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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
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das Gras um sein Überleben – ganz so wie Bree selbst.
    Aber jetzt war keine Zeit für ihr Projekt, also schwamm sie zurück zum Wrack und ließ den gelblichen Lichtkegel vorauseilen. Cole war hinter ihr, und zeitweise wirkte es so, als würden die beiden Lichtkegel sich im Einklang miteinander bewegen. Wäre doch bloß ihre Kamera irgendwo an der Hülle des Wracks hängen geblieben – womöglich fände sich auf einem der Fotos ein Hinweis darauf, was sich an der Wasseroberfläche abgespielt hatte.
    Bree gab Cole ein Zeichen, dann begann sie in größer werdenden Kreisen um das Wrack zu schwimmen, um nach der Kamera und dem Anker Ausschau zu halten. Cole ließ sie nicht aus den Augen, und als sie ihm bedeutete, sie sollten getrennt schwimmen, um eine größere Fläche abzusuchen, schüttelte er nachdrücklich den Kopf und blieb dicht hinter ihr.
    Dann auf einmal sahen sie etwas. Beide Lichtkegel wurden von einer matt schimmernden Kette reflektiert, die sie zu einem halb versunkenen Anker führte. Ja, das war der neue Anker und ihre Kette! Er lag mindestens zehn Meter von der Stelle entfernt, an der sich Anker und Tau des kleineren Skiffs befanden. Als Cole mit Gesten fragte, ob das der gesuchte Anker sei, nickte sie, während ihre Hoffnung einen schweren Dämpfer erfuhr.
    Daria hätte niemals die gesamte Kette über Bord geworfen, es sei denn, etwas Schreckliches – schrecklicher als das aufziehende Unwetter – ließ ihr keine andere Wahl. Oder hatte jemand anders die Kette über Bord geworfen? Wenn derjenige es auf die Mermaids II abgesehen hatte, hätte er dann auch Daria ins Meer gestoßen?
    Der Fund löste Bestürzung und Wut in ihr aus. Sie kam nicht umhin, die Kamera wiederzufinden, und wenn sie dafür in das rostige alte Wrack vordringen musste.
    Sie dirigierte Cole in diese Richtung, dann suchten sie den gesamten Abschnitt ab, an den die Flut die Kamera hätte spülen können. Es waren seitdem gerade einmal vierundzwanzig Stunden vergangen. Wie konnte in der kurzen Zeit so viel passieren? Vierundzwanzig Stunden. Die Spanne, während der Luftblasen aus einem gesunkenen Wrack aufstiegen. Daria, auch wenn das Boot untergegangen ist, sag mir, dass es dich nicht mitgerissen hat! Ich habe es zurück an Land geschafft, das muss dir auch gelungen sein .
    Die Kamera war nirgends zu entdecken, also machten sie kehrt und spähten diesmal in jeden Winkel, in dem sie sich hätte verfangen können. Bree machte sich Vorwürfe, dass sie nicht versucht hatte, die Kamera bei dem Unwetter weiter festzuhalten, auch wenn sie noch so schwer und unhandlich war. Mit beiden Lampen leuchteten sie in jede dunkle Öffnung, bis auf einmal …
    Bree zuckte zurück. Ach, das war nur einer dieser Rinderschädel, der sich hinter dem Glas des Bullauges bewegte. Als sie vor Jahren zum ersten Mal mit ihrem Vater zu diesem Wrack getaucht waren, hatten noch Algen die Bullaugen bedeckt, doch das lag nur daran, dass das Wasser zu wenig Sauerstoff enthielt und von manchen als ‚totes Wasser’ bezeichnet wurde.
    Sie versuchte, sich gegen die Bilder zu wehren, die die Nähe zu diesem Wrack oft bei ihr auslöste. So oft es ging, ignorierte sie die Überreste des Schiffs und konzentrierte sich ausschließlich auf die Seegraswiese. Sie und Ted waren auch mal zusammen zum Wrack getaucht und hatten es für sich auf den Namen Titanic getauft – nicht etwa, weil es so ein großes Boot war, sondern weil sie kurz zuvor den Kinofilm gesehen hatten.
    So mutig sich Bree unter Wasser bewegte, hatte dieser Film sie doch bis ins Mark erschüttert. Die Szene, in der Kate Winslet und Leonardo DiCaprio ganz oben auf dem Schiff stehen, während es im eisigen Atlantik versinkt, machte ihr nicht nur Angst, sondern verfolgte sie seitdem regelrecht. Es war sogar so schlimm, dass Ted in ihren Albträumen nicht durch eine Bombe im Irak starb, sondern von einem sinkenden Schiff in den Tod gerissen wurde, während Bree so wie die Frau im Film überlebte. Die Folge waren Schuldgefühle, die schwer auf ihr lasteten, bis sie es schaffte, sich wieder vor Augen zu halten, dass Ted über seinen Weg selbst entschieden hatte und sie für seinen Tod so wenig verantwortlich war wie für den ihrer Mutter.
    Und jetzt? Wenn der Albtraum wiederkehrte, würde sie dann Daria sehen, die mit dem Schiff unterging und in die tödliche Tiefe gerissen wurde?
    Cole tippte an seine Sauerstoffflasche und beschrieb eine fragende Geste, die den Rinderschädel betraf. Sie versuchte ihm

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