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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Dame von hohem Adel war. Allerdings hatte der Hintereingang einer Kneipe auch den Vorteil, dass sie um Hilfe rufen konnte, wenn ihr die Dinge entglitten. Sicher waren dort auch genügend aufrechte Bürger, die ihr zur Seite springen konnten. Dennoch, sie wünschte bei Gott, die Männer hätten einen weniger dubiosen Ort für das Treffen ausgemacht. Andererseits, was hatte sie sich denn vorgestellt? Geldverleiher traf man nicht in den Ballsälen.
    „Linworth wird Augen machen, wenn ich ihm von unserer Unterhaltung erzähle.“
    „Das nehme ich auch an, dass Linworth große Augen macht. Doch du wirst es ihm nicht persönlich erzählen. Wenn du möchtest, dass ich dir helfe, so ist es jetzt an der Zeit, deine Freundschaft mit Linworth aufzukündigen. Du wirst ihm das in einem kurzen Brief mitteilen, den einer der Stallburschen morgen zu Mr. Deverells Haus bringen wird. Und du selbst, mein Lieber, wirst noch heute Abend deine Sachen packen und bald am Morgen nach Eton zurückkehren, um dort die letzten Schulwochen zu verbringen. Ich verlasse mich darauf, dass du dich fortan von solchen Typen wie Lord Linworth fernhältst, Billy.“
    Ihr Bruder wagte nicht zu widersprechen. Froh, dem drohenden Unheil entronnen zu sein, hegte er keine freundlichen Gedanken mehr für den Mann, der für die ganze Geschichte verantwortlich war. Es gab etwas, was ihn mehr beschäftigte. „Du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich nach Eton zurückkehre. Wie sieht denn das aus? Ich habe doch gesagt, ich müsste meiner kranken Mutter beistehen …“
    „Dann ist Mama eben überraschend genesen. Wahrscheinlich war deine aufopferungsvolle Pflege dafür ausschlaggebend, mein Bruder. So, hier sind Tintenfass und die Feder für deinen Brief an Linworth. Zwei, drei schlichte Zeilen werden genügen.“

13. Kapitel
    Am nächsten Vormittag wagte Major Dewary kaum, die Stallungen zu verlassen. Zu groß war die Furcht, in einem Moment der Unachtsamkeit Lord Linworth über den Weg zu laufen. Joseph hatte ihm erzählt, er habe Master Billy in den frühen Morgenstunden aus dem Stall reiten sehen. Ein Rest Heu in einer sonst leeren Box deutete darauf hin, dass die Beobachtung des Burschen kein Hirngespinst war. Anscheinend war der junge Lord Portland tatsächlich in der Nacht zurückgekehrt und hatte sein Pferd für eine Weile eingestellt, nur um kurz darauf wieder vom Hof zu reiten. Dewary fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Würde Billy bald wieder zurückkommen?
    „Als du Billy, ich meine, seine Lordschaft, hast wegreiten sehen, war er da alleine?“
    Joseph steckte seine Hände in die Hosentaschen und überlegte. „Ich glaube, ich hab sonst niemanden gesehen, Mr. Michaels!“
    Das war allerdings merkwürdig. Wo steckte Linworth? Der sollte sich doch in Gesellschaft von Lord Portland befinden, um in den nächsten Tagen mit ihm gemeinsam zum Landsitz der Tante aufzubrechen.
    „Sie meinen wohl, ob dieser vornehme Herr aus der Stadt bei ihm war?“, schloss der Bursche überraschend scharfsinnig. „Nein, der wäre mir aufgefallen, so verkrampft, wie der immer auf seinem Gaul sitzt!“
    Dewary runzelte die Stirn. Nichts konnte er weniger leiden, als im Ungewissen zu sein.
    „Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken um die bessere Gesellschaft, Mr. Michaels“, riet Joseph, sichtlich stolz, hier dem Stallmeister an Lebensweisheit voraus zu sein. „Vornehme Leute verhalten sich oft äußerst merkwürdig. Hätte ich mir über die immer den Kopf zerbrochen, dann hätte ich wohl einen größeren Brummschädel als nach einem ordentlichen Humpen Bier.“
    Dewary musste grinsen. Der Bursche war wirklich originell. Und zudem hatte er recht. Grübeln brachte ihn nicht weiter.
    „Haben Sie was dagegen, wenn ich Lucy heute beim Silberputzen helfe, Sir? Im Stall ist nichts zu tun, und da dachte ich …“
    Der Bursche wollte freiwillig beim Silberputzen helfen? Das war eine der unangenehmsten Arbeiten, die ein vornehmer Haushalt den Dienern abverlangte. Die Burschen auf Digmore Park lagen der Haushälterin tagelang schmeichelnd in den Ohren, um sich davor zu drücken. Josephs Zuneigung zur Küchenmagd musste noch stärker sein, als er angenommen hatte.
    „Ja, geh nur. Ich bleibe heute selbst in den Stallungen.“ Um mich wie ein elender Feigling vor einem schwatzhaften Gecken zu verstecken, setzte er in Gedanken hinzu. „Um dort einige wichtige Dinge zu erledigen“, sagte er laut.
    Josef hob grüßend die Hand an die Mütze und eilte pfeifend ins

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