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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Tür. Zu meinem Entsetzen drehte sich just in diesem Moment langsam der Knauf, jemand musste nur direkt gegenüberstehen . Die Tür öffnete sich …

23
    D er Spalt zwischen Rahmen und Tür wurde breiter. Ich starrte auf die Tür und sah im Geist Morans wutentbrannte Reaktion, sobald er mich erblickte. Es blieb keine Zeit, in mein Zimmer zu flüchten. Auch nicht, mich umzudrehen und die Treppe hinunterzuhasten. Keine Zeit, bevor er mich in sein Zimmer zerren würde. Was für ein grenzenlos dummes Ende für Operation Schottischer Fusel. Und natürlich für mein Leben. Er würde nicht zögern, auf mich loszugehen. Niemand würde mich schreien hören: Die Etagentür und eine Treppe trennten mich von den anderen Wohnungen, während der Clubraum und die Whisky-Probierstube sich auf der anderen Seite des Gebäudes befanden.
    Er würde mich töten, meine Leiche verstecken und noch heute Abend verschwinden. Als Mörder würde man einen Mann namens Cameron-Blaik suchen – der tot war. Bis das Finanz- und Zollamt eingeschaltet würde, hätte sich Moran in Luft aufgelöst, Aufenthaltsort unbekannt. Dabei war es von geringem Trost, dass Attila der Hunne bei der Entdeckung meiner Leiche würde einräumen müssen, dass er besser auf mich hätte hören und mir die Verstärkung hätte geben sollen, um die ich gebeten hatte.
    Rings um die Türkanten war ein dünner Streifen Tageslicht zu sehen. Eine dunkle Silhouette schob sich davor. Vielleicht hatte ich ja eine Chance, wenn ich mich in die Tür stürzte und Moran überraschte … Doch er wog wahrscheinlich doppelt so viel wie ich, so dass mit meiner Blitzattacke kaum etwas auszurichten war. Ich würde mich kampflos ergeben, ich –
    Von drinnen ertönte eine vertraute Stimme. »Nicht nötig, zur Rezeption runterzugehen, Liebling, isch ’ab’s gefunden.« Gabrielle Robillard.
    Die Tür wurde geschlossen, rastete mit einem Klicken ein, dann drehte sich der Schlüssel im Schloss.
    Kaum war ich wieder in meinem Zimmer, sank ich – zwischen dem Hochgefühl darüber, Moran gefunden zu haben, und dem Schrecken über mein knappes Entkommen – in einen Sessel. Ich griff zu meinem Handy und rief Attila den Hunnen an.
    »Verbinden Sie mich bitte mit A–« Beinahe hätte ich Attila gesagt; gerade noch rechtzeitig korrigierte ich mich und verlangte nach Andrew Tyler. »Dringend.«
    Doch er war nicht in seinem Büro, und ich musste mich damit zufriedengeben, eine Nachricht zu hinterlassen: Ich hätte den vermeintlich toten Moran eindeutig identifiziert; in Begleitung von Gabrielle Robillard halte er sich auf dem Anwesen der Scotch Malt Whisky Society in Edinburgh auf. Ich beendete meine Meldung mit den Worten: »Ich bin davon überzeugt, dass er in der Gegend von Leith ein Boot mit Whisky und Drogen vor Anker liegen hat. Erwarte weitere Anweisungen.«
    Zwei Stunden später wartete ich noch immer auf diese Anweisungen. Ich wollte mich gerade erneut mit meiner Dienststelle in Verbindung setzen, als ich hörte, wie die Tür am Treppenabsatz aufging und jemand nach unten lief.
    Ich bezog meinen Posten am Fenster. Eine Minute später traten eine Frau und ein Mann in den Hof, die mir auf dem Weg zum Tor den Rücken kehrten – offenbar nicht Moran und Gabrielle. Robillard hatte pechschwarzes, langes Haar, diese Frau dagegen kurzes, blondes. Andererseits kam mir der Gang des Mannes bekannt vor. Ich griff zu dem Fernglas, das ich aus Portobello mitgebracht hatte. Als das Paar durch den Torbogen hindurch war, hatte ich mit einem Mal ihre Gesichter im Blickfeld. Der Mann besaß kräftiges, dunkles Haar mit grauen Schläfen, die Frisur schien wie vom Star-Stylisten … dazu die buschigen Augenbrauen … ganz unverkennbar Moran; ungeachtet der Haarfarbe gehörte die volle, fast schmollende Unterlippe der Frau zweifelsfrei Gabrielle.
    Ich widerstand der Versuchung, ihnen hinterherzurennen. So kurz nach ihrer Ankunft würden sie nicht zum Boot zurückkehren, folglich war es das Risiko nicht wert, von ihnen entdeckt zu werden. Ebenso verführerisch war der Gedanke, von meinen mitgebrachten Dietrichen Gebrauch zu machen und mich im Apartment Linkwood umzusehen. Ich widerstand. Ein Mann wie Moran war nur deshalb dem Arm des Gesetzes immer eine Nasenlänge voraus, weil er extrem vorsichtig agierte und daher zweifellos für Schnüffler Fallen hinterlassen hatte. Ich selbst hatte das schon bei vielen Gelegenheiten getan – ein sorgsam platzierter Faden, ein Haar, der genaue Winkel, in dem ein Buch dastand

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