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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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Montgomery. Dann dürften wir klarer sehen.«
    Er sah mich mit seinen adlerhaften Zügen an. Ohne eine Miene zu verziehen, schüttelte er schließlich langsam den Kopf.
    Â»Nein, Watson, nein. Mehr kann ich Ihnen im Augenblick wirklich nicht sagen.«
    Mit einem Mal fasste Holmes meinen Arm und zog mich in den Schatten der angrenzenden Säule. Erst wollte ich protestieren, doch als eine Tür im vorderen Teil der Kirche knarrte und ein Lichtstrahl sichtbar wurde, war klar, dass er schon längst wahrgenommen hatte, was mir wieder einmal verborgen geblieben war. Zwei Männer kamen durch das Kirchenschiff auf uns zu. Holmes war vollkommen ruhig. Die beiden blieben vor dem Bild stehen und flüsterten miteinander. Sie deuteten auf einzelne Partien und verstummten schließlich. Der kleinere der beiden machte zwei Schritte darauf zu und nahm es von der Wand, dann verschwanden sie in Richtung Altarbereich. Ich war einigermaßen überrascht. Erneut knarrte die Tür und wir blieben alleine im Kirchenschiff zurück. Holmes hantierte neben mir an der Blendlaterne, bis diese ein schwaches Licht warf. Er forderte mich auf mitzukommen. Entgegen meiner Vermutung verließen wir das Schiff nicht auf demselben Weg, wie wir gekommen waren. Stattdessen ging er schnellen Schrittes auf den Altar zu, öffnete die vormals knarrende Tür völlig geräuschlos, indem er sie leicht anhob und trat in einen schmalen Flur. Sein Finger vor dem Mund signalisierte mir, so leise wie möglich zu sein. Am Ende des Ganges befand sich eine Eisentür.
    Â»Verschlossen«, murmelte er und sah mich mit finsterem Blick an.
    Â»Schnell, Watson!«
    Er eilte zurück durch das Mittelschiff zur Seitentür hinaus, durch die wir in die Kirche gelangt waren. Wieder auf dem winterlichen Vorplatz deutete er mit dem Zeigefinger in verschiedene Richtungen, dann eilte er um den Westchor herum, nicht ohne mich zu ermahnen, im Schatten zu bleiben. Als wir die gegenüberliegende Seite der Kirche erreichten, sahen wir gerade noch eine Kutsche davonpreschen. Ich wollte unser Gefährt holen, doch Holmes hielt mich zurück.
    Â»Haben Sie nicht gesehen, was ich gesehen habe?«, fragte er mit deutlich sarkastischem Unterton und fuhr fort: »Watson, entschuldigen Sie meine Art, aber das Wappen und die Aufschrift …«, er hielt einen Augenblick inne und schien sich zu besinnen, »kommen Sie, sonst frieren wir noch fest. Ich bin Ihnen wirklich ein paar Erklärungen schuldig. Bei einem Brandy dürften die rechten Worte am ehesten zu finden sein.«
    Die Szene im Schatten der ältesten Gemeindekirche Englands mutete beinahe gespenstisch an. Seine Formulierung, er werde die rechten Worte finden, beunruhigte mich. Wir kämpften uns durch die Kälte zur Kutsche und machten uns auf den Rückweg. Ich rief mir die bisherigen Ereignisse noch einmal ins Gedächtnis, versuchte zu verstehen, was geschehen war. Etwas Ungeheuerliches musste mit meinem Bruder und mir passiert sein, das stand außer Frage. Aber wer hatte solch immenses Interesse an dieser alten Geschichte, dass man das von Holmes freigelegte Bild sofort verschwinden ließ? Jemand schien über unsere Schritte genauestens informiert zu sein; wie sonst wären die beiden Männer so schnell in der St. Martin’s Church aufgetaucht? Was wusste Holmes? Für den morgigen Tag war ein weiteres Treffen zwischen Bischof Montgomery und ihm vereinbart worden. Aus welchem Grund? Ich konnte einfach keinen roten Faden erkennen. Mein Freund hatte den Blick auf die Landstraße gerichtet und ein schwaches Lächeln schien auf seinen Lippen zu spielen.
    Â»Watson? Haben Sie Ihre vermutlich viel zu komplizierten Gedanken ein wenig sortieren können? Ist Ihnen mittlerweile klar geworden, was die eigentliche Frage ist?«
    Â»Welche Rolle mein Großvater gespielt hat?«
    Â»Zu eng gedacht, weitläufiger.«
    Â»Compton Lodge?«
    Â»Bitte, Watson. Versuchen Sie wenigstens den Anschein zu erwecken, als würden Sie sich Gedanken machen.«
    Er stoppte die Kutsche und sah zu mir herüber.
    Â»Einer von Ihnen, Sie, Ihr Bruder oder Ihr Cousin, war als Opferlamm vorgesehen. Die entscheidende Frage lautet doch: Wessen Interessen wurden geschützt? Es grenzt ja im Übrigen an ein Wunder, dass es Ihnen nicht wie Ihrem Bruder ergangen ist.«
    Â»Aber wieso?«, rief ich verzweifelt. »Das macht doch alles keinen Sinn.«
    Wir

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