Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier

Titel: Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitty Daneshvari
Vom Netzwerk:
strahlende Familienfassade aufrechtzuerhalten und jetzt brachte Lulu alles ins Wanken.
    Nach der Episode im Museum fiel Lulu auf, dass in der sehr angespannten Stimmung zu Hause deutlich häufiger geflüstert wurde. Sie vermutete, dass ihre Eltern etwas im Schilde führten, aber ehrlich gesagt, kümmerte sie sich nicht groß darum. Erst Anfang Mai stellte Lulu fest, dass ihr die verdächtigen Aktivitäten ihrer sonst so eintönig lebenden Eltern nicht mehr gleichgültig sein konnten.
    Nicht ein einziges Mal in Lulus zwölf Lebensjahren hatten ihre Eltern die Post hereingeholt. Lulu wusste nicht einmal, wie die Briefe normalerweise ins Haus kamen. Sie war nur sicher, dass ihre Eltern sich bisher nie mit so trivialen Dingen abgegeben hatten. Aber plötzlich bestanden sie darauf, als Erste an den Briefkasten zu gehen. Unter keinen Umständen durften sich Lulu oder ihr achtjähriger Bruder Marvin dem Briefkasten nähern.
    »Mom.«

    »Was habe ich dir über diese Anrede gesagt?«, wies Mrs Punchalower ihre Tochter zurecht.
    »In Ordnung, Mutter«, sagte Lulu affektiert, »lass mich die Post hereinholen.«
    »Auf keinen Fall, mein Fräulein. Es ist dir und deinem Bruder verboten, das Haus zu verlassen, ehe entweder dein Vater oder ich in den Briefkasten geschaut haben. Wenn ich einen von euch beiden in der Nähe der Haustür erwische, gibt es einen Monat Hausarrest.«
    »Na, super!«
    »›Na, super‹ ist niemals eine angemessene Antwort und auf eine Anordnung deiner Mutter schon gar nicht«, rügte sie Mrs Punchalower.
    »Ja, liebste Mutter«, sagte Lulu und verdrehte ihre grünen Augen, dass man nur noch das Weiße sah.
    Lulus Misstrauen in Bezug auf die Post wuchs ins Unermessliche, als sie an einem ganz normalen Dienstagmorgen Anfang Mai ihre Eltern ausgelassen auf dem Rasen tanzen sah. Das war höchst verdächtig bei einem Paar, das Tanzen sogar bei Hochzeiten für geschmacklos hielt. Lulu wusste, dass nur etwas ganz Fantastisches dieses seltsame Verhalten hervorgerufen haben konnte, und sie war entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Lulu rannte ans Ende des Flurs, ließ sich auf den makellosen cremefarbenen Teppich nieder und wartete. Sie streckte ihren kleinen Kopf um die Ecke,
sodass sie einen guten Blick auf das edel, aber ungemütlich eingerichtete Wohnzimmer hatte. Sie hörte die Haustür rasch aufgehen, dann klapperten Absätze über den Marmor in der Eingangshalle. Lulu beobachtete, wie sich ihre Eltern gegenseitig verschwörerisch etwas ins Ohr flüsterten, während sie einen rosaroten Umschlag zwischen sich hin und her gaben. Schließlich nahm Mrs Punchalower widerstrebend den Umschlag und steckte ihn unter ein kariertes Sofakissen.
    Etwas später löffelte Lulu in der Küche Rosinenmüsli und beobachtete dabei misstrauisch ihre Mutter. Sie war ganz sicher, dass der rosarote Umschlag etwas mit ihr zu tun hatte.
    Als Marvin und sie zur Bushaltestelle gingen, beherrschte eine nagende innere Stimme ihre Gedanken. Statt sich wie gewöhnlich unter das einfache gelbe Zeichen mit dem schwarz aufgemalten Bus zu stellen, zog sie Marvin hinter eine Reihe von Mülleimern in der Nähe.
    »Was machst du denn?«, beschwerte sich Marvin, als sie ihn zu Boden stieß.
    »Du bleibst hier bei mir.«
    »Nein, ich gehe in die Schule. Ich habe eine Mathearbeit.«
    »Ich kenne dich doch, du verrätst Dotty, dass ich schwänze, wenn ich dich gehen lasse.«
    Marvin neigte dazu, Leuten zu sagen, was sie nicht wissen sollten. Wenn sie ihn allein in den Bus ließ, erzählte
er mit Sicherheit Dotty, der Busfahrerin, dass Lulu die Schule schwänzte.
    »Wie lange sollen wir denn hier warten?«, jammerte Marvin.
    »Bis Mutter und Vater aus dem Haus gehen. Ich bin sicher, dass sie etwas im Schilde führen.«
    »Na und? Wir mögen sie ja nicht mal. Komm, wir gehen in die Schule.«
    »Gut, aber mach mir dann keine Vorwürfe, wenn sie dich an Grandma verkaufen.«
    »Mich verkaufen?«, rief Marvin schockiert.
    »Grandma beäugt dich schon eine ganze Weile. Sie hätte gern wieder ein Kind im Haus. Außerdem braucht sie jemanden, der ihre entzündeten Ballen an den Füßen massiert.«
    »Und wie kommt es, dass Grandma nicht dich kaufen will? Du bist doch älter.«
    »Was soll ich sagen? Ich bin eben nicht mehr so niedlich.«
    »Ich wusste doch, dass mich dieses Gesicht in Schwierigkeiten bringen wird«, murmelte Marvin.
    Als sie das Auto ihrer Eltern hatten vorbeifahren sehen, krochen Lulu und Marvin hinter den Mülleimern hervor und

Weitere Kostenlose Bücher