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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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hatte er mir schon viele Male gemacht. Nachdem ich meine Aufzeichnungen beendet hatte und überaus zufrieden die Landschaft genoss, fing er erneut an.
    Â»Darf ich fragen, was Ihnen bei unserem kleinen Ausflug heute Morgen aufgefallen ist?«
    Ich nahm mein Heft zur Hand, aber er unterbrach mich.
    Â»Watson, verschonen Sie mich mit diesem Gefühlskompott. Fakten bitte, und in Ihren Worten.«
    Ich sah ihn verständnislos an.
    Â»Also, das Gut ist seit Jahren unbewohnt, das lässt sich alleine schon aus dem verwilderten Zufahrtsweg schließen.«
    Â»So, so. Und weiter?«
    Â»Die Zimmer wurden beim Verlassen ordnungsgemäß hergerichtet. Und man hat die Gemälde im Haus abgehängt, ich vermute, sie sind versteigert worden. Vielleicht ließen sich die Besitzverhältnisse nicht genau klären, oder der jetzige Eigentümer hat nicht die finanziellen Mittel, um den Landsitz zu unterhalten. In jedem Fall scheint die Erbstreitgeschichte zu keinem guten Ende geführt zu haben, denn es steht ja alles leer.«
    Â»Was würden Sie über dieses Zimmer im ersten Stock sagen? Sie erinnern sich doch an den Spiegel in Sir Edwards ehemaligem Raucherzimmer?«
    Â»Auch hier wurde zusammengeräumt und …«
    Â»Lieber Freund, der Spiegel an der Wand. Hat man etwa vergessen, ihn zu entfernen?«
    Ich spielte verschiedene Szenarien durch und zuckte schließlich mit den Schultern.
    Â»Und noch auf einen weiteren bemerkenswerten Umstand möchte ich Ihre Aufmerksamkeit lenken. Warum hängt ein letztes Gemälde in einer Nische am unteren Treppenaufgang? Es ist Ihnen doch aufgefallen? Es handelt sich um eine recht interessante Ansicht auf das Anwesen.«
    Â»Es ist mir aufgefallen, Holmes, aber irgendwie auch nicht.« Ich überlegte, was darauf zu sehen gewesen war und warum ich es nicht erwähnt hatte. »Es sah aus, als gehörte es dorthin, ganz wie ein Wandgemälde. Spätherbstliche Stimmung, nur noch wenige Blätter an den Bäumen, leichter Regen, tief hängende Wolken, Pfützen auf dem Zufahrtsweg und vor dem Hauptgebäude«, beschrieb ich die Ansicht.
    Â»Ausgezeichnet, Watson. Und warum, denken Sie, wurde gerade diese Herbstansicht des Gutes hängen gelassen?«
    Ich verstand die Frage nicht. Spielte es tatsächlich eine Rolle, welche Jahreszeit auf dem Bild zu sehen war?
    Â»Sie haben nicht die leiseste Ahnung, nehme ich an. Stattdessen schwelgen Sie in Ihren prosaischen Ausschweifungen.«
    Â»Mehr Interesse, Holmes? Finden Sie nicht, dass Sie etwas übertreiben?«, sagte ich ein wenig verärgert. Er stand auf, warf die Decke auf den Stuhl und verschwand im Zimmer, aus dem er kurz darauf mit zwei Brandys zurückkam.
    Â»Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Sie auch … werter Freund?«
    Ich nickte und zog meinen Arm unter der Decke hervor, um das Glas in Empfang zu nehmen. Holmes blieb auf dem Balkon stehen und blickte hinaus in die Landschaft.
    Â»Sie kennen meine Theorie über die Risiken von Verbrechen fernab von London, die Abgeschiedenheit und Einsamkeit frei stehender Häuser.«
    Es war eine seine bevorzugten Ausführungen, wenn wir im Zug durch ländliche Regionen reisten. Holmes erwartete regelrecht, dass sich auf diesen Gütern Tragödien ereigneten. Und wir hatten solche in unserer bisherigen gemeinsamen Zeit schon häufig genug erleben müssen.
    Â»Aber zurück zu Ihren Beobachtungen. Ja, Küche und Gesinderäume sind, wie drückten Sie sich doch aus, ordnungsgemäß hinterlassen worden. Aber warum hat man die Zimmer im ersten Stock nicht vollständig geräumt? Aus welchem Grund hängen der Spiegel und das Bild noch? Nur so viel, Watson: weil sie einen Zweck erfüllen.«
    Ich wartete, dass er mir noch weitere Einzelheiten verraten würde, doch weit gefehlt. Holmes ließ sich in den Lehnstuhl fallen, wickelte sich wieder in die wärmende Decke und war kurz darauf eingeschlafen. Er hatte wohl noch keinen konkreten Ansatzpunkt, sonst hätte er auf Compton Lodge sicherlich so lange weitergesucht, bis ihm etwas Brauchbares in die Hände gefallen wäre. Ich begnügte mich mit dieser Erkenntnis und schloss ebenfalls die Augen.

VI. Bischof Montgomery
    Â»Watson, wachen Sie auf!«
    Ich schreckte hoch und spürte die eisige Kälte des Spätnachmittags auf meiner Haut. Holmes saß im Zimmer und zog genüsslich an seiner Pfeife.
    Â»Ich würde es

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