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Das Geheimnis von Orcas Island

Das Geheimnis von Orcas Island

Titel: Das Geheimnis von Orcas Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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…«
    Ronald war bereits an das andere Ende des Sofas getreten. »Ich habe gefragt, wohin es soll.«
    »An die Seitenwand.«
    »Was sonst noch?«
    Sie strich den Rock ihres Kleides glatt. »Ich habe Ihnen bereits eine Liste mit Arbeiten gegeben.«
    Er hakte einen Daumen in seine Hosentaschen. »Alles erledigt.«
    »Der Wasserhahn in Haus 4?«
    »Er brauchte eine neue Dichtung.«
    »Das Fenster in Haus 2?«
    »Ich habe es ein bisschen abgeschliffen.«
    »Das Streichen?«
    »Der erste Anstrich trocknet gerade.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Wollen Sie es überprüfen?«
    Sie atmete tief aus. Es war schwer, verärgert zu sein, wenn er alles erledigt hatte, was ihm aufgetragen worden war. »Sehr tüchtig, wie?«
    »Das stimmt. Haben Sie den toten Punkt überwunden?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben heute Morgen ein bisschen müde ausgesehen.« Ronald ließ den Blick über ihre Gestalt wandern. Das pflaumenfarbene Kleid umschmiegte ihre Beine. Eine Reihe Silberknöpfe verlief vom hochgeschlossenen Kragen bis hinab zum Saum, und er fragte sich unwillkürlich, wie lange es dauern würde, sie zu öffnen. Auch an den Ohren trug sie Silber, fantasievolle Gehänge aus drei Stäbchen, die er in ihrer Kommodenschublade gesehen hatte. »Jetzt sehen Sie nicht mehr müde aus«, fügte er hinzu und begegnete wieder ihrem Blick.
    Als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie den Atem angehalten hatte, seit er seine Musterung begonnen hatte, beeilte sie sich, normal zu atmen. Und sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie keine Zeit hatte, sich von ihm – oder ihren Gefühlen für ihn – ablenken zu lassen. »Ich bin zu beschäftigt, um müde zu sein.« Erleichtert signalisierte sie der Kellnerin, die mit einem beladenen Tablett eintrat. »Stellen Sie es nur auf das Büfett, Lori.«
    »Die zweite Ladung kommt auch sofort.«
    »Prima. Ich muss nur …« Sie brach ab, als die ersten Gäste aus dem Regen zur Hintertür hereinkamen. Sie gab auf und wandte sich an Ronald. Wenn er schon im Weg war, konnte er sich auch nützlich machen. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Teppich aufrollen und im Westflügel verstauen könnten. Anschließend sind Sie herzlich willkommen, zu bleiben und sich zu amüsieren.«
    »Danke. Vielleicht werde ich es tun.«
    Charity begrüßte die Gäste, hängte deren Jacken auf, bot Erfrischungen an und stellte die Musik an, noch bevor Ronald den Teppich außer Sicht bringen konnte.
    Sie ist dafür geschaffen, dachte er, während er sie beobachtete. Sie war dafür geschaffen, im Mittelpunkt zu stehen, andere dazu zu bringen, sich wohl zu fühlen. Sein Platz hingegen war stets am Rand gewesen.
    »Oh, Mr. DeWinter.« Miss Millie, nach Flieder duftend, bot ihm eine Tasse an. »Sie müssen unbedingt Tee trinken. Es gibt nichts Besseres als Tee, um Trübsinn an einem Regentag zu vertreiben.«
    Er lächelte sie an. Wenn sogar ihre kurzsichtigen Augen erkannten, dass er brütete, dann musste er sich vorsehen. »Danke.«
    »Ich liebe Partys«, sagte sie sehnsüchtig, während sie den Paaren zusah, die nach einem romantischen Song aus den Fünfzigerjahren tanzten. »Als ich ein junges Mädchen war, dachte ich kaum an etwas anderes. Ich begegnete meinem Mann bei einem Tee wie diesem. Das ist beinahe fünfzig Jahre her. Wir tanzten stundenlang.«
    Er hätte sich nie als galant bezeichnet, aber es war schwer, ihr zu widerstehen. »Möchten Sie jetzt tanzen?«
    Eine schwache Röte färbte ihre Wangen »Sehr gern, Mr. DeWinter.«
    Charity beobachtete, wie Ronald Miss Millie zur Tanzfläche führte. Ihr Herz wurde weich. Sie versuchte sich dagegen zu wehren, aber es war vergebens. Wie lieb von ihm, dachte sie, vor allem, da er keineswegs ein lieber Mann war. Sie bezweifelte, dass Tanztees und verträumte alte Ladys seinem Stil entsprachen, aber Miss Millie würde sich lange an diesen Tag erinnern.
    Weiche Frau würde das nicht? überlegte Charity. An einem regnerischen Nachmittag mit einem starken, geheimnisvollen Mann zu tanzen war eine Erinnerung, die wie eine rote Rose in ein Buch gepresst werden sollte. Es war zweifellos ein Glück für sie, dass er sie nicht aufgefordert hatte. Sie hatte bereits zu viele Erinnerungen an Ronald verwahrt. Mit einem Seufzen führte sie eine Gruppe Kinder in den Fernsehraum und legte einen Zeichentrickfilm in das Video-Gerät.
    Ronald sah sie fortgehen. Und er sah sie zurückkehren.
    »Das war wundervoll«, sagte Miss Millie, als die Musik verklang.
    »Es war mir ein Vergnügen«,

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