien entfernten wir uns ein Stück weit vom Haus, und Holmes zündete sich eine Zigarette an.
    Â»Rauchen Sie auch, Watson?«
    Â»Nein, ich werde mir später eine Pfeife gönnen.«
    Ich wollte von ihm wissen, ob seine Suche erfolgreich verlaufen war.
    Â»Meine Vermutung hat sich vollends bestätigt. Montgomery, seine Ermordung, wir haben es mit einem mächtigen Gegner zu tun. Er trug nichts bei sich, selbst seine Aktentasche war leer. Das ist äußerst ungewöhnlich, ich gehe davon aus, dass wichtige Dokumente gestohlen wurden. Aber diese kleine Notiz hier wurde übersehen.«
    Holmes hielt eine kleine, cremefarbene Karte von bester Qualität in der Hand, darauf stand in feiner Handschrift das Datum des heutigen Tages, unsere Herberge und die Uhrzeit des geplanten Treffens mit meinem Freund. Dann verschwand das schmale Indiz wieder in seiner Weste.
    Â»Ihr Termin mit Montgomery!«, platzte ich heraus.
    Â»Ja, nur hat man es zu verhindern gewusst. Ich hatte übrigens während unseres Besuchs bei ihm eine Nachricht auf seinem Schreibtisch hinterlassen, in der ich das Bild aus der St. Martin’s Church erwähnt habe. Lassen Sie uns hinten um das Haus herumgehen«, schlug er vor.
    Wir gelangten auf die Rasenfläche. Als wir das Ende der Längsseite des Gebäudes erreicht hatten, fuhren zwei Kutschen vor. Holmes sprach leise auf mich ein.
    Â»Die Kirche wird versuchen zu verhindern, dass der Fall von Staatsseite her untersucht wird. Ich bin mir sicher, dass Bradstreet Schwierigkeiten bekommen wird, aber das sollte unsere Nachforschungen nicht beeinträchtigen. Allerdings dürfte die Befragung eines Kirchenmannes in Kürze recht kompliziert werden. In der St. Martin’s Church wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass man jeden unserer Schritte verfolgt. Ich hoffe, Sie erkennen mittlerweile die Konturen des Falls.«
    Ich hatte keine Idee, worauf er hinauswollte. Ursprünglich waren wir nach Canterbury gekommen, um meine Vergangenheit zu entschlüsseln, doch mittlerweile stellte sich die Situation weit komplizierter dar: Welches Geheimnis umgab Compton Lodge, und wie war ich darin verwickelt? Warum wurde der Bischof ermordet? Und welche Rolle kam der Kirche bei den verschiedenen Ereignissen zu? Fragen über Fragen, auf die es aus meiner Sicht keine Antworten zu geben schien. Für Holmes wohl schon. Die

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