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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
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es ihm bei derart taktlosen Bemerkungen schwer, Dankbarkeit zu empfinden.
    Doch Sam ließ sich nicht bremsen. „Schwer zu sagen, ob das nur ein Unglück war, aber es ist immer verdächtig, wenn ein gesunder junger Mensch einfach so stirbt, vor allem einer, der so geliebt wurde. Auf die eine oder andere Art trägt immer jemand die Schuld daran. Mir ist das seit Jahren klar, aber du fängst jetzt erst an, so etwas zu lernen.“
    „Das reicht jetzt“ , fiel Cole ihm ins Wort. „Haben Sie eigentlich kein Herz, Mann?“
    „Das hatte ich mal, aber das wurde in tausend Stücke zerschlagen“ , gab er zurück, ließ sie beide jedoch allein, als Cole Anstalten machte aufzustehen.
    „Ich glaube nicht an ein Verbrechen“ , meinte Bree leise. Es waren ihre ersten Worte seit über einer Stunde. „Er wollte mir nur wieder unter die Nase reiben, dass Teds Leben meinetwegen aus den Fugen geraten war. Alles wird wahrscheinlich darauf hindeuten, dass ihr im Unwetter irgendein Fehler unterlief und sie mit dem Boot kenterte.“
    „Bei diesem Unwetter dürfte es schwierig sein, etwas anderes zu beweisen, aber man wird ganz sicher eine Untersuchung einleiten.“
    „Wenn das sonst keiner macht, werde ich das notfalls selbst veranlassen. Sie konnte gut mit dem Boot umgehen, und sie war eine sehr gute Schwimmerin.“
    „Ganz bestimmt war sie das, aber du musst dich jetzt … auf dein Leben konzentrieren und nach vorne schauen.“
    „Aber ohne sie ist das … nur noch ein halbes Leben. Ich muss Amelia und Ben anrufen. Kannst du mir mein Mobiltelefon holen?“
    „Klar, bin gleich zurück.“
    Als er mit dem Telefon zurückkam, stand ein Polizist bei ihr. Obwohl Cole in einiger Entfernung wartete, konnte er den Mann verstehen, vor allem das eine Wort, das er nicht hatte aussprechen wollen: Autopsie .
    „Ich verstehe“ , erwiderte sie in diesem monotonen Tonfall, der gar nicht zu ihr passte. Doch Cole erinnerte sich, wie es war zu trauern, an das Gefühl, neben seinem eigenen Körper zu stehen, mit Leuten zu reden, ohne eigentlich wirklich da zu sein. Mit Schrecken dachte er an den Leichnam seiner Mutter, die ebenfalls ertrunken war, aber nicht so lange unter Wasser gelegen hatte wie Daria. Er und Dad waren sich schluchzend in die Arme gesunken.
    „Wie lange wird es dauern“ , fragte sie den Polizisten, „bis ich sie … zurückbekomme? Und bis die Todesursache feststeht?“
    „Das kann ich so nicht sagen, Ms Devon. Das hängt alles vom Rechtsmediziner ab, aber natürlich wird das so bald wie möglich geschehen.“
    Als der Mann wegging, kam Cole zu ihr zurück und setzte sich neben sie. Er gab ihr das Telefon, und als sie es einschaltete, ertönte eine fröhliche Melodie. Es war der Song „Under the Sea“ , und nachdem er kurz überlegt hatte, wusste er wieder, aus welchem Disney-Zeichentrickfilm das Stück war: Arielle die Meerjungfrau . Den Film hatte er vor Jahren gesehen, als er den Sohn eines Kunden ins Kino begleitete, dessen Eltern mit Grippe im Bett lagen.
    „Berge von entgangenen Anrufen“ , kommentierte sie und wischte sich ein paar Tränen weg. „Kann sich das so schnell herumgesprochen haben? Amelia wird es bereits von irgendjemandem gehört haben. Oh, ich hätte sie sofort anrufen sollen. Sie ist alles, was ich jetzt noch habe. Sag mal, ob ich dabei sein kann, wenn sie Daria bergen? Es wäre mir sehr wichtig.“
    „Sweetheart, das geht nicht. Die Leute werden sich um sie kümmern, niemand wird sie so zu sehen bekommen wie du. Wir haben es jetzt nicht mehr in der Hand …“
    „Ich weiß, ich weiß.“
    Plötzlich begann sie hemmungslos zu schluchzen und zu weinen, warf sich ihm quer über den Schoß und klammerte sich an ihm fest. Mit einem Fuß drückte Cole die Tür zum Vorratsraum zu, und während ihm selbst die Tränen kamen, hielt er Bree an sich gedrückt.
    In der folgenden Nacht schwamm Bree von einem finsteren Traum zum nächsten. Sie und Ted standen auf dem Deck der Titanic , die im eisigen Wasser versank – nein, das war Daria an ihrer Seite, die unterging, die ins Wasser tauchte und ertrank … da waren Stimmen … Ben, Amelia. Hatten sie ihr ein Schlafmittel gegeben? War sie zurück im Krankenhaus? Nein, sie lag in ihrem eigenen Bett.
    Sie tauchte wieder, sie schwamm, um das Wrack zu erreichen, das zum Synonym ihres Lebens geworden war. Da war das Schild, auf dem der Bootsname bruchstückhaft erhalten geblieben war: MA D I
    Jetzt gab es nur noch eine Meerjungfrau, nur noch Bree allein. Sie war

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