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Das Geheimnis von Orcas Island

Das Geheimnis von Orcas Island

Titel: Das Geheimnis von Orcas Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Trinkgelder waren gut. Miss Millie hat mir einen Fünfer zugesteckt.«
    Sie tat ihm den Gefallen. Ihre Lippen verzogen sich, und was immer ihre Augen umwölkt hatte, verschwand für einen Moment. »Ihr gefällt es, wie Sie mit einem Werkzeuggurt aussehen. Warum machen Sie nicht eine Pause, bevor Sie im Westflügel anfangen?«
    »In Ordnung.«
    Sie zog eine Grimasse über das Geräusch von zersplitterndem Glas. »Ich wusste doch, dass das Snyser-Kind keinen Orangensaft wollte.« Sie eilte davon, um die Scherben zu beseitigen und sich die Entschuldigungen der Eltern anzuhören.
    Der Empfang lag verlassen da. Ronald überlegte, ob er hinter das Pult schlüpfen und einen schnellen Blick in die Bücher werfen sollte, entschied aber, dass es warten konnte. Gewisse Arbeiten waren besser im Dunkeln zu erledigen.
    Eine Stunde später betrat Charity den Westflügel. Sie hatte es geschafft, den Gästen gegenüber die Fassung zu wahren und freundlich zu bleiben, doch sobald sich die Tür hinter ihr schloss, stieß sie eine Reihe wilder Flüche aus.
    Ronald trat in einen Türrahmen und beobachtete, wie sie mit wütend funkelnden Augen über den Flur stürmte. »Probleme?«
    »Ja«, fauchte sie und lief ein halbes Dutzend Schritte an ihm vorbei, ehe sie sich zu ihm umdrehte. »Ich kann Unfähigkeit ertragen und auch ein gewisses Maß an Dummheit. Ich toleriere sogar einen gelegentlichen Anfall von Faulheit, aber ich lasse mich nicht belügen.«
    Ronald wartete einen Moment. Ihr Zorn war heiß und lodernd, aber er richtete sich nicht gegen ihn. »In Ordnung«, sagte er und wartete.
    »Sie hätte mir sagen können, dass sie frei haben will oder eine andere Schicht. Ich hätte es einrichten können. Stattdessen hat sie gelogen und sich in den letzten fünf Wochen fünfmal im letzten Augenblick krank gemeldet. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht.« Charity wandte sich ab, trat gegen die Tür. »Ich hasse es, zum Narren gehalten zu werden. Und ich hasse es, belogen zu werden.«
    »Sie reden von der Kellnerin … Mary Alice?«
    »Natürlich.« Sie wirbelte herum. »Vor drei Monaten bat sie mich um einen Job. Es war die ruhigste Zeit, aber sie tat mir Leid. Jetzt schläft sie mit Bill Perkins – oder genauer gesagt, sie bekommt wohl keinen Schlaf, und deshalb meldet sie sich krank. Ich musste sie entlassen.« Sie atmete tief aus, und das klang wie eine Maschine, die Dampf abließ. »Ich bekomme Kopfschmerzen, wann immer ich jemanden entlassen muss.«
    »Ist es das, was Sie den ganzen Morgen bekümmert hat?«
    »Sobald Dolores diesen Bill erwähnte, wusste ich es.« Inzwischen ruhiger geworden, rieb sie sich die schmerzende Stirn. »Dann musste ich die Anmeldungen und das Frühstück hinter mich bringen, bevor ich sie anrufen und mich mit ihr befassen konnte. Sie hat geweint.« Sie warf Ronald einen kläglichen Blick zu. »Ich wusste, dass sie weinen würde.«
    »Hören Sie, Baby, das Beste für Sie ist, wenn Sie ein paar Schmerztabletten nehmen und die Sache vergessen.«
    »Ich habe schon welche genommen.«
    »Geben Sie ihnen eine Chance zu wirken.« Bevor ihm bewusst wurde, was er tat, hob er die Hände, umrahmte ihr Gesicht und massierte mit kreisenden Daumen ihre Schläfen. »Da drinnen geht zu viel vor.«
    »Wo?«
    »In Ihrem Kopf.«
    Sie spürte, wie ihre Augen schwer und ihr Blut warm wurden. »Nicht im Moment.« Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Instinktiv trat sie vor. »Ronald …« Sie seufzte ein wenig, als der Schmerz aus ihrem Kopf schwand und sich in ihrem Mittelpunkt regte. »Mir gefällt es auch, wie Sie mit einem Werkzeuggurt aussehen.«
    »Wissen Sie eigentlich, was Sie da herausfordern?«
    Sie musterte seinen Mund. Er war voll und fest und gewiss rücksichtslos auf den Lippen einer Frau. »Nicht genau.« Vielleicht lag darin der Reiz. Sie wusste es nicht. Aber sie fühlte, und was sie fühlte, war neu und aufregend. »Vielleicht ist es besser so.«
    »Nein.« Obgleich er wusste, dass es ein Fehler war, konnte er nicht widerstehen, mit den Fingern über ihr Kinn zu streicheln und über ihre Lippen. »Es ist immer besser, die Konsequenzen zu kennen, bevor man etwas unternimmt.«
    »Also sind wir wieder vorsichtig.«
    Er ließ die Hände sinken. »Ja.«
    Sie hätte dankbar sein sollen. Statt ihre wirren Gefühle auszunutzen, wich er zurück. Sie wollte dankbar sein, aber sie verspürte nur den Stachel der Zurückweisung. Er hat damit begonnen, dachte sie. Erneut. Und er hat es beendet. Erneut. Sie war es

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