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Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier

Titel: Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitty Daneshvari
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Altersflecken und Falten«, sagte
Theo und begann, schnell und flach zu atmen. »Mir ist ganz elend - schnell, das Riechsalz!«
    »Wo hast du es denn? Ich weiß es nicht mehr!«, fragte Mrs Bartholomew aufgeregt.
    »Muss ich denn alles selber machen?«
    Theo zog ein Erste-Hilfe-Täschchen aus seiner Jackentasche, schnappte einen weißen Stift und hielt ihn sich unter die Nase. Selbst aus ein paar Schritten Entfernung bekam Mrs Bartholomew den stechenden Geruch des Riechsalzes mit.
    »Liebling, ist alles in Ordnung?«, fragte Mrs Bartholomew sanft.
    »Meine Großmutter ist tot, bei meiner Mutter fehlt auch nicht mehr viel und ich musste gerade mein Riechsalz benutzen«, brummte Theo.
    Der zwölfjährige Theo war das jüngste von sieben Kindern und mit Abstand das … wie soll man sagen? Das war es eben bei Theo: Er war schwer zu beschreiben, weil er so vielseitig war. Er war auf alle Fälle der theatralischste, hysterischste und neurotischste Junge in ganz Manhattan. Er war auch freundlich, aufrichtig, rührend naiv und ein Hort ungewöhnlichen Faktenwissens. Seine Gedanken wanderten oft in düstere Gefilde und lösten die wildesten Befürchtungen aus, die er ohne jede Scheu auch mitteilte.
    Seltsamerweise machten sich Theos Geschwister selten über etwas anderes Sorgen als über die Frage, wer zuerst ins Bad durfte. Daher überraschte es niemanden,
dass Theo den Tod seiner Großmutter von allen Kindern am schwersten nahm. Seine Geschwister waren vielmehr, obwohl es eine Spur herzlos war, dankbar für das zusätzliche Zimmer, das durch den Tod der Großmutter frei geworden war. Doch ehe man nun die Kinder der Bartholomews wegen mangelnder Anteilnahme verurteilt, sollte man bedenken, dass Wohnungen in Manhatten unglaublich knapp bemessen sind, was viele Vermieter dazu bringt, begehbare Wandschränke als Schlafzimmer aufzuführen.
    Ungeachtet dieser vernünftigen Begründung fand Theo das Interesse seiner Geschwister am Zimmer seiner Großmutter pietätlos. Er wollte es am liebsten als Großmutter-Gedenkstätte so bewahren, wie es war, samt ihrem Hörgerät, der Zahnprothese und ihren Herz-Medikamenten. Diese Sachen waren ihre letzten Spuren in seinem Leben und sie wegzuräumen, erschien ihm wie ein Sakrileg. Gegen die Idee der Gedenkstätte und ebenso von T-Shirts mit dem Aufdruck »Wir vermissen Grandma« wurde bei einem Familienrat der Bartholomews Einspruch eingelegt.
    Theo war von seinen Geschwistern enttäuscht, und das erst recht, als sich - im Gegensatz zu ihm - von den sechs anderen keines bei der Beerdigung auf den Sarg warf. Diese Geste war typisch Theo und er sah sie als Beweis seiner Liebe und Treue an. Während der Ansprache, die Mr Bartholomew auf dem Morristown-Friedhof hielt, starrte Theo auf den Eichensarg,
der mit weißen Lilien geschmückt war. Die Stimme seines Vaters hallte ihm in den Ohren, als er plötzlich ungestüm auf den Sarg zustürzte, mit dem Ergebnis, dass die Lilien herunterfielen. Er umschlang den Sarg fest und drückte sein Gesicht an das glatte Holz. Theo glaubte, wenn er zuerst gestorben wäre, hätte seine Großmutter dasselbe auch für ihn getan. Es war eine letzte Umarmung, wenn auch nur durch den Sargdeckel hindurch.
    Tränen strömten unter seiner Brille hervor über die weichen Wangen auf seinen schönen Anzug. Da fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war die seines älteren Bruders Joaquin, der ihn zurückholen sollte. Theo lockerte seinen Griff und ließ sich von seinem Bruder an seinen Platz zurückführen. Dann setzte er seine dramatische Darbietung damit fort, dass er mit zum Himmel erhobenen Augen laut »Warum?« krächzte.
    »Weil sie fünfundneunzig war«, antwortete Joaquin ruhig.
    Theo funkelte seinen Bruder böse an, weil der seine Frage so wörtlich genommen hatte.
    »Wie? War das etwa eine rhetorische Frage?«, erkundigte sich Joaquin und begriff gar nichts.
    Kurz nach der Beerdigung seiner Großmutter entwickelte der sowieso schon zur Ängstlichkeit neigende Junge eine noch größere Furcht vor dem Tod und das zwanghafte Bedürfnis, ständig zu wissen, wo sich die Seinen gerade aufhielten. Theo verlangte stündlichen
Telefonkontakt mit jedem Familienmitglied, um sich zu vergewissern, dass alle noch am Leben waren. Alle Informationen wurden in einem Notizbuch festgehalten, auf dessen Etikett passenderweise »Tot oder lebendig« stand. Das war zwar etwas kühn, aber Theo hatte eben einen Hang zum Melodramatischen.
    Nun saß er im dunklen Wohnzimmer der

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