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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
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gerichtet hielt, schwamm sie weiter, als würde irgendetwas sie magnetisch anziehen. Vor ihr im tiefsten Teil der Fahrrinne lagen der Rest des Hauptdecks und das Ruderhaus, das noch nahezu unversehrt wirkte.
    Gut, sagte sie sich. Das musste bedeuten, dass Daria vor dem Unwetter geschützt gewesen und an Land gekommen sein müsste, bevor die Mermaids II kenterte. Aber die Gegend hier war so dicht besiedelt, wieso hatte sie dann noch niemand entdeckt?
    Doch dann … dann …
    Von einem unheilvollen Gefühl getrieben schwamm Bree weiter und ging in die Vertikale, damit sie durch das seitliche Fenster ins Ruderhaus sehen konnte. Mit zitternden Fingern richtete sie die Lampe ins Innere.
    Dort … dort trieb ihre Schwester dicht unter der Decke, die Hände hoch erhoben, während das Wasser ihr Haar so um ihren Kopf legte, als sollte ihr hübsches Gesicht verborgen bleiben.
    Cole konnte kaum mit Bree mithalten, und für einen Moment verlor er sie im trüben Wasser tatsächlich aus den Augen. Mit einem Mal schien sie genau zu wissen, wohin sie musste, während er ihr folgte, ohne zu ahnen, was ihn erwartete. Jedoch war er sich sicher, dass sie das Wrack der Mermaids II gefunden hatten.
    Dann sah er es vor sich. Im Rumpf klaffte ein großes Loch, womöglich war die Stelle beim Kentern auch eingedrückt worden. Das Ruderhaus hatte offenbar nichts abbekommen, aber … befand sich Daria womöglich noch im Inneren?
    Als er das Ruderhaus erreichte, schaute er hinein und entdeckte eine darin treibende Frau, die seit zwei Tagen in diesem nassen Grab gefangen war. Ihre Haut sah aufgeweicht und grünlich gefleckt aus. Und dann sah er Bree, die soeben versuchte, die Tür zu öffnen.
    In aller Eile griff er nach ihr, doch sie versuchte ihn abzuschütteln. Sie ließ ihre Lampe los und legte beide Hände um den Türknauf, stemmte die Schwimmflossen zu beiden Seiten neben der Tür ab und wollte sie aufziehen. Beim zweiten Anlauf konnte Cole ihre Handgelenke fassen und ihre Beine wegdrücken, und als sich sein Gesicht dicht vor ihrem befand, schüttelte er nachhaltig den Kopf. Nein!
    Er würde niemals den Ausdruck von Schock, Entsetzen, Wut und Tränen in ihren Augen vergessen. Rauf! , bedeutete er ihr und versuchte ihr zu sagen: Wir kehren um und holen Hilfe .
    Zu seinem Erstaunen griff sie nach ihrer Schreibtafel und notierte: „Ich kann nicht ohne sie gehen.“
    Er schrieb darunter: „Das ist vielleicht ein Tatort.“
    Dankbar nahm er zur Kenntnis, wie sie verstehend nickte. Dann brach es ihm das Herz mit anzusehen, wie sie sich wieder dem Fenster näherte und beide Hände auf das Glas legte, als wollte sie ihrer Schwester so etwas wie einen Segen erteilen – oder als könne sie die Grenzen der Glasscheibe und des Todes überwinden, um ihre Schwester in die Arme zu schließen.
    Zurück an Bord brach Bree tränenüberströmt zusammen, nachdem sie sich so lange Zeit an ihre Hoffnung geklammert und nicht aufgegeben hatte. Cole brachte sie in den kleinen Vorratsraum auf dem Achterdeck der Barkasse, ließ die Tür offen, damit Licht und Luft hereinkamen, und setzte sich zu ihr auf einen Stapel aufgerollter Taue. Sie wollte nicht von ihm in die Arme genommen werden, aber sie hielt sich an seiner Hand fest. Dass sie am ganzen Leib zitterte, musste durch den Schock verursacht worden sein, doch Cole wusste, sie würde sich im Augenblick nicht dazu bewegen lassen, mit ihm an Land zu gehen, um ärztlich behandelt zu werden. Solange weder Sam noch die Behörden eintrafen, gab es allerdings ohnehin keine Möglichkeit, dieses Boot zu verlassen.
    Sams Leute hatten die Küstenwache und die Polizei von Naples über Funk benachrichtigt. Der unter normalen Umständen schon stark frequentierte Wasserweg war rasch hoffnungslos überlaufen. Schaulustige säumten die Flussufer, andere Boote kamen näher, weil man sehen wollte, was sich hier abspielte. Die ersten Reporter näherten sich ebenfalls per Boot und versuchten, zu filmen und Interviews zu führen. Bree und Cole hielten sich versteckt, konnten aber hören, wie Ric und Lance auf die zugerufenen Fragen antworteten. Dann endlich traf Sam ein.
    „Mein Beileid zu deinem Verlust“ , sagte er schroff zu Bree, während er mit verschränkten Armen in der Tür zum Vorratsraum stand. „Ich weiß aus Erfahrung, was es bedeutet, einen geliebten Menschen zu verlieren.“
    Cole reagierte mit einem wütenden Blick. Auch wenn sie ihm zu verdanken hatten, dass das Boot und Darias Leiche gefunden worden war, fiel

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