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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
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Geräusch, und sie war gut darin, große von kleinen Wasserfahrzeugen anhand des Motorengeräuschs voneinander zu unterscheiden.
    Cole kam zu ihr nach unten auf fünf Meter Tiefe, um den vorsorglichen Zwischenstopp einzulegen. Beim Tauchen folgten sie dem Ankertau, hielten sich aber nicht daran fest, sondern blieben lediglich in dessen Nähe. Die Art, wie er abtauchte und sich umdrehte, um neben ihr in Position zu gehen, verriet ihr, dass er ein guter Taucher war.
    Sie standen fast reglos im Wasser, vom gleichmäßigen Paddeln mit den Schwimmflossen abgesehen, und sahen sich an. Dabei waren sie sich so nah, dass sie sich fast berührten. Es hatte etwas Faszinierendes, etwas Intimes an sich, wie sie beide da im Wasser trieben … als würden sie Seite an Seite im Bett liegen. Obwohl sie sich in der Weite der See am wohlsten fühlte, kam sie sich neben Cole DeRoca verschwindend klein vor. Sie wollte von ihm beschützt werden, doch er weckte in ihr so turbulente Empfindungen, dass sie das Gefühl bekam, keine Kontrolle mehr über sich zu haben, und das konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen. Sie musste Hinweise finden, die sie zu Daria führten.
    Sie sahen nach unten zu den beiden grauen, schemenhaften Teilen des zerbrochenen Wracks, das insgesamt rund fünfzehn Meter lang war, dann schauten sie und Cole sich abermals an. Bree zwang sich, sich von der trügerischen Ruhe nicht einlullen zu lassen. Sie nickte kurz, dann schwamm sie vor ihm her zum Wrack.
    Das Frachtboot mit Namen Charlotte G. Loher wurde von den meisten Tauchern in der Gegend nur das Frachterwrack genannt. Es war in Tampa mit Ziel Key West ausgelaufen, um Vieh in den Südwesten Floridas zu bringen, geriet in einen Hurrikan und zerbrach in zwei Teile. Die vordere Hälfte blieb auf dem Rumpf liegen, das Heck dagegen drehte sich auf die Backbordseite. Da es zahlreiche Zugänge ins Schiffsinnere gab, war es lange Zeit eine wahre Attraktion für Taucher gewesen, doch rostige scharfe Kanten und eine allgemeine Instabilität machten das Boot inzwischen zu einer Gefahr. Die Zwillinge vertraten die Theorie, dass die zunehmende Verschmutzung im Golf den Zerfall der hölzernen und metallenen Bauteile beschleunigte. Eine der bizarren Attraktionen des Wracks waren die Schädel der Rinder, die durch die Strömung bedingt im Bootsinneren umhertrieben und sich manchmal an einem Bullauge verfingen, um dann aus leeren Augenhöhlen nach draußen zu schauen, oder die durch einen der labyrinthartigen Gänge aus dem Wrack getragen wurden. Die Zwillinge hatten nie eine dieser makabren Trophäen mitgenommen, aber Bree wusste, dass in mancher Bar und in einigen Wohnzimmern einer dieser Schädel an der Wand hing. Zu spät wurde ihr klar, dass sie Cole davon nichts gesagt hatte.
    Als das Wrack in der trüben See näher kam, schalteten sie beide ihre Lampen ein. Unwillkürlich zuckte Bree zusammen. Sie war daran gewöhnt, dass Objekte unter Wasser gut ein Viertel größer erschienen, doch sie war nicht darauf gefasst gewesen, auch hier mit solch verstärkter Helligkeit konfrontiert zu werden. Vielleicht erwies sich ihre übersteigerte Wahrnehmung von Licht und Klängen ja noch als ein Segen. Die winzigen treibenden Meeresorganismen hoben sich leuchtend vom trüben Hintergrund ab, doch die langsamen, wirbelnden Bewegungen ließen Bree schwindlig werden. Sie versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, da sie so kurz vor einer möglichen Antwort auf ihre Fragen nicht mehr kehrtmachen würde.
    Eine etwa einen Meter lange Meeresschildkröte kam vorbei, musterte die beiden Taucher kurz und schwamm dann weiter. Als sie über der kargen Wiese trieben, schienen winzige, spinnenähnliche Krebse mit faserigen Büscheln auf dem Kopf sie anzustarren, doch es war weder von Gertie dem Barsch noch von der Kamera etwas zu sehen.
    Bree bemerkte, dass durch das Unwetter einige Büschel Seegras losgerissen worden waren. Von weltweit zweiundfünfzig verschiedenen Spezies Seegras waren nur vier in Florida verbreitet. Ihr geliebtes Schildkrötengras mit dem lateinischen Namen Thalassia testudinum war die robusteste Sorte mit weit in die Tiefe reichenden Wurzeln und robusten Ablegern, aus denen elegant anmutende, hellgrüne Halme wuchsen. Das Gras auf dieser Wiese erreichte durchweg eine Höhe von etwa dreißig Zentimetern und wurde von der Strömung in sanfte, wiegende Bewegungen versetzt. Es hätte sich in diesem relativ flachen Wasser wohlfühlen sollen, doch wie sie Cole bereits gesagt hatte, kämpfte

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