Das Geheimnis von Mulberry Hall
gesprochen, bevor Lucan ihr buchstäblich an den Hals ging?
„Kann ich davon ausgehen, dass eine Beziehung zwischen uns endgültig vom Tisch ist?“, erkundigte sie sich bitter.
„Es hat doch nie richtig angefangen“, gab er zu bedenken.
„Nein.“
Andere Frauen hätten die Gelegenheit, zumindest für wenige Tage eine Affäre mit Lucan St. Claire zu unterhalten, begeistert beim Schopfe gepackt. Aber Lexie fühlte sich durch seinen Vorschlag eher beleidigt und in ihrer Ehre verletzt.
Und eventuell auch ein klein wenig geschmeichelt. Ein kleines bisschen.
Zwar kannte sie ihn erst seit zwei Tagen – waren es tatsächlich erst zwei Tage, seit sie diesem umwerfenden Mann begegnet war? –, trotzdem wusste sie seine Persönlichkeit ziemlich gut einzuschätzen. Er war nicht der Typ, der bereitwillig seine Fehler oder Schwächen zugab.
Und Lexie zu begehren, stellte ganz sicher eine Schwäche für ihn dar. Seine ganze Haltung drückte unmissverständlich aus, wie wenig er auf andere Menschen angewiesen war.
Und mich braucht er auch nicht, schloss Lexie und empfand dabei merkwürdigerweise echte Trauer. Er begehrte sie, ihren Körper, aber er brauchte sie nicht.
„Ist es nicht höchste Zeit für dich, zu den Bartons zu gehen?“, fragte sie in neutralem Ton.
„Wir sind erst in etwa einer Stunde verabredet.“
„Und du meinst, das reicht noch für einen Quickie?“
Lucan schnappte nach Luft. Sie schaffte es doch immer wieder, ihn mit ihrer unverblümten Art zu überraschen. „Jemand hätte dir schon vor langer Zeit mal den Mund mit Seife auswaschen sollen“, keuchte er ernsthaft empört. „Und nur fürs Protokoll, Lexie: Wenn ich mit dir ins Bett gehen würde, dann ganz bestimmt nicht nur für einen Quickie.“
Die Vorstellung, was das für sie bedeuten konnte, trieb Lexie die Röte ins Gesicht. Ihre Brüste begannen zu kribbeln, und zwischen ihren Schenkeln spürte sie die Sehnsucht nach Erfüllung. „Gut, dass es nicht dazu kommt.“
„Allerdings.“ Er nickte knapp.
Diese Unterhaltung führte zu rein gar nichts, also beschloss Lexie, einfach nach oben zu verschwinden. „Ich gehe dann mal in mein Zimmer. Viel Spaß heut Abend!“
Lucan hatte mit seiner Erregung zu kämpfen. „Den werde ich haben“, erwiderte er leise. „Falls du es dir anders überlegen solltest und du möchtest, dass ich die Kette doch reparieren lasse …“
„Möchte ich nicht“, schnitt sie ihm das Wort ab.
Instinktiv schlossen sich ihre Finger fester um das kleine Medaillon, als befürchtete sie, Lucan würde es ihr ein zweites Mal fortreißen wollen. Für Lucan ein Zeichen, dass er mit seiner Vermutung richtiggelegen hatte. In dem Anhänger verbarg sich für Lexie etwas von hohem emotionalem Wert. Er durfte ihn ja nicht einmal berühren, geschweige denn für eine Weile ausleihen.
Sein Kiefer schmerzte schon vor Anspannung. „Da ich hier so weit fertig bin, freut es dich sicherlich, wenn wir gleich morgen früh abfahren.“
„Das freut mich sogar sehr.“
Mehr gab es nicht zu sagen, und Lucan wandte sich mit hängenden Schultern ab. Er war so weit gegangen, Lexie sogar eine spontane Affäre vorzuschlagen. Dabei hatte er ursprünglich gar nichts mit dieser Frau zu tun haben wollen. Und nun hatte er seine Antwort bekommen.
Als er spätabends zurückkehrte, brannte nur in der Küche noch ein Licht. Ansonsten lag das Haus im Dunkeln. Lexie war demnach zu Bett gegangen, aber hatte sie auch etwas gegessen?
Ach, was kümmerte ihn das! Sie war eine erwachsene Frau und konnte gut auf sich selbst aufpassen. Er war nicht dafür verantwortlich, wenn sie die Essenseinladung seines Verwalters ausschlug. Das hatte sie schon vor ihrem Streit um die Kette getan, also hatte er nicht das Geringste damit zu tun.
Trotzdem zögerte er kurz, als er an ihrem Schlafzimmer vorbeikam und einen schwachen Lichtschein unter der Tür bemerkte. Lexie war offensichtlich noch wach, und er fragte sich, ob sie in ihr Buch vertieft war. Gern hätte er einen heimlichen Blick in ihr Zimmer geworfen, aber das kam natürlich gar nicht infrage.
Dann hörte er ein Geräusch, so als würde sie gerade aus ihrem Badezimmer kommen und zurück in ihr Bett gehen. Ob Lexie barfuß war? Waren nur ihre Füße nackt oder …?
Stumm presste er sich eine Faust gegen die Stirn und schloss die Augen. Doch das rief in seinem Kopf noch mehr Bilder von Lexies zarten Brüsten wach, und seine Fantasie malte sich aus, wie es wäre, diese zarten Brüste zu liebkosen
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