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Das Geheimnis von Mulberry Hall

Das Geheimnis von Mulberry Hall

Titel: Das Geheimnis von Mulberry Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROLE MORTIMER
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sexueller Hinsicht. Sie wollte mehr von ihm, als er zu geben bereit war. Als er überhaupt irgendeiner Frau geben konnte.
    Den Grund dafür kannte sie nicht. Vielleicht war er als junger Mann unglücklich verliebt gewesen, oder er hatte die Scheidung seiner Eltern einfach nie verwunden. Etwas in seiner Vergangenheit hatte ihn offenbar zu dem Entschluss getrieben, sich von all seinen Gefühlen zu distanzieren.
    Andererseits hatte Lexie ihn in den letzten zwei Tagen mehrmals lachen sehen, und in diesen Momenten zeigte er eine ganz besondere Seite von sich. Eine jungenhafte, verschmitzte Seite, die sie nicht nur wahnsinnig attraktiv, sondern regelrecht unwiderstehlich fand.
    Aber sie wollte Lucan nicht toll finden und schon gar nicht unwiderstehlich. In ihrem Kopf sollte er weiterhin der kalte, arrogante Aristokrat bleiben, der ihrer Familie Unrecht tat. Aber dieses Bild war ein für alle Mal zerstört worden.
    Wann immer sie ihn zurück in diese Rolle drängen wollte, fielen ihr Dinge ein, die diese Sicht unmöglich machten. Szenen, wie Lucan sie neckte, mit ihr scherzte und über sie lachte. Dann wieder Bilder, wie sich tiefer Schmerz in seinen Augen zeigte, wie eindringlich er das Porträt seines Vaters angestarrt hatte.
    Am wenigsten wurde Lexie die Erinnerung daran los, wie sie sich in der Küche beinahe geliebt hätten.
    „Du brauchst ziemlich lange für deine Antwort, Lexie“, drängte Lucan.
    Es war zum Verrücktwerden. Sie sollte ihn einfach noch einmal bitten, ihr Zimmer zu verlassen, und zwar mit felsenfester Stimme. Andererseits konnte sie die Vorstellung nicht ertragen, morgen früh in die Stadt zu fahren und Lucan möglicherweise nie wiederzusehen.
    Ihr Hals wurde enger, und das Schlucken fiel Lexie schwer. „Hattest du einen schönen Abend bei John und Cathy?“, wich sie aus.
    Der Themenwechsel kam zwar überraschend, doch Lucan ließ sie gewähren. „Es war ausgesprochen nett. Sie waren ganz traurig, dass du nicht kommen konntest, weil du mit Kopfschmerzen im Bett liegst.“
    Sie lächelte schief. „Hast du dir extra eine Entschuldigung für mich ausgedacht?“
    „Na ja, die Wahrheit konnte ich ihnen wohl kaum beichten. Dass du lieber schlafen gegangen bist, nachdem ich mich wie ein Ochse aufgeführt habe und du meine Anwesenheit nicht länger ertragen konntest.“
    „Das stimmt doch gar nicht.“
    „Ach nein?“ Er setzte sich neben sie aufs Bett und strich mit einem Finger über ihre zarte Wange. Die großen tiefblauen Augen schienen ihn buchstäblich zu verschlingen. „Irgendwie schaffst du es, mich dazu zu bringen, Dinge zu sagen oder zu tun, die ich normalerweise niemals … ich weiß auch nicht.“ Kleinlaut schüttelte er den Kopf.
    „Das liegt dann wohl an meinem unerträglich sturen Wesen?“, erkundigte Lexie sich mit einem Lächeln.
    Unglücklicherweise war Starrsinn nicht alles, was Lexie ausmachte. Lucan hatte sie als eine extrem ehrliche, loyale und soziale Person kennen- und schätzen gelernt. Sie hatte Kampfgeist und Zuverlässigkeit bewiesen, indem sie mit nach Mulberry Hall gekommen war. Ihre Agentur konnte sich glücklich schätzen, eine so fähige und verlässliche Mitarbeiterin zu beschäftigen. Lexie setzte sich mutig gegen Lucan durch, der schon abgebrühte Geschäftsleute mit seiner Art in den Grundfesten erschüttert hatte. Und sie war intelligent, schlagfertig, humorvoll und so schön, dass es ein fast schmerzhaftes Verlangen auslöste, sie nur anzusehen.
    „Nein“, erwiderte er und strich ihr mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. „Es liegt daran, dass ich unheimlich gern mit dir schlafen würde und deshalb keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.“
    Hektisch befeuchtete sie ihre Lippen und glaubte für einen Moment, sie hätte sich verhört. „Du willst …?“
    Lucan nickte stumm und seufzte dann. „Lexie, ich brauche dich in diesem Augenblick so sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken kann.“
    Ihr Herz schlug immer fester gegen ihre Rippen, und sie konnte ihren eigenen Puls hören. Unter Lucans Fingerspitzen begann ihre Haut heiß zu kribbeln, und die kleinen Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf. Und sie empfand genau die unverhohlene Lust, die sie in Lucans Augen erkannte. Es war wie eine stumme, sinnliche Kommunikation zwischen ihnen, die nur auf ein einziges Ziel hinauslaufen konnte.
    Heute würde sie mit Lucan St. Claire schlafen, selbst wenn es der dümmste Fehler ihres Lebens sein sollte.

9. KAPITEL
    „Sag doch etwas, Lexie!“,

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