Das Geheimnis von Melody House
Augen. “Das ganze Haus bebt”, erwiderte sie leise.
“Vor?”
“Feindseligkeit”, gab sie zur Antwort.
Clint lachte laut auf. “Die Lebenden senden auch Schwingungen aus, stimmts?”
Matt starrte Darcy einen Moment an, dann umspielte ein zerknirschtes Lächeln seine Mundwinkel. Darcy lief ein Schauer über den Rücken. Wenn er so schaute, wirkte er plötzlich ungemein sympathisch und liebenswert.
“Falls von mir feindselige Schwingungen ausgehen sollten, ist es keine böse Absicht”, sagte Matt einlenkend.
“Manchmal ist es nicht ganz einfach, diese Schwingungen zu lokalisieren”, sagte sie und merkte zu ihrer Überraschung, dass sie ebenfalls lächelte.
Und dass Penny, Clint und Carter sie und Matt anstarrten.
Errötend stand Darcy auf, wenn auch nicht ganz so geschmeidig, wie sie es sich gewünscht hätte. “Das Essen war wirklich wunderbar. Vielen Dank. Ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist. Es ist schon spät, und ich hoffe, Sie nehmen es mir deshalb nicht übel, wenn ich mich jetzt zurückziehe. Ich bin ziemlich müde.”
Matt, Carter und Clint erhoben sich wie ein Mann. Ein gewisses Ausmaß an Höflichkeit schienen diese Männer – selbst Matt – offensichtlich doch noch mit der Muttermilch aufgesogen zu haben.
“Bestimmt schlafen Sie gut”, sagte Carter. “Ich habe auch schon im Lee-Zimmer übernachtet. Und wie Sie sehen, lebe ich noch.”
“Und er ist bisher kein einziges Mal mitten in der Nacht nackt die Treppe runtergerannt”, ergänzte Clint augenzwinkernd.
“Gott sei Dank!” keuchte Penny.
“He!” protestierte Carter. “Ich sehe nackt mindestens genauso gut aus wie angezogen.”
Darcy lachte. “Nun, ich denke, mir wird es an nichts fehlen.”
Sie war überrascht, als sie sah, dass Matt fast ein bisschen besorgt wirkte. “Ich schlafe heute Nacht im Haus, also rufen Sie einfach laut, wenn Sie irgendwelche Probleme haben.”
“Aber wie sollte das denn passieren? Sie glauben doch nicht an Gespenster!” erinnerte Darcy ihn.
Er zuckte ein wenig verlegen mit den Schultern. “Dafür glaube ich umso mehr an Menschen, die Böses tun”, brummte er. Seine seltsam tiefen grauen Augen ruhten einen Moment auf ihr. “Mein Zimmer ist am Ende des Flurs.”
Sie nickte und verabschiedete sich, dann verließ sie das Esszimmer und ging die Treppe hinauf in den ersten Stock. Sie setzte langsam und bewusst einen Fuß vor den anderen, während sie darüber nachdachte, wie seltsam es war, dass Matt Stone in dem Haus absolut nichts Ungewöhnliches spürte. Penny hatte die Schwingungen erwähnt. Man fühlte sie, wo man ging und stand. Sanfte verlorene Seelen größtenteils.
Das einzig Böse schien aus dem Lee-Zimmer zu kommen.
Im Raum war es kühl, ungewöhnlich kühl sogar für die sommerliche Jahreszeit. Diese Tatsache versuchte sie ebenso zu ignorieren wie das erneute Gefühl, beobachtet zu werden. Ziemlich erschöpft kroch sie nach einer kurzen Dusche schließlich ins Bett. Als sie einschlief, lief im Fernsehen immer noch ein Film über die Geschichte Englands.
Tief in der Nacht begann sie zu träumen. Sie sah sich im Bett liegen und schlafen, gleichzeitig jedoch bewegte sie sich in einer anderen Persönlichkeit. Das Herz ihres schlafenden Selbst krampfte sich vor Angst zusammen, und in dem Moment, in dem sie den anderen kommen fühlte, spürte sie die Wut, eine tief sitzende, gefährliche Wut. Und dann …
… war sie dieser andere, sie sah, fühlte und wusste alles, was er sah, fühlte und wusste.
Eine verschmähte Frau … konnte gefährlich werden
.
Er war tief in Gedanken versunken und schweigsam an diesem Abend, wütend, aber noch nicht ganz sicher, worauf er hinauswollte. Durch die Dunkelheit starrte er zum Haus hinüber und dachte an alles, was gewesen war und was noch kommen würde
.
Das Haus wirkte majestätisch wie immer. Ein Haus, das ebenso einen Charakter hatte wie ein Mensch. Und so war es von Anfang an gewesen. Die Zeit hatte ihm genauso wenig anhaben können wie die Dramen, die sich in ihm abgespielt hatten. Das wusste er
.
Sie war da
.
Er wusste, dass sie da war
.
Und es gab Dinge, die gesagt werden mussten. Dinge, die zwischen ihnen geklärt oder beendet werden mussten
.
Und dennoch …
Er starrte immer noch auf das Haus. Und wartete. Er war nicht bereit, sich einzugestehen, dass er mit einer bösen Absicht gekommen war
.
Sein Herz war hart wie ein Stein. Tief unten auf dem Grund seiner Seele lag das Samenkorn einer Idee, die
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