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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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Kutschen hielten auf dem Vorplatz, und vier Personen stiegen aus. Zwei von ihnen waren unschwer als Angehörige der Kirche auszumachen. War das etwa der Erzbischof, der, von einem Untergebenen begleitet, die anderen Herren kurz grüßend, zur Tür ging?
    Â»Holmes!«, rief ich leise aus.
    Â»Was haben Sie denn geglaubt, wer hier auftauchen würde? Einer seiner direkten Untergebenen wurde ermordet. Wir sollten zu ihnen gehen und uns vorstellen. Und Watson, sagen Sie in Gottes Namen nichts von alldem, was ich angedeutet habe. Versuchen Sie einfach, Sie selbst zu sein, das ist immer noch verfänglich genug.«
    Ich reagierte nicht auf seine spöttische Bemerkung, sein glänzender Geist und seine in Momenten selbstherrliche Natur brachten ab und an unangenehme Blüten wie diese hervor. Er löste sich aus dem Schatten des Gebäudes und lief auf die beiden mir gänzlich unbekannten Personen zu. Die Männer sahen uns kurz an, ohne jedoch überrascht zu wirken. Mein Gefährte hatte Recht, man wusste von uns. Einer der Herren war der leitende Beamte der hiesigen Polizei, ein Inspektor Kingslay, der mit Bradstreet zusammenarbeiten würde. Er war von hagerer Gestalt, mit blasser Gesichtsfarbe und schien einen abwartenden Charakter zu haben. Seine Augen vermittelten mir jedoch den Eindruck, dass dieser Inspektor über weitaus mehr Kompetenz verfügte, als man es vielleicht auf den ersten Blick vermutete. Sein Händedruck war bestimmt, und er blickte mich fast einen Moment zu lange an. Der vierte Mann im Bunde war zu meiner Verwunderung der zuständige Coroner, ein Mr. James Minges. Ein noch recht junger Mann Anfang bis Mitte dreißig. Er nickte mir nur kurz zu und schien die Anwesenheit meines Freundes nicht recht einschätzen zu können. Allerdings vermied er es, ihn darauf anzusprechen. Kingslay übernahm die Initiative und führte die kleine Gruppe ins Haus, wo wir erst einmal die Mutter von Jason Butler in der Eingangshalle trafen. Sie sah mitgenommen aus. Ihr Hausarzt, ein Dr. Stiebler, der ein paar Minuten nach uns eintraf, kümmerte sich um sie. Wir wurden in das Kaminzimmer des Haupthauses geführt, wo Bradstreet noch immer mit Jason Butler sprach. Dieser war verunsichert und den Tränen nahe. Hätte Holmes mich nicht vorab zur Seite genommen und ausdrücklich darum gebeten, ruhig zu bleiben, ich hätte wohl eingegriffen. Butler schien nicht vernehmungsfähig zu sein. Bradstreet unterbrach die Befragung und begutachtete die Neuankömmlinge. Es klopfte und der Archidiakon betrat den Raum.
    Â»Inspektor Bradstreet?«
    Â»Herr Diakon?«
    Â»Würden Sie die überaus große Freundlichkeit besitzen und dem Erzbischof ein wenig Ihrer kostbaren Zeit opfern?«
    Er drehte sich zu Coroner Minges um und forderte auch ihn auf, mitzukommen. Der massige Bradstreet erhob sich, nahm seine Schirmmütze vom Tisch und ging zur Tür. Er war zwar ein eher einfacher Mann, doch hatte er einen sechsten Sinn, den mein Gefährte durchaus zu schätzen wusste. Wenn mich nicht alles täuschte, warfen sich die beiden einen kurzen Blick zu. Der Coroner folgte ebenfalls der Bitte, ohne eine Regung zu zeigen. Kingslay bat Jason Butler aufzustehen und ihm zu folgen.
    Â»Ich nehme Sie mit aufs Revier nach Canterbury, damit wir Ihre Aussage protokollieren können.«
    Er entschuldigte sich und führte ihn hinaus. Ich hatte erwartet, dass Holmes etwas dagegen einwenden würde, doch blieb er vollkommen ruhig. Mit einem Mal waren wir nur noch mit dem Constable, den Bradstreet für die Vernehmung hinzugezogen hatte, im Raum. Mein Gefährte nahm auf dem vormals von Butler besetzten Stuhl Platz und wandte sich an den Polizisten, um ihm ein paar Fragen zu stellen.
    Â»Wie Sie wissen, haben Inspektor Bradstreet und ich schon mehrfach in London zusammengearbeitet.«
    Â»Ich weiß, Sir. Er hat es kurz angedeutet. Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich Ihnen weiterhelfen könnte.«
    Â»Sie heißen?«
    Â»John Collins, Sir. Ich bin …«
    Â»Lassen Sie es gut sein, Collins, das ist keine Vernehmung. Mich interessieren nur ein paar Einzelheiten, da ich vorhin nicht anwesend sein konnte.«
    Collins nickte und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf meinen Freund, als würde die Ehre aller Constables der Britischen Krone davon abhängen.
    Â»Was genau hat Butler gesagt, warum sein Onkel am gestrigen Abend hier zu Gast

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