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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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möchte sicher sein, dass ich auch morgen noch in meinem Bett schlafen kann und du nicht als Eigner dieses Hauses aus heiterem Himmel beschließt, künftig die Küchenmägde dort einzuquartieren.“
    Billy ließ ein glucksendes Lachen hören. „Das traust du mir doch nicht wirklich zu, Elizabeth, oder? Das würde ich doch nie und nimmer tun. Nie und nimmer würde ich dein Zimmer ohne deine ausdrückliche Erlaubnis betreten …“
    Diese mit ehrlicher Entrüstung vorgebrachte Beteuerung trug viel dazu bei, Elizabeth milde zu stimmen. „Siehst du, lieber Bruder, und auch dieses Zimmer hier, in dem wir uns soeben befinden, ist mein Zimmer. Gib mir die Hand darauf, dass du es in Zukunft nicht mehr ohne mein Einverständnis betreten wirst. Nicht solange ich hier die Geschicke lenke.“
    „Also gut, ich verspreche es dir“, erklärte er widerwillig.
    „Und nun erzähl mir, was genau du hier wolltest! Es muss etwas sehr Dringendes gewesen sein, wenn du dich nicht scheust, eine alte, wertvolle Tür zu beschädigen. Und noch viel mehr, wenn du dich nicht scheust, deine heiß geliebten Reitstiefel derart zu beschmutzen. Ich nehme an, du kommst direkt von Lord Deverells Haus?“
    Billy riss die Augen auf, und dann grinste er kopfschüttelnd. „Vor dir kann man aber auch gar nichts verbergen!“ In seinen Worten schwang nicht nur Entrüstung mit, sondern auch Stolz auf seine kluge Schwester. Elizabeth sah sein bubenhaftes Lächeln, und mit einem Mal wurde ihr wieder bewusst, wie jung er noch war. Alt genug, dass er für seine Taten einstehen musste, aber auch noch jung genug, dass es ihr leichtfiel, sie ihm zu verzeihen.
    „Willst du etwa Linworths Schulden bezahlen?“
    Billy seufzte. „Ich will nicht, aber ich muss, Lizzy, das ist der entscheidende Unterschied.“
    „Erzähl mir alles von Anfang an, Billy.“
    Elizabeth erfuhr die Wahrheit schneller, als ihr lieb war, und sie war alles andere als erfreulich. Lord Linworth hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als die Verehrung seines jugendlichen Freundes schamlos auszunutzen. Alles, was ihn in Billys Augen als tollen Kerl und wahren Freund auszeichnete, durchschaute Elizabeth sofort als infame Schachzüge. Er hatte in Eton absichtlich die Bekanntschaft eines jugendlichen Erben gesucht, Billy zu seinen erwachsenen Freunden mitgenommen und ihm damit das Gefühl gegeben, erwachsener zu sein, als er war. Er hatte ihm die Regeln der wichtigsten Kartenspiele erklärt, er hatte zugelassen, dass Billy in seiner Gegenwart den ersten Vollrausch erlebte. Und er hatte ihn dann schließlich, vorgeblich schweren Herzens, ins Vertrauen gezogen. Ein Geldverleiher namens Nuckels war ihm auf den Fersen, von dem er sich aus einer Notlage heraus, wie er Billy gegenüber nicht müde wurde zu beteuern, eine erhebliche Summe Geldes ausgeliehen hatte. Nun war er nicht imstande, den Betrag zurückzuzahlen, und die Drohungen des gar nicht feinen Herrn wurden immer massiver.
    „Stell dir vor, Elizabeth, Mr. Nuckels hat sogar angekündigt, Linworths Pferd abzuschlachten. Thunderstorm ist ein wunderschöner, edler Rappe. Ich kann doch nicht tatenlos dabei zusehen, dass er diesem Tier Leid antut!“
    Elizabeth war nicht im Bilde über die Machenschaften von Geldverleihern. Doch wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, so musste man ihre Drohungen durchaus ernst nehmen.
    „Was hast du also unternommen? Bist du etwa selbst zu einem Geldverleiher gegangen und hast dir Geld geborgt?“
    Obwohl ihr Herz bei diesen Worten fast zu rasen begann, bemühte sich Elizabeth um einen ruhigen Tonfall. Jetzt die große Schwester herauszukehren, die viel vernünftiger war, führte zu nichts. Es würde nur Billys Trotz verstärken.
    „Ich hab mir doch kein Geld ausgeliehen, Lizzy, was denkst du denn von mir!“ Elizabeth atmete auf. Wenn das so war, dann waren zwar Lord Linworth und sein Pferd in Gefahr, Billy war jedoch, wie Mr. Simmons zu sagen pflegte, aus der Schusslinie. Leider war diese Freude verfrüht.
    „Eigentlich habe ich gar nicht viel gemacht, Lizzy. Und ich weiß auch gar nicht, was die Aufregung jetzt soll … Ich denke, ich gehe jetzt besser in die Küche und hole mir etwas zu trinken. Meine Kehle ist völlig ausgedörrt. Kann ich dir etwas mitbringen?“
    Elizabeth beugte sich vor und fasste ihn am Arm. „Du bleibst schön hier sitzen und erzählst mir die Geschichte zu Ende. Was genau hast du getan, Billy?“
    „Ich habe gebürgt, Lizzy. Linworth sagte, das sei völlig ungefährlich.

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