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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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nicht zu widersprechen. Sein Vertrauen in den Älteren war zutiefst erschüttert. Wenn Elizabeth mit ihren Befürchtungen recht hatte, dann hatte er sich wie der größte Narr verhalten. Es war sogar ihm klar, dass man nicht mir nichts, dir nichts Ländereien verkaufen und diese, sobald Linworths Geld eintraf, wieder zurückerwerben konnte. Und was, wenn die Tante nicht willens war, das Erbe vorzeitig auszuzahlen? Was, wenn sie vielmehr über das Ansinnen des Neffen so empört war, dass sie jedwede Zahlung verweigerte? Man konnte es drehen und wenden, er saß ganz schön in der Tinte.
    Elizabeth zermarterte sich in der Zwischenzeit ihr Hirn. Es musste eine Lösung geben. Sollte sie Onkel Justin bitten, ihrem Neffen den Betrag vorzustrecken? Billy würde über ein beachtliches Vermögen verfügen, wenn er erst volljährig wäre. Sie sah ihren Onkel vor sich, wie er nachdenklich seinen geröteten Kopf schüttelte und seine Pausbacken diesmal nicht zu einem, sonst für ihn typischen, freundlichen Lächeln verzog. Obwohl sich Onkel Justin selbst gern am Spieltisch niederließ, hatte er nichts als Verachtung für die übrig, die dabei das Maß verloren. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er es gutheißen würde, dass sein minderjähriger Neffe eine Bürgschaft unterzeichnet hatte. Minderjährige hatten sich für solche Rechtsgeschäfte an ihren Vormund zu wenden … Elizabeth durchfuhr es heiß: Was hatte sie da eben gedacht?
    „Ohne Onkel Justins Unterschrift ist deine Bürgschaft das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben steht. Billy, deine Bürgschaft ist ungültig! Du bist zu jung, um so eine Verpflichtung einzugehen.“ Sie hätte über die Erkenntnis am liebsten laut gejubelt. „Wo ist Linworth? Ist er mit dir gekommen? Führe ihn in den kleinen Salon. Ich eile nur rasch auf mein Zimmer, um ihm in einem ordentlichen Aufzug gegenüberzutreten. Und dann werde ich ihm meine Meinung sagen, das kann ich dir versichern, Billy.“ Sie hatte ihre Hand schon auf den Türgriff gelegt, als die Worte ihres Bruders sie zurückhielten.
    „Linworth ist noch bei Deverell.“ Ihm war sichtlich unwohl bei diesem Geständnis. „Ich wollte nicht, dass Linworth auf seinem Pferd zur vereinbarten Stunde erscheint, um das Tier nicht in Gefahr zu bringen. Ich habe versprochen, an seiner Stelle hinzugehen. Schließlich dachte ich, ich könnte das Geld noch heute Nacht auftreiben …“
    Wäre Elizabeth nicht ohnehin schon fassungslos gewesen, diese Worte hätten entscheidend dazu beigetragen. „Wie konntest du nur, Billy? Wie feige muss dieser Linworth sein, in dieser Lage nicht selbst seinen Mann zu stehen?“
    Ausgeschlossen, dass ihr jugendlicher Bruder zum Treffen mit dem Geldverleiher ging. Nein, es musste ein Erwachsener mit diesem Mr. Nuckels sprechen. Was dieser mit Lord Linworth und seinem bedauernswerten Pferd auch anstellen mochte, war nicht ihre Angelegenheit. Wichtig war nur, dass man dem Mann unumwunden die Meinung sagte. Und ihm klarmachte, dass Billy minderjährig war und die Bürgschaft daher nicht eingefordert werden konnte. Elizabeth seufzte. Ein Erwachsener, das klang so großartig, doch wen sollte sie um den Gefallen bitten? Bis Onkel Justin hier war, war der Termin längst abgelaufen, und sie wollte nicht riskieren, dass der Geldverleiher hier auf Portland Manor auftauchte. Es war undenkbar, Mama in die Geschehnisse einzuweihen, noch dazu hätte dies außer völligem Unverständnis keinerlei Ergebnis gebracht. Mr. Barnsley war zu alt und zu gebrechlich. Nein, sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte, sie war wieder einmal die einzige Erwachsene, die für diese unangenehme Pflicht infrage kam.
    „Nenn mir den genauen Ort und die genaue Stunde. Ich werde mit dem Geldverleiher sprechen.“
    Billy sprang auf und umarmte seine Schwester so fest, dass ihr beinahe die Luft wegblieb. „Du bist ein Goldschatz, Lizzy, vielen, vielen Dank! Wenn du wüsstest, was für ein Stein mir jetzt vom Herzen fällt! Ich kenne niemanden, der das Glück hat, so eine patente Schwester zu haben!“
    Natürlich war Elizabeth gerührt. Doch es regte sich auch ein bisher unbekannter Grad an Unmut. Werde erwachsen, Billy, dachte sie im Stillen.
    „Wo findet das Treffen statt?“, wiederholte sie.
    „Morgen Abend am Hafen von Southampton. Beim Hintereingang der Kneipe ‚Zum lachenden Kapitän’.“
    Auch das noch! Das war wahrlich nicht die Gegend, wo sich eine junge Dame allein aufhalten sollte. Schon gar nicht, wenn diese

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