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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Büsche für Snacks, das Cottage fürs Hauptgericht. Ich wusste, sie würde wiederkommen.
    Die ursprünglichen zwei Räume des Gärtnerhauses waren zu einer Studiowohnung zusammengelegt worden. An einem Ende befand sich, halb hinter einem Regal als Raumteiler verborgen, der Schlafbereich mit Bett und bescheidenem Kleiderschrank, während der Rest des Studios mit Tisch und Stühlen, Sesseln und Sofa sowie einem Flachbildfernseher an der Wand als moderne Junggesellenbude ausgestattet war. Eine kleine Kochnische in einer Ecke bot eine Arbeitsfläche, einen elektrischen Wasserkocher, eine Mikrowelle und zwei Herdplatten – ein Zeichen, so hoffte ich, dass ich meine Mahlzeiten zusammen mit den übrigen Angestellten im Haupthaus einnehmen würde. An der rückseitigen Wand verbarg sich hinter einem Vorhang eine Tür, die zu einem kleinen Anbau mit Dusche und Toilette führte, eine große Errungenschaft gegenüber dem Nachttopf unter dem Bett, den ein Gärtner in edwardianischer Zeit vorgefunden hätte. Die Ausstattung und das Mobiliar waren tatsächlich gediegen. Aber wieso war hier für teures Geld eine separate Unterkunft eingerichtet worden, während im Herrenhaus zweifellos zahlreiche Zimmer ungenutzt blieben? Es musste für Sir Thomas und seine Gäste doch praktischer sein, wenn ich in unmittelbarer Nähe war?
    Aus dem Gebüsch gab lautes Flügelschlagen und das erschrockene Krächzen eines Vogels kund, dass Gorgonzola in Jagdlaune war. Ich streckte gerade in dem Moment den Kopf zur Tür hinaus, als ein Fasan flatternd ins Blattwerk stieß und auf einem schwankenden dünnen Zweig sitzen blieb. Von Gorgonzola selbst war weit und breit nichts zu sehen.
    Für die Katze und mich bot das Gebüsch ideale Deckung. Nur dass dies in beide Richtungen zutraf: Bis auf die Schornsteine war das große Haus und das dortige Kommen und Gehen auch für mich nicht einsehbar.
    Ich trug die beiden Koffer in den Schlafbereich. Einer enthielt einen auf zwei Wochen angelegten Dosenvorrat an Thunfisch, Sardinen, Makrelen, und zwar ausnahmslos für den menschlichen Verzehr und nicht für Katzen, eine wichtige Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass jemand in meinen Schränken schnüffelte. Gorgonzola würde auf die teure Gourmet-Katzennahrung, die sie als Belohnung für ihre Pflichterfüllung erwartete, verzichten müssen. Fragte ich in Port Ellen danach, würde es sich zweifellos mit doppelter Schallgeschwindigkeit herumsprechen, dass Sir Thomas seine Butlerin losgeschickt habe, um für eine Katze Fünfsternenahrung zu kaufen. Im Notfall würde sich Gorgonzola eben mit frisch gefangenem Lachs aus herrenhauseigenem Gewässer oder Fasan am Spieß zufriedengeben müssen.
    Ich wechselte in die Butleruniform – gestreifte Hose (in femininem Schnitt), schwarze Jacke, weiße Bluse und schwarze Krawatte – und ging nach einem raschen Blick in das Butler-Handbuch um fünf Uhr nachmittags zum Hauptgebäude hinüber, um mich Sir Thomas Cameron-Blaik vorzustellen.
    Auf der Eingangstreppe blieb ich einen Moment stehen, als bewunderte ich das über dem Türsturz eingemeißelte Wappen. Dabei brauchte ich nur ein wenig den Kopf zu neigen, um die ganze Fassade in Augenschein zu nehmen. Unter einer der Halterungen der Flutlichter, die nachts das Gemäuer erleuchteten, war eine Kamera versteckt, die eintreffende Besucher überwachte. Etwas, worauf ich künftig achtgeben musste. Wo eine Kamera war, da würden auch noch andere lauern.
    Ich trat durch die Tür. Im Eingangsbereich befand sich ein schmiedeeiserner Ständer für Schirme und Gummistiefel. Darüber hingen an einer Reihe Messinghaken zwei dunkelgrüne Wachs- und eine ganze Reihe von Damen-Tweedjacken, die sich besser für ein Mode-Fotoshooting eignete als für das unwirtliche schottische Moor.
    Durch die Bleiverglasung der Innentür war die Diele dahinter nur schemenhaft zu erkennen. Ich hatte mir sagen lassen, dass auf Islay kaum jemand seine Türen abschließt, doch diese Tür war verschlossen, und neben der Messingklingel befand sich ein Knopf für eine Gegensprechanlage. Überwachungskameras, Gegensprechanlage – waren das Sicherheitsmaßnahmen, die ein reicher Geschäftsmann in seinem schottischen Feriendomizil nicht missen wollte, oder ließ es darauf schließen, dass er etwas zu verbergen hatte? Ich war mir sicher, dass Letzteres zutraf. Nach Überzeugung der Zollfahndung war Gabrielle Robillard nicht auf der Insel, um dem Alltag zu entfliehen und sich einen entspannenden Urlaub zu gönnen,

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