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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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oder -lag – irgendetwas, das bei der Durchsuchung einer Räumlichkeit verändert wurde.
    Während die Buchung für drei Nächte möglicherweise dazu diente, ihr geplantes Verschwinden zu verschleiern, konnte ich zumindest darauf bauen, dass er hier eine Nacht logierte. Damit blieben Attila einige Stunden Zeit, um alle Hebel in Bewegung zu setzen.
    Um acht Uhr abends kochte ich vor Wut. Immer noch kein Anruf von Attila, zur Hölle mit ihm. Was trieb der Mann für ein Spiel? Wieso hatte es nicht längst eine Razzia in The Vaults gegeben, um Moran zu verhaften? Jedenfalls würde ich nicht einfach nur hier herumsitzen und ihn mir durch die Lappen gehen lassen. Vielmehr würde ich ein bisschen im Granton Harbour herumschnüffeln. Es musste dort einen Hafenmeister geben. Hätte ich eine Befugniserklärung von Attila dabei, hätte ich einfach nur nach der Liste der heute eingetroffenen Boote zu fragen brauchen. So aber würde es schwierig werden, die infrage kommenden ausfindig zu machen – und war dennoch unerlässlich, da Attilas Zuwarten Moran erlaubte, schon wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Aufs Neue bezog ich meinen Posten am Fenster.
    Schließlich kehrten Moran und Gabrielle zurück, und sobald ich hörte, dass sich ihre Tür schloss, brach ich nach Portobello auf. Wenn ich bei meiner Suche auch nur die geringsten Erfolgschancen haben wollte, brauchte ich Gorgonzola an meiner Seite.
    Ich versuchte, meine vorzeitige Rückkehr in die Pension elegant zu erklären: »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich Gorgonzola vermisst habe«, sagte ich strahlend, »meine Freundin hat ihren Hund nicht mehr und sie sagt, ich könnte Gorgonzola ruhig zu ihr mitbringen.«
    Die Galbraiths gaben sich redlich Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Gorgonzola, so schien es, hatte vielversprechende Signale gegeben, dass sie in künstlerischer Schaffenslaune war.
    Hilda Galbraith seufzte. »Heute Morgen hat sie lange vor dem Papier an der Wand gesessen und unverwandt darauf gestarrt.«
    Ich nickte. »Ah, das ist allerdings eines der ersten Anzeichen.«
    »Nur dass unseligerweise jemand «, Tom Galbraith warf seiner Frau einen finsteren Blick zu, »glaubte, ein Tellerchen Fisch könnte sie beflügeln, sich so richtig ins Zeug zu legen.«
    »Oje«, sagte ich, »leider –«
    »Während sie den Fisch verputzt hat, hat sie sich schon ins Zeug gelegt. Aber danach hat sie sich auf der Fensterbank eingerollt und ein Nickerchen gehalten.« Sein Blick wanderte traurig zu dem blütenweißen Kartonpapier.
    Gorgonzola teilte die Enttäuschung über meine Rückkehr nicht, sondern schnurrte laut und strich mir um die Beine. Ich hob sie auf und packte sie in den Rucksack.
    »Wir sind ja in ein paar Tagen wieder hier. Da bietet sich bestimmt eine neue Gelegenheit«, tröstete ich die beiden, auch wenn ich wusste, dass die Chancen in meiner Gegenwart sehr gering waren.
    Die Mole legte einen schützenden Arm um Granton Harbour. Bojen in pinker Leuchtfarbe tanzten auf der endlosen Wasserfläche, grau mit kleinen Kräuseln wie gehämmertes Zinn. Weit hinter der Hafenmauer funkelten erleuchtete Fenster in vielstöckigen Wohnblocks, die sich wie eine Miniaturausgabe der New Yorker Skyline erhoben – ein scharfer Kontrast zu den viktorianischen Klinker-Reihenhäusern, die über die grasbewachsene Böschung diesseits der Straße lugten.
    Früher einmal war dieser Hafen unter blauem Himmel und mit seinen weißen Yachten sicher wie aus dem Bilderbuch erschienen. Jetzt, in der Abenddämmerung und unter verhangenem Himmel bei einem schneidenden Ostwind, wirkte er trostlos und öde. Der einzige Laut war das unheimliche Heulen des Windes, der durch die Takelage der hinter einem hohen Stacheldrahtzaun vertäuten Boote fuhr. Auf einem Schild stand die Warnung: HAFENPOLIZEI – Sperrgebiet .
    »Muss man wirklich dazusagen«, murmelte ich, denn es gab kein Pförtnerhäuschen, keinen Wärter, dafür aber ein einladend offen stehendes Tor.
    Um mich herum entdeckte ich weitere Schilder mit mehr oder weniger derselben Botschaft: ZUTRITT VERBOTEN ! Warnkleidung Pflicht .
    Ich blickte an meiner schwarzen Jacke und Hose herunter, meinem üblichen Outfit, wenn ich im Dunkeln etwas auskundschaften wollte. »Ich denke, darauf können wir keine Rücksicht nehmen, was, Gorgonzola?«
    Tollwutgefahr! Tiere sind auf dem Hafengelände verboten . Die von einem schrägen Balken durchzogene Silhouette eines Hundes untermauerte die Anweisung.
    »Für dich gilt das nicht, Mieze.

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