Das Geheimnis von Turtle Bay
Kongressabgeordneten Josh Austin gekommen war.
„Sie haben – eins – neue Nachrichten“ , verkündete das Gerät auf Tastendruck. Warum war die moderne Technologie eigentlich nicht in der Lage, einem Mikrochip richtige Grammatik beizubringen? Immerhin versah das Textprogramm ihres Laptops doch auch jeden Tipp- und Grammatikfehler mit einer roten Wellenlinie.
„Diese Nachricht ist für Amelia Devon Westcott“ , hörte sie eine Frauenstimme sagen und bekam sofort ein ungutes Gefühl. Sie benutzte nie ihren Mädchennamen. „Einer der Ärzte aus unserer Notaufnahme erwähnte, dass Sie beim Spendenkomitee des Krankenhauses mitarbeiten, deshalb konnten wir Sie ausfindig machen. Mrs Westcott, ich rufe an, weil Ihre Schwester – wir glauben, es handelt sich um Briana Devon – nach einem Unfall mit dem Rettungswagen ins Naples Hospital gebracht wurde. Wir hatten gehofft, Sie könnten in die Notaufnahme kommen, um sie zu identifizieren und bei ihr zu sein.“
Bree! Bree? Ein Unfall? Sie identifizieren? Sollte das etwa heißen, Bree war tot? Das konnte nicht sein. Es konnte nicht Bree sein!
Die Frau redete weiter: „Uns wurde gesagt, dass sie mit ihrer Schwester Daria zusammenlebt, aber wir konnten sie weder in ihrem Geschäft noch zu Hause erreichen, daher ist es uns bis jetzt nicht gelungen, mit ihr Kontakt aufzunehmen.“
Als würde sie der Frau persönlich antworten, flüsterte Amelia: „Ich habe mit keiner von beiden jemals wirklich Kontakt aufnehmen können, auch wenn ich das noch so verzweifelt versucht habe.“
Wie ein werdender Vater ging Cole im Warteraum der Notaufnahme auf und ab. Er wusste, er sah erbärmlich aus, da er noch immer seine durchnässten Shorts und die nassen Schuhe trug, die bei jedem Schritt quietschten. Dazu trug er die geborgte Jacke, die so klein war, dass er sie gar nicht zumachen konnte. Zusätzlich brachten ihn die anderen Menschen aus der Ruhe, die sich ebenfalls hier aufhielten: eine aufgeregte Mutter, deren Sohn eine Münze verschluckt hatte; ein junger Mann, dessen Nierensteine ihm schreckliche Schmerzen bereiteten; ein paar ältere Leute, die aussahen wie der wandelnde Tod. Der Warteraum war hoffnungslos überfüllt, aber wenigstens hatte man Briana sofort in eines der Behandlungszimmer gebracht. Mindestens ein halbes Dutzend Mal war er schon zu der Stationsschwester gegangen, um etwas über ihren Zustand zu erfahren. Warum bekam er von niemandem eine Antwort?
All das erinnerte ihn viel zu sehr an die entsetzliche Nacht, in der sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte. Cole wusste, dass er nichts mehr tun konnte, und dennoch hatte er den Krankenwagen gerufen. Anstatt aber den Tod seines Vaters festzustellen, schlossen die Sanitäter ihn an eine Herz-Lungen-Maschine an und brachten ihn ins Krankenhaus, wo die Ärzte ihm schließlich das erzählten, was er bereits wusste. Aber Briana durfte nichts zugestoßen sein. Sie war stark, immerhin hatte sie die brutalen Wellen ebenso überlebt wie die Haie. Cole hatte sich seinen Weg an Brianas Seite bis zur Notaufnahme regelrecht erkämpft. Aber hier schlossen sich die Türen endgültig vor seiner Nase.
Er wurde einfach links liegen gelassen, ein Gefühl, das er seit der Trennung von Jillian im letzten Jahr nur zu gut kannte. Als sie begann, ihre gemeinsamen Freunde gegen ihn auszuspielen, war es bereits zu spät gewesen, und er konnte nur noch den Schluss ziehen, dass er mehr von seiner Welt aufgegeben hatte als Jillian von ihrer. Und dazu zählte auch der Freundeskreis, denn jeder, der sich nach der Scheidung gegen ihn wandte, war ursprünglich ohnehin mit ihr befreundet gewesen.
Auch beruflich war das Zusammenschmelzen seiner Kontakte nicht besonders hilfreich gewesen. Allenfalls fand er dadurch einen Vorwand, um sich gewissen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entziehen. Was er aber nach den zwei Jahren Ehe mit Jillian begriffen hatte, war, dass sie nie wirklich ein Teil von ihm gewesen war. Er hatte sie nach der Trennung nicht einmal vermisst. Sicher, das Scheitern seiner Ehe stimmte ihn traurig, doch er empfand es nicht als Verlust, dass Jillian nicht mehr an seiner Seite war. Sonderbarerweise würde es ihn mehr schmerzen, wenn Briana nicht überlebte, und dabei hatte er nur ein Mal vor Monaten mit ihr zu Mittag gegessen und sie heute in diesem verheerenden Unwetter zurück aufs Festland gebracht.
Es überraschte ihn, dass in diesem Moment Amelia Westcott durch die Glastür in den Warteraum kam und zielstrebig auf
Weitere Kostenlose Bücher