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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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letzten Nahrungsquelle vor dem Winterschlaf. Er betrachtete eine Weile die sterbende Natur vor seinem Fenster, dann wandte er sich ab und ging ins Bad.
    Pläne für diesen Tag hatte er noch keine. Vielleicht würde sich etwas finden, das er im Haus oder auf dem Hof reparieren könnte. Es fielen immer irgendwelche Arbeiten an, und bestimmt gab es einiges, das sein Vater nicht mehr allein bewerkstelligen konnte. Das eiskalte Wasser aus dem Brunnen des Hofs kühlte angenehm sein Gesicht. Er drehte den Wasserhahn ab und zog sich das Unterhemd über.
    Ein dumpfer Aufschlag drang aus der Kammer. Erschrocken verharrte er in der Bewegung und lauschte. Doch das Geräusch war verklungen.
    Mit schnellen Schritten lief er in den Nebenraum. Etwas musste umgestürzt und zu Boden gefallen sein. Er blickte sich um. Alles war an seinem Platz, doch dann entdeckte er den Stein auf den Dielen. Ein faustgroßer Pflasterstein, der in ein weißes Blatt Papier gewickelt war.
    Er lief zum offenen Fenster und blickte hinaus. Doch es war niemand auf der Apfelwiese zu sehen. Der Morgendunst lag bewegungslos über den Feldern. Nichts trübte die Stille dieses Herbsttages. Wer immer den Stein geworfen hatte, er war längst verschwunden.
    Peter hob ihn vorsichtig auf und löste das Papier. Es war eine Nachricht auf dem Blatt. An ihn adressiert, mit sauberer und ordentlicher Schrift.
    Treffen heute um 16 Uhr an der Vogelwarte im Moor . Bitte komm! Timo.
    Nachdenklich betrachtete er das Papier, dann sah er wieder zum Fenster. Sollte der Junge nicht in der Schule sein?, fragte er sich. Er faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. Sorgfältig schloss er das Fenster und zog sich einen Wollpullover über. Er würde später entscheiden, ob er zu diesem Treffen gehen würde.
    Unten in der Küche fand er seinen Vater. Er stand am Herd und machte Spiegeleier. Peter setzte sich an den Tisch. Werner Bodenstein stellte die Pfanne ab und goss ihm Kaffee ein. Offenbar hatte er von Timos Anwesenheit auf dem Hof nichts bemerkt.
    »Was hast du heute vor?«, fragte sein Vater und reichte ihm eine Scheibe Toast.
    »Ich weiß nicht«, sagte Peter und reckte sich. »Bestimmt stehen irgendwelche Reparaturen an, nicht wahr? Wir könnten zum Beispiel auf dem Scheunendach ein paar Ziegel auswechseln. Ich glaube nämlich nicht, dass das Dach für die kommenden Winterstürme gerüstet ist.«
    »Das hat Zeit«, sagte sein Vater. »Und du bist ja noch eine Weile hier. Warum besuchst du heute nicht deinen alten Freund Manfred Heesing? Ich denke, er würde sich darüber freuen.«
    Peter hatte wenig Lust, ins Dorf zu gehen. Selbst wenn er dort willkommen war.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Lieber würde ich hier bei dir bleiben. Wir werden uns schon nicht langweilen.«
    »Du hast nicht viele Freunde in Vennhues. Die wenigen solltest du pflegen.«
    Peter ahnte, dass seinem Vater viel an diesem Besuch lag. Wollte er ihm einen Gefallen tun, sollte er besser ins Dorf gehen und alte Freundschaften aufleben lassen.
    »Ich habe gehört, er hat diese Woche Urlaub«, fuhr Werner Bodenstein fort. »Er will sich einen Carport bauen neben seinem Haus im Neubaugebiet. Bestimmt triffst du ihn zu Hause an.«
    »Also gut«, sagte er. »Ich werde ihn besuchen. Warum auch nicht?«
    Nach dem Frühstück räumte Peter die Küche auf und wusch das Geschirr ab, dann machte er sich auf den Weg ins Dorf. Der Morgenhimmel über Vennhues klarte auf, mit etwas Glück würden sie einen weiteren sonnigen Herbsttag bekommen. Das Schlechtwettergebiet der vergangenen Nacht hatte sich offenbar wieder verzogen.
    Die Straßen im Dorf waren wie ausgestorben. Es kam ihm geradezu gespenstisch vor. Doch wahrscheinlich war das ganz normal. Vennhues diente eben nur noch als Schlafstadt für Münster und Enschede.
    Im Dorfbauernhof von Große Dahlhaus herrschte dennoch Betriebsamkeit. Im Vorbeigehen konnte Peter durch einen Spalt im Tennentor die Rinder in ihren Ställen sehen. Sie wurden gerade gefüttert, was bedeutete, dass der Bauer nicht weit sein konnte. Peter wollte zügig am Hof vorbeigehen, doch plötzlich hielt ihn etwas zurück.
    Am Ortsausgang stand ein dunkler Wagen. Etwas abseits der Häuser unter einer Pappel, knapp hundert Meter von ihm entfernt. Die Scheiben waren getönt, und er konnte nicht erkennen, ob jemand im Innern saß. Dennoch wirkte es, als würde jemand von diesem fremden Wagen aus das Dorf beobachten.
    Doch das war es nicht, das ihn innehalten ließ. Bestimmt gab es

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