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Das Geheimnis von Melody House

Das Geheimnis von Melody House

Titel: Das Geheimnis von Melody House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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an seine Hutkrempe, dann stieg er vom Pferd und reichte ihr die Hand, um ihr beim Absteigen zu helfen. “Wir werden Nellie hier anbinden. Ist das nicht herrlich – man fühlt sich perfekt in die Vergangenheit zurückversetzt, bis man den ersten Hot-Dog-Stand sieht!”
    “Tja, das ist der Fortschritt, was soll man da machen?” stimmte Darcy ihm lachend zu.
    “Ich werde bei der ersten Geschützsalve zu Boden gehen”, erklärte Clint. “Schwer verletzt krieche ich vom Schlachtfeld, und komme, edel wie ich bin, zu Ihnen zurück.”
    “So, so, du willst also kneifen und dich den schönen Dingen des Lebens widmen, was?” fragte Carter Clint, während sie zusammen davonritten.
    Darcy grinste, dann fiel ihre Aufmerksamkeit auf einen Mann auf einem großen weißen Pferd, der eine täuschende Ähnlichkeit mit Robert E. Lee hatte. Er ritt in die Mitte des Feldes, wo er aus dem Sattel sprang und nach einem Megaphon griff. Nachdem er die Menge begrüßt hatte, begann er zu schildern, wie es zu den Kämpfen gekommen war. Yankeetruppen, denen man den Rückzug abgeschnitten hatte, hatten versucht, sich nach Meade durchzuschlagen, während die Südstaatentruppen vor der Schlacht bei Sharpsburg Lee einzuholen versuchten. Ein Militärtrupp hatte einen Zug mit Nachschub aus dem Norden aufgehalten und begonnen, mit den erbeuteten Waffen den Feind zu bekämpfen. Es waren erbitterte Kämpfe gewesen, die zum Teil in den Häusern, hauptsächlich jedoch hier draußen auf dem freien Feld ausgetragen worden waren, und an deren Ende es die Südstaatler geschafft hatten, die arg gebeutelten Nordstaatler in die Flucht zu schlagen.
    Nachdem der Mann seine kurze Ansprache beendet hatte, machte er mit seinem Hut in der Hand eine schwungvolle Verbeugung, dann stieg er wieder auf sein weißes Pferd und galoppierte, in eine Staubwolke gehüllt, davon. Kaum war er verschwunden, fiel der erste Schuss. Die Schlacht hatte begonnen.
    Darcy schaute wie gebannt zu. Sie hatte sich noch nie ausgemalt, wie so ein Kampf abgelaufen sein könnte. Innerhalb von Minuten war die Luft schwarz vom Pulverrauch der Platzpatronen. Die Offiziere beider Seiten brüllten Befehle übers Feld. Zuerst traf die Kavallerie ein, und es war ein unglaublicher Anblick, als Pferde sich aufbäumten und Schwerter durch die Luft wirbelten. Berittene Soldaten rückten vor, griffen an, gingen zu Boden oder zogen sich wieder zurück.
    Darcy sah Matt, der, fast in den Steigbügeln stehend, auf seinem Pferd herangaloppiert kam und mit seinem Schwert die rauchgeschwärzte Luft zerschnitt. Sie spürte einen Stich, aber eine Sekunde später war er auch schon im Kampfgetümmel verschwunden.
    Auf die Kavallerie folgte die Infanterie. Darcy hatte von der kleinen Anhöhe aus, auf der Carter und Clint sie zurückgelassen hatten, einen guten Überblick über das Kampfgeschehen und verfolgte es fasziniert – bis sie plötzlich eine tiefe Trauer in sich spürte. Sie schloss die Augen, und die gesamte Geräuschkulisse schien sich zu verändern.
    Als sie die Augen wieder öffnete, wurde sie von nacktem Grausen gepackt.
    Die Anzahl der Kämpfenden auf dem Schlachtfeld hatte sich verdoppelt, und die Zuschauer waren verschwunden. Darcy sah überall schwer verletzte, blutende, von Kugeln zerfetzte Soldaten beider Parteien auf dem Boden liegen. Ein Pferd wieherte panisch und galoppierte davon. Aus allen Richtungen wurden Gewehrsalven abgefeuert … dicht neben ihr schlug eine Kugel in einen Baumstamm ein.
    Darcy konnte den Anblick nicht mehr ertragen und schloss die Augen, doch als sie sie wieder öffnete, hatte sie die Szenerie noch immer vor sich. Es war entsetzlich; Soldaten aus den Nord- und aus den Südstaaten, Männer, die an denselben Gott glaubten, die beteten, dass sie in den Himmel kamen – der für alle derselbe Himmel war –, brachten sich gegenseitig auf die grausamste Art und Weise um.
    Als sie neben sich ein Wiehern hörte, schüttelte sie sich und zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren.
    Sie hörte das begeisterte und übermütige Johlen der Menge. Oola legte ihr die Vorderpfoten an die Oberschenkel und winselte sie beunruhigt an.
    “Es ist okay, Mädchen”, sagte Darcy, während sie sich neben die Hündin kauerte und sie knuddelte. “Ich bin wieder da.”
    Plötzlich bellte Oola aufgeregt. Als Darcy sich umdrehte, sah sie durch den schwarzen Rauch, der mittlerweile den ganzen Platz einhüllte, einen Soldaten auf sich zukommen.
    “Darcy?”
    “Clint!”
    Er grinste sie an.

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