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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Linworth quälen? Der Mann hat mindestens ebenso viel Geld wie du einmal haben wirst, Billy, wenn du die Volljährigkeit erreicht hast.“
    „Hat er eben nicht“, widersprach ihr Bruder, und er klang wieder wie ein trotziges Kind.
    „Folglich ist Lord Linworth ein Spieler“, stellte Elizabeth nüchtern fest.
    Billy lachte laut auf. „Dir kann man wirklich nichts verheimlichen, Schwester, nicht wahr? Ja, Henry hat sein ganzes Geld auf den Spieltischen gelassen. Ich sage ja nicht, dass ich das gut finde, doch in Wahrheit habe ich davon keinerlei Ahnung. Noch bin ich viel zu jung, als dass mich die vornehmen Herren in ihrer Runde willkommen heißen würden. Vorgestern Abend hat Linworth versucht, mich ins Haus von Hugh Deverell zum Spielen mitzunehmen.“
    Elizabeth wurde kreidebleich. Wäre Linworth in diesem Augenblick anwesend gewesen, dann hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre ihm mit beiden Händen an die Gurgel gegangen. Wie kam dieser unmögliche Mensch dazu, ihren Bruder zum Spielen zu verleiten? Wie kam er dazu, seinen jugendlichen Leichtsinn auszunutzen und ihn für dieses Laster empfänglich zu machen? Wie viele Männer hatten ihr Vermögen schon am Spieltisch gelassen? Wie viele Frauen und Kinder litten Hunger, während ihre Männer noch die letzte Münze zum Spieltisch trugen? Sie würde nie und nimmer zulassen, dass Billy eine von diesen armseligen Kreaturen wurde.
    „Du hast gespielt, Billy? Hast du denn völlig den Verstand verloren?“
    „Ich konnte mir doch in Linworths Gegenwart keine Blöße geben! Allerdings, Elizabeth, du kannst beruhigt sein, ich habe nicht gespielt. Eben als ich am Spieltisch Platz nehmen wollte, hat mich der Hausherr höflich, aber doch bestimmt gebeten, mich ans Klavier zu begeben, um einige Balladen vorzutragen. Anscheinend hatte sich herumgesprochen, dass ich ganz leidlich singen kann, und so hat niemand die Peinlichkeit in vollem Ausmaß abschätzen können. Der alte Deverell hatte mir damit wirklich und wahrhaftig zu verstehen gegeben, dass er mich für zu jung hielt, um für ihn ein würdiger Spielpartner zu sein.“
    Während Billy empört den Kopf schüttelte, sandte Elizabeth in Gedanken dem unbekannten Mr. Deverell ein inniges Dankeschön. Ihr Bruder war noch einmal davongekommen. Doch wenn er sich länger mit Freunden wie Lord Linworth umgab, dann sah sie schwarz für seine Zukunft. Natürlich würde er sich, wenn er erst einmal volljährig war, auch an den Spieltisch setzen. Doch dann würde er, und sie flehte innerlich, dass dies so kommen möge, über mehr innere Stärke und Urteilsvermögen verfügen. Spielen war an sich ein harmloses Vergnügen, dem sich viele Männer und auch Frauen hingaben. Wichtig war nur, dass man die Einsätze klein hielt, mit den richtigen, also ehrenwerten Leuten am Spieltisch saß und sich selbst nicht überschätzte. Elizabeth fuhr aus ihren Gedanken auf.
    „Eines verstehe ich immer noch nicht, Billy: Wenn Lord Linworth Schulden hat, wie du sagst, was hat dies mit deinem Einbruch in meinem Büro zu tun?“
    „Einbruch!“, rief Billy aus und warf theatralisch beide Hände in die Höhe. Er konnte also auch den verletzten Arm wieder gut bewegen. „Du vergisst, dass das mein Haus ist.“
    Das waren Worte, die seine Schwester ernsthaft erzürnten. „Nein, mein lieber William, das vergesse ich nicht. Du hast in letzter Zeit nämlich sehr oft die Güte, mich ausdrücklich darauf hinzuweisen.“
    Elizabeths beißender Spott war bei Billy an der richtigen Adresse. Beschämt senkte er seinen Blick und musterte eindringlich seine lehmbeschmutzten Stiefelspitzen.
    „Und obwohl das dein Haus ist, erledige ich hier alle Pflichten. Ich tue das gerne, denn ich tue es für dich, schließlich bist du mein Bruder, und ich liebe dich.“
    Billy war noch nicht in dem Alter, in dem man solche von Herzen kommenden Worte widerspruchslos hinnehmen konnte, vor allem dann nicht, wenn sie einen weiteren Vorwurf erahnen ließen. „Ich bin dir ja auch dankbar, Elizabeth, kein Grund also, eingeschnappt zu sein.“
    „Ich bin nicht eingeschnappt“, verbesserte sie ihn. „Ich bin verletzt. Nein, wenn ich es mir recht überlege, dann bin ich nicht nur verletzt, sondern auch wütend: So sehr dies auch dein Haus sein mag, Billy, so sehr ist dies hier mein Büro. Und solange ich hier in diesem Hause lebe und die Pflichten einer Hausherrin erfülle, solange habe ich ein Anrecht darauf, dass mein Bereich geachtet wird. Versprich mir das, Billy. Ich

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