Das Geheimnis von Melody House
“He, Matt hat das Schlachtfeld auch schon verlassen. Wenn Sie wollen, suchen wir ihn.”
“Wo haben Sie denn Ihr Pferd gelassen?”
Clint seufzte theatralisch. “Das haben leider die Yankees erbeutet.” Er grinste. “Aber wir holen ihn uns später wieder zurück. Jetzt reiten wir erst mal beide auf Nellie, wenn Sie nichts dagegen haben.” Er blickte sie fragend an.
“Selbstverständlich nicht”, beteuerte Darcy.
Sie stieg zuerst auf, und Clint sprang hinter ihr in den Sattel. Oola schaute zu ihnen auf und bellte empört.
“Oola, was ist los? Bist du etwa eifersüchtig”, fragte Darcy. “Clint, wo gehts lang?”
“Dort”, sagte er und deutete nach vorn.
“Sind Sie sicher? Müssen wir nicht in die andere Richtung, da drüben, über die Felder?”
“Sie sind ein bisschen desorientiert, Darcy, das kommt von dem Qualm. Vertrauen Sie mir, ich kenne den Weg.”
Matt hatte die Sache bedeutend mehr Spaß gemacht, als er erwartet hatte. Vor allem der vorgetäuschte Kampf mit dem Degen, den er sich mit seinem Freund James Arnold geliefert hatte, hatte es in sich gehabt.
“He, Matt, nie aufgeben!” sagte James und reckte den Daumen, während sie Seite an Seite das Schlachtfeld hinter sich ließen. Hinter ihnen war noch immer das Tosen der Menge zu hören.
Matt nickte grinsend, dann klingelte sein Handy.
“So holt einen die Gegenwart jäh wieder ein, was?” zog James ihn auf.
Matt machte eine entschuldigende Geste, suchte sich einen etwas ruhigeren Platz und nahm ab.
“Matt Stone.”
“Matt! Na endlich! Ich versuche dich schon seit Stunden zu erreichen.”
“Randy?” Der Tonfall seines Freundes führte dazu, dass Matt sich augenblicklich anspannte. “Ihr habt doch nicht womöglich die Knochen gefunden?”
“Nein, aber ich bin auf etwas anderes gestoßen.”
“Auf was denn?”
“Du wolltest doch eine Vermisstenliste, stimmts?”
“Ja, sicher.”
“Ich habe hier mindestens fünf vermisste Frauen aus den vergangenen Jahren, die zuletzt bei euch in der Gegend gesehen wurden.”
Matt wehte plötzlich eine seltsame Kälte an.
“Ich kann mich umziehen und sofort raufkommen.”
“Brauchst du nicht, ich faxe dir das Zeug schnell rüber. Aber keine der vermissten Personen stammte aus eurer Gegend. Waren alle nur auf der Durchreise. Da ist zum Beispiel Susan Howell, berufstätig, sechsundzwanzig Jahre alt, einsfünfundsechzig groß, schlank, ledig, zuletzt gesehen an der Tankstelle vor der Ausfahrt nach Stoneyville. Oder hier, noch eine. Catherine Angsley, zuletzt gesehen in einem Drugstore an der Stadtgrenze von Stoneyville. Sie kam aus Stamford, Connecticut, Eltern verstorben, ebenfalls berufstätig, eine gut verdienende Biochemikerin, die erst Monate nach ihrem Verschwinden von ihrer inzwischen verstorbenen Großmutter als vermisst gemeldet wurde. Und dann gibt es da noch …”
“Stopp!” sagte Matt. “Lies die Namen noch mal vor.”
“Susan Howell, Catherine Angsley. Dann hätten wir da noch eine Tammy Silvera – he, was ist, sagen dir die Namen etwas?”
“Ja”, sagte Matt mit dumpfer Stimme. Er fühlte sich wie gelähmt. “Ich muss der Sache sofort nachgehen.” Er schaute sich auf dem Schlachtfeld um, aber durch den Pulverrauch konnte er nichts erkennen. Darcy hatte das Haus mit Carter und Clint verlassen, aber er hatte hier draußen nur Clint gesehen. Wo war Carter?
Carter, der sowohl Susan Howell wie auch Catherine Angsley und Tammy Silvera intim gekannt hatte …
“Randy, dank dir erst mal, ich muss jetzt Schluss machen. Wir müssen sofort einen Fahndungsbefehl nach Carter Sutton herausgeben. Er hat die Frauen alle gekannt und darf uns keinesfalls durch die Lappen gehen. Ich schaue mich hier draußen um und möchte dich bitten, meine Leute zu informieren.”
Damit legte er auf, ohne Randys Antwort abzuwarten; er wusste, dass er sich auf seinen Freund verlassen konnte.
Als er nackte Panik in sich aufsteigen fühlte, bemühte er sich, einen klaren Kopf zu bewahren.
Jawohl, Carter hatte diese Frauen gekannt – intim gekannt wahrscheinlich – das stimmte. Aber das hieß noch lange nicht, dass er auch für ihr Verschwinden verantwortlich war.
Clint und Carter. Beide wechselten ihre Frauen wie die Hemden.
Bei dem Gedanken, dass Darcy in dieser Sekunde mit einem von ihnen zusammen war, wurde ihm ganz schlecht.
Er schaute sich um. Wo zum Teufel waren sie jetzt?
Hier entlang
.
Das Flüstern klang eindringlich, nachdrücklich.
Er ritt los.
“Moment mal –
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