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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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die schmale Straße entlang. Die oberen Fenster großer Häuser lugten über mindestens drei Meter hohe Mauern, zu hoch für eine Katze. Die wenigen parkenden Autos hätten nur vorübergehend Zuflucht bieten können. Am klügsten wäre es gewesen, wenn sie sich durch die senkrechten Gitterstäbe des schmiedeeisernen Tors an der Einfahrt da drüben gezwängt hätte.
    Es war kein Mensch zu sehen. Ich rief leise durch das Tor. Es raschelte in einem Lorbeerbusch, und Gorgonzola blickte heraus. Ich rief sie erneut. So wie sie mir auf der Einfahrt entgegenstolzierte, war klar, dass sie kein bisschen Scham oder Angst empfand, sondern den kleinen Adrenalinstoß genossen hatte. Sie schlüpfte durch die Stäbe, ich hob sie auf und drückte ihren Kopf an mein Gesicht.
    »Wo bleibt der schuldbewusste ›Ich weiß, dass ich das besser nicht getan hätte‹-Blick?«, flüsterte ich.
    Als Antwort erhielt ich ein lautes, selbstgefälliges Schnurren.
    Da hörte ich von hinten eine Stimme: »Hey, diese Scheißkatze hab ich doch schon mal gesehen.«
    Ich wirbelte herum. Ich hatte einen bleichgesichtigen jungen Mann vor mir, die Zigarette zwischen den nikotinverfärbten Fingern.
    »Ist das nicht das Vieh, das der Hund da drinnen gejagt hat?« Dabei deutete er mit einer Kopfbewegung auf The Sheep Heid Inn.
    »Bestimmt. Die arme Katze hat solche Angst«, log ich. »Die zittert wie Espenlaub. Ich musste sie hochnehmen und trösten.«
    »Igitt«, er spuckte in den Gully. »Mit so einer würde ich mir nicht die Finger schmutzig machen. Nicht gerade eine Schönheit, oder? Wenn Sie mich fragen, streunt die. Sehen Sie zu, dass Sie keine Flöhe kriegen.«

22
    A uf dem Rückweg in meine Pension rang ich mich dazu durch, die Buchung in The Vaults doch nicht zu stornieren. Ich würde mich für den Rest meines Lebens fragen, ob mir einer der meistgesuchten Verbrecher durch die Lappen gegangen war. Dank Gorgonzolas Eskapaden zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt war es mir nicht gelungen, einen Blick auf das Paar im The Sheep Heid Inn zu werfen. Auch wenn es sehr wahrscheinlich war, dass es sich um Moran und Gabrielle gehandelt hatte, konnte ich mir nicht sicher sein, dass Moran tatsächlich in einem Ferienapartment in The Vaults auftauchen würde. Dennoch, Attila dem Hunnen zum Trotz, würde ich mich vergewissern. Falls ich heute Abend eine Niete zog, konnte ich The Vaults immer noch an den nächsten zwei Abenden inspizieren und tagsüber Gabrielles Mekka, das Luxuskaufhaus Harvey Nichols, ausspionieren. Erst wenn auch dies zu nichts führte, würde ich mich geschlagen geben.
    Den Galbraiths erzählte ich, dass ich diese drei Tage bei einer Freundin verbringen würde. »Meine Freundin hat einen Hund«, sagte ich, »falls das möglich wäre, würde ich Gorgonzola gerne bei Ihnen lassen.«
    Wie nicht anders zu erwarten, hieß das Ehepaar Gorgonzola für die Zeit meiner Abwesenheit nur allzu gerne in seiner Küche willkommen – erst recht, als ich die beiden darauf hinwies, dass Gorgonzola, wenn sie mich vermisste, umso eher in der Stimmung war zu malen.
    »Sie sollten darauf achten, dass die Acrylfarben, die Sie hingestellt haben, nicht eintrocknen«, sagte ich und griff nach meiner kleinen Reisetasche. »Wenn Gorgonzola sich hinsetzt und die Wand anstarrt, ist das ein gutes Zeichen. Danach tunkt sie eine Pfote in einen Farbtopf und wischt damit über das Papier, das Sie angeheftet haben.« Ich bückte mich, um Gorgonzola zu streicheln. »Ich bin bald wieder da.«
    Als ich die Tür hinter mir zuzog, starrte Gorgonzola mir nicht etwa traurig hinterher, sondern strich Mrs Galbraith in einer unverhohlenen Charme-Offensive schmeichelnd um die Beine, um sich einen gänzlich unverdienten Snack zu erbetteln.
    »Einen angenehmen Aufenthalt.« Sarah, die Empfangsdame von The Vaults, reichte mir lächelnd die Schlüssel zur Ferienwohnung. »Der Zugang zu den Wohnungen ist im Innenhof nebenan.«
    Die Wohnung Ardbeg war geschmackvoll in Aubergine- und Creme-Farben gehalten und bot eine schöne Aussicht über die Dächer von Leith. Bei meiner Anmeldung hatte ich gehofft, einen Blick auf die Namen im Gästebuch zu erhaschen, doch dazu hätte ich es der Empfangsdame aus der Hand reißen müssen. Ich konnte mir lediglich merken, in welcher Schublade es aufbewahrt wurde, und hoffen, dass es eine Gelegenheit geben würde, mich heimlich zu informieren.
    Nachdem ich eine Stunde am Fenster darüber gewacht hatte, wer in den Hof kam, dämmerte mir, dass dies hier noch

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