Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
Vom Netzwerk:
erkannte.
    »Bernhard Hambrock«, sagte er. »Fast hätte ich dich nicht wiedererkannt.«
    Hambrock erhob sich und reichte ihm die Hand. »Ich weiß, ich bin dick geworden auf meine alten Tage.« Er lachte, und sein Brustkorb wippte auf und ab. »Was man von dir ja nicht behaupten kann.«
    »Nicht dick«, sagte Peter. »Du siehst stattlich aus. Ich habe dich als Jungen in Erinnerung. Ein Hänfling, der immer Schmutz auf seiner Kleidung hatte. Meine Güte, wer hätte gedacht, dass aus uns einmal ausgewachsene Männer werden.«
    Er führte Hambrock zum Herdfeuer, und sie setzten sich in die Lehnsessel.
    »Es ist schön, dass du mich besuchen kommst«, sagte Peter. »Es gibt nicht mehr viele, die sich gerne an mich erinnern.«
    Sein Vater stand noch immer in der Tür. Peter deutete mit einer einladenden Geste auf den freien Platz am Feuer.
    »Setz dich doch zu uns. Wir haben uns bestimmt viel zu erzählen.«
    Doch Werner Bodenstein blieb, wo er war, und sein Gesicht war ein offenes Buch. Peter verstand sofort. Dies war kein Freundschaftsbesuch. Hambrock war aus einem anderen Grund hier.
    »Ich arbeite in Münster bei der Polizei«, sagte er. »Ich bin dort Leiter der Mordkommission.«
    »Du bist hier, um mir Fragen zu stellen. Weil ihr noch immer keinen Mörder habt. Du willst versuchen, mich nach all den Jahren zu überführen.«
    »Nein. Ich will nur mit dir reden.«
    Peter dachte daran, wie Bernhard Hambrock als Junge ständig an seinem Rockzipfel gehangen hatte. Nicht selten hatte er ihn zum Teufel gejagt, vor allem, wenn die älteren Kinder unter sich bleiben wollten. Doch wie ein Stehaufmännchen war Bernhard immer wieder angelaufen.
    Sein Vater hatte sich mittlerweile still davongeschlichen, um die beiden Männer allein zu lassen.
    Also gut, dachte Peter. Reden wir.
    Er lehnte sich zurück.
    »Du lebst nun in Münster?«, fragte er.
    Hambrock nickte. »Gemeinsam mit meiner Frau Erlend. Wir haben eine Wohnung im Südviertel.«
    »Erlend«, sagte Peter. »Eine Niederländerin?«
    »Ja. Sie arbeitet an der Universität, am Zentrum für Niederlandestudien.«
    Peter lächelte. »Wer hätte das gedacht?« Er betrachtete den ehemaligen Nachbarjungen. »Du hast es weit gebracht. Als du damals zur Polizei wolltest, da hatte ich das Bild von dem grauen Dorfsheriff vor Augen, der nur auf Streife ist, um bei den Bauern einen Schnaps zu heben.«
    Hambrock lachte. »Ich glaube nicht, dass es so etwas noch gibt. Aber du hast Recht, es ist ganz gut gelaufen. Ich war nur kurz im mittleren Dienst, dann habe ich Karriere gemacht.«
    Das Feuer fraß sich beständig durch die Holzscheite. Die Flammen begannen höher zu schlagen, und Wärme breitete sich aus.
    »Dafür bist du sehr viel herumgekommen«, meinte Hambrock. »Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich dich nicht darum beneide. Ich bin im Münsterland geblieben. Den Rest der Welt kenne ich nur aus der Perspektive der Touristenhotels.«
    Peter beobachtete die Flammen, die aus einem dicken Scheit hervorbrachen. Es tat gut, mit einem alten Freund zu reden. Ganz egal, was der Grund seines Kommens gewesen sein mochte.
    »Münster«, sagte er nachdenklich. »Erinnerst du dich? Für uns Jungen aus Vennhues war diese Stadt der Nabel der Welt. Münster schien uns unendlich groß und weltoffen zu sein. Eine riesige Stadt voller Abenteuer und Möglichkeiten.« Er lachte. »Dabei ist es nicht mehr als ein langweiliges Provinzkaff.«
    Hambrock lächelte. »Für viele in Vennhues ist diese Stadt noch immer die weite Welt. Besonders für die Heranwachsenden. Es ist alles eine Frage der Perspektive.«
    »Wollen wir hoffen, dass sie sich ihre Perspektive bewahren«, sagte Peter in einem Anfall von Sentimentalität. »Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, hinaus in die Welt zu ziehen. Nirgendwo gibt es etwas Bedeutsames, das es hier in Vennhues nicht gibt. Es gibt nur den Verlust.«
    Er wusste, wie viel er damit offenbarte, doch es war ihm egal. Sollte Hambrock von ihm denken, was er wollte.
    »Du musst dich gefragt haben, wer Willem ermordet hat«, sagte Hambrock nach einer Weile.
    »Natürlich habe ich mich das gefragt, immer und immer wieder. Doch ich habe keine Antwort darauf. Willem war beliebt, er hatte keine Feinde. Ich war derjenige, der Feinde hatte. Wenn überhaupt, dann hätte doch ich ermordet werden müssen. Aber Willem? Das ergibt keinen Sinn. Er war so …« Peter unterbrach sich.
    »Jemand von außen muss es gewesen sein«, sagte er dann bestimmt. »Ein

Weitere Kostenlose Bücher