Das Geheimnis von Orcas Island
der auf leichte Art zu Geld kommen wollte. Und sie schien auch nicht der Typ zu sein, der all die Dinge ersehnte, die man mit leichtem Geld kaufen konnte. Aber das sagte ihm sein Instinkt, es war keine Tatsache.
Das Problem lag darin, dass Conby Tatsachen verlangte. Ronald verließ sich stets auf seinen Instinkt. Sein Job bestand darin, Charitys Schuld, nicht ihre Unschuld zu beweisen. Doch in weniger als zwei Tagen hatten sich seine Prioritäten geändert.
Es ging nicht nur darum, dass er sie attraktiv fand. Er hatte schon andere Frauen attraktiv gefunden und ohne Bedenken überführt. Das war Gerechtigkeit. Eines der wenigen Dinge, an die er ohne Vorbehalt glaubte, war Gerechtigkeit.
Bei Charity musste er sichergehen, dass seine Schlussfolgerungen über sie auf mehr als nur den Gefühlen basierten, die sie in ihm erweckte. Gefühle und Instinkte waren etwas anderes. Wenn ein Mann in seiner Position sich gestattete, von Gefühlen beeinflusst zu werden, dann war er nutzlos.
Woran lag es dann? So lange und so gründlich er es auch durchdachte, er konnte nicht einen einzigen speziellen Grund feststellen, warum er sich ihrer Unschuld so sicher war. Weil es das Ganze ist, erkannte er. Sie, das Gasthaus, die Atmosphäre, die sie umgab. All das erweckte in ihm den Wunsch zu glauben, dass solche Menschen, solche Orte existierten, und zwar makellos.
Er begann weich zu werden. Eine hübsche Frau, große blaue Augen, und schon glaubte er an Märchen. Entrüstet trug er die Farbtöpfe und Pinsel zum Spülstein, um sie auszuwaschen. Er wollte eine Pause einlegen, von der Arbeit und seinen abschweifenden Gedanken.
Im Gesellschaftsraum dachte Charity ebenso widerstrebend an Ronald, während sie einen Stapel Schallplatten auf den Tisch zwischen Miss Millie und Miss Lucy legte.
»Welch nette Idee.« Miss Lucy rückte ihre Brille zurecht und spähte auf die Labels. »Ein hübscher, altmodischer Tanztee. Das wird bestimmt alle Gäste unterhalten.«
»Für junge Menschen ist es schwer, an einem regnerischen Tag etwas mit sich anzufangen. Es macht sie gereizt.« Miss Millie hielt eine Single hoch. »Oh, sieh nur. Rosemary Clooney. Ist das nicht entzückend?«
»Suchen Sie sich Ihre Lieblingslieder aus.« Charity blickte sich zerstreut im Raum um. Wie sollte sie eine Party vorbereiten, wenn sie nur daran denken konnte, wie Ronald sie am Frühstückstisch angesehen hatte? »Ich verlasse mich auf Sie.«
Ob Ronald wohl kommt? fragte sie sich. Würde er die Musik hören und sich leise in den Raum stehlen? Würde er sie anblicken, bis ihr Herz zu hämmern begann und sie alles und jeden vergaß außer ihm?
Du wirst allmählich verrückt, schalt sie sich. Sie blickte zur Uhr. Es war Viertel vor drei. Mit einem bisschen Glück konnte sie alles vorbereitet haben, bevor die anderen Gäste kamen. Die beiden Ladys waren in eine Diskussion über Perry Como vertieft. Charity verließ sie und begann am Sofa zu ziehen.
»Was machen Sie da?«
Ein Aufschrei entwich ihr, und im nächsten Atemzug blitzte sie Ronald ärgerlich an. »Wenn Sie weiterhin so herumschleichen, werde ich Maes Idee, dass Sie ein Fassadenkletterer sind, ernster nehmen.«
»Ich bin nicht herumgeschlichen. Sie waren nur so mit Schnaufen und Keuchen beschäftigt, dass Sie mich nicht gehört haben.«
»Ich habe weder geschnauft noch gekeucht.« Sie warf das Haar über die Schulter zurück und starrte ihn finster an. »Aber ich bin beschäftigt. Wenn Sie mir also aus dem Weg gehen könnten …«
Sie wedelte mit der Hand, und er ergriff sie und hielt sie fest. »Ich habe gefragt, was Sie da machen.«
»Ich stricke einen Pullover«, fauchte Charity. »Wonach sieht es wohl aus, was ich tue? Ich verrücke das Sofa.«
»Nein, das werden Sie nicht tun.«
Sie konnte, wenn es der Anlass gebot, sehr hochmütig sein. »Wie bitte?«
»Ich sagte, dass Sie das Sofa nicht verrücken werden. Es ist zu schwer.«
»Danke für Ihre Ansicht, aber ich habe es schon des Öfteren verrückt.« Charity senkte die Stimme, als sie die interessierten Blicke der beiden Ladys bemerkte. »Und wenn Sie mir gefälligst aus dem Weg gehen, werde ich es wieder tun.«
Er blieb stehen, wo er war. »Sie müssen wirklich alles selbst machen, wie?«
»Was soll das heißen?«
»Wo ist Ihr Assistent?«
»Der Computer hat einen Defekt. Da Bob besser damit umgehen kann als ich, spielt er mit Teilchen, während ich Möbel verrücke. Und jetzt …«
»Wo soll es hin?«
»Ich habe Sie nicht gebeten
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