Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
Vom Netzwerk:
verständlich zu machen, dass die Rinder die Fracht auf diesem Boot gewesen waren. Als er nickte, schwammen sie im Abstand von etwas mehr als einem Meter nebeneinander weiter und spähten in jede Öffnung, die das Wrack aufwies. Bald war klar, dass die Kamera sich nicht in der Nähe des aufrecht stehenden Bugabschnitts befand, doch Bree wusste, das zerklüftete Heck bot weitaus mehr Möglichkeiten.
    Dann auf einmal sah sie etwas! Metall, das im Lichtschein glänzte. Es steckte in einem kleinen Kasten, der eine verblasste, aber immer noch lesbare Beschriftung aufwies: Axt und Wasserschlauch – Scheibe einschlagen. Die Scheibe existierte nicht mehr, und den Kopf der Axt hatte sich womöglich jemand als Souvenir angeeignet. Übrig waren nur noch der verrottete Schlauch und der Stiel der Axt, dem das Wasser ebenfalls zugesetzt hatte. Es sah so aus, als hätte sich das Plastikgehäuse von einer Ecke der Kamera gelöst, trotzdem griff Bree nach dem Stück Metall, das sie sehen konnte.
    Im nächsten Moment riss sie den Arm zurück, da hinter den Überresten des Schlauchs eine Muräne hervorgeschossen kam und nach ihrer Hand schnappte, sie aber zum Glück verfehlte. Bree ging weiter auf Abstand, während der Fisch sich in sein Versteck zurückzog. Ihr Herz raste so sehr, dass sich die Schläge wie eine Basstrommel auf ihre Maske übertrugen.
    Muränen versteckten sich gern zwischen Felsen, in hohem Gras oder in kleinen Felsspalten, wo sie auf ihre Beute warteten. Mit ihren kleinen Augen und dem vorstehenden Unterkiefer sahen sie schon beängstigend aus, aber schlimmer noch war das stets geöffnete Maul mit den langen, scharfen Zähnen. Die Haut wies keine Schuppen auf, sondern war mit Schleim bedeckt und gefleckt, damit ihre Beute sie nicht wahrnahm. Dieses Exemplar hier musste über einen Meter lang sein.
    Cole fasste sie am Ellbogen und zog sie ein Stück mit sich. Als sie auf die eine Ecke der Kamera zeigte, nickte er, schwamm zum Versteck der Muräne und löste vorsichtig den verrotteten Griff der Axt aus seiner Befestigung. Er schob den Griff unter die Kamera, hob sie an und zog sie dann heraus. Wieder kam das Tier hervorgeschossen, schnappte nach dem Metall und zog sich abermals zurück, um sein Eigentum zu beschützen.
    Erleichterung erfasste Bree – bis sie sah, dass es sich nicht um die Kamera, sondern nur um das Blitzlicht handelte. Sie hielt es hoch und schüttelte den Kopf, während Cole ihre Schulter drückte. Gehört das dir? , bedeutete er, und sie nickte. Ihre Blicke trafen sich, Bree kämpfte gegen ihre Tränen an. Sie durfte nicht weinen, jedenfalls nicht, solange sie die Maske trug. Dann gab sie Cole mit Gesten zu verstehen, dass die Kamera nicht weit weg sein konnte, wenn das Blitzlicht sich hier verfangen hatte. Er schüttelte den Kopf und zeigte auf seine Uhr, obwohl sie erst seit zwanzig Minuten hier unten waren und der Sauerstoff noch lange reichen würde. Als er zur Oberfläche zeigte, verneinte sie und bedeutete ihm mit beiden gespreizten Händen, dass sie noch zehn Minuten bleiben würden, um in die übrigen Öffnungen des Wracks zu schauen.
    Eine weitere Tauchregel ihres Vaters kam ihr ins Gedächtnis. Nur Dummköpfe verstoßen gegen die Regeln. Sie kannte sich nicht damit aus, in Schiffswracks zu tauchen, und sie hatte auch keine Rettungsleine mitgebracht, die ihr helfen würde, aus dem Wrack herauszufinden, wenn Treibgut ihr auf einmal den Rückweg versperrte. Diese Lampen waren genau richtig, um in zehn Meter Tiefe zu tauchen, aber nicht um sich in einem Wrack umzusehen. Auch das war eine Regel, an die sich jeder vernünftige Taucher hielt. Doch als sie den Schalter am Blitzlicht ausprobierte, ging ein fast unerträglich greller Blitz los. Das musste genügen, um ihr den Weg zu weisen, damit sie die Kamera wiederfand, die sie ebenfalls auf den Meeresboden hatte sinken lassen. Zum Teufel mit allen Muränen, die hier noch lauern mochten.
    Sie gab Cole ein Zeichen, damit der ihr folgte, dann schwamm sie zügig zum Frachterwrack, die Lampe in der einen, das Blitzlicht in der anderen Hand, ohne über die Schulter hinter sich zu schauen. Nur ein kurzer Blick in diesen Gang, und dann gleich wieder raus, wenn sie Gewissheit hatte, dass die Kamera nicht von der Strömung weiter ins Innere getrieben worden sein konnte.
    Diesmal erinnerte sie sich nicht nur an die Worte ihres Vaters, sondern sie hörte sogar seine Stimme, die laut genug war, um ihre Atemzüge zu übertönen. Nur Dummköpfe setzen sich

Weitere Kostenlose Bücher