Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
tiefer in mich kommt. Ich schreie seinen Namen, als ein Feuer in mir ausbricht und alles aus den Fugen gerät. Augenblicke später bewegt er sich ruckartiger, bevor er vollkommen still wird.
Sein Kopf kippt nach vorn, sodass mir sein warmer Atem über den Hals weht. Er küsst mich erst aufs Schlüsselbein, dann auf die Lippen. Schließlich sieht er mir in die Augen und streicht mir das Haar von der feuchten Stirn.
»Ich liebe dich«, flüstert er mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck.
Ich lächle, als er vorsichtig aus mir gleitet. Danach hält er mich in den Armen, und wir beide schlafen entspannt und zufrieden ein.
Beim Aufwachen sehe ich Micha in Boxershorts mit seiner Gitarre neben mir auf dem Bett sitzen. Er spielt »Behind Blue Eyes« von The Who und hat seinen Kopf zu den Saiten gesenkt.
Ich setze mich auf, reibe mir den Schlaf aus den Augen und halte mir das Laken vor die nackte Brust. »Warum spielst du dein trauriges Lied?«, frage ich.
Er singt weiter, hat die Augen geschlossen und ist völlig konzentriert. »Es ist nicht mehr mein trauriges Lied«, sagt er, ohne aufzuhören.
Ich winkele die Beine an und knie mich vor ihn. »Seit wann?«
»Seit der Nacht, in der du dich mir geöffnet hast«, antwortet er. »Da spielte es ich wieder und wieder. Von jetzt an denke ich jedes Mal, wenn ich das Stück höre, an dich.«
Ich schließe ebenfalls die Augen und höre ihm noch eine Weile zu, genieße es, wie seine wundervolle Stimme über meine Haut fließt. Als er aufhört zu spielen, sehe ich wieder hin, genau rechtzeitig, denn er reißt mir das Laken weg. Ich kreische, dann lache ich, als er mich zurück aufs Bett drückt und sich auf mich legt. Ich küsse ihn, wobei ich seinem Lippenring besondere Aufmerksamkeit widme.
»Ich muss dir was erzählen«, sagt er, als ich sein Lippenpiercing freigebe.
Sein Tonfall klingt unheilvoll. »Okay …«
Er seufzt und fährt sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich überlege, mit Naomi und ihrer Band auf Tour zu gehen.«
Erschrocken setze ich mich auf, sodass wir fast mit den Köpfen aneinanderstoßen. »Hat sie dich gefragt, ob du bei ihnen mitmachst?«
»Ja, schon vor ein paar Wochen, aber ich habe ihr gesagt, dass ich es mir überlegen muss.« Er rollt sich auf die Seite, zieht mich mit und mein Bein über seine Hüften, sodass ich offen und verletzlich für ihn bin. »Ich denke, das muss ich machen, weil ich es sonst für den Rest meines Lebens bereue.«
Meine Gedanken überschlagen sich, aber ich bemühe mich, ruhig zu klingen. »Wann musst du los?«
Seine Finger malen mein Schlüsselbein nach. »In ein paar Tagen.«
Ich schließe die Augen und rede im Geiste auf mich ein. Mir ist klar, dass ich ihn gehen lassen muss, weil einen verpasste Chancen von innen heraus auffressen. Trotzdem ist es hart.
Ich ringe mir ein kleines Lächeln ab und sehe ihn wieder an. »Besuchst du mich in Vegas?«
»In jedem Moment, den ich kann«, sagt er und küsst mich. »Versprochen.«
Kapitel 23
ELLA
Wir beschließen, Grady zu besuchen, bevor sich unsere Wege trennen und wir in unsere jeweiligen Abenteuer aufbrechen. Amy hatte mich angerufen und mir gesagt, dass Grady noch im Krankenhaus ist, aber Besuch bekommen darf. Da es unsere letzten gemeinsamen Tage sind, bemühen wir uns, auch die einstündige Fahrt um die Berge herum zum Monroe Hospital zu genießen.
Es ist ein sonniger Tag, und die Bäume zu beiden Seiten der Straße sind sattgrün. Ich lehne meinen Kopf aus dem Fenster, blicke auf die Straße und habe das Gefühl, dass mich noch so vieles im Leben erwartet.
»Was machst du?«, fragt Micha im Scherz und dreht die Musik leiser. »Spielst du ›reisender Hund‹?«
Kopfschüttelnd blicke ich zum strahlend blauen Himmel auf. »Nein, ich koste einfach nur diesen schönen, warmen Tag aus.«
Er lacht und dreht die Musik wieder lauter. Ich lasse meinen Kopf aus dem Fenster gestreckt, bis wir die Stadt erreichen. Dann setze ich mich wieder richtig hin. Als wir vor dem Krankenhaus vorfahren, blinken blau-weiße Lichter auf dem Parkplatz, und mir krampft sich der Magen zusammen, weil ich an die Nacht denken muss, als solch ein blinkendes Monster meine tote Mutter wegbrachte.
Micha drückt meine Hand, um mich wissen zu lassen, dass er mir beisteht. »Schaffst du das?«
Ich nicke. Hand in Hand gehen wir über den Parkplatz und durch die Automatik-Glastüren. Im Wartebereich sitzen viele Leute, und ein Baby schreit laut auf dem Schoß einer Frau. Der Geruch von
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