Das Geheimnis von Vennhues
funktionierte alles reibungslos. Vier Anrufe waren in seiner Abwesenheit eingegangen, allesamt von Kollegen aus der Kommission.
Sein Vater stand neben ihm. Er blickte an Hambrock vorbei zur Kneipe von Hermann Esking, wo die anderen beisammensaßen. Sie hatten offenbar nichts von dem Überfall mitbekommen.
»Was wirst du jetzt tun?«, fragte er.
»Ich weiß es noch nicht.«
Sein Vater sah ihn eindringlich an.
»Du darfst Peter aber nicht damit durchkommen lassen. Hörst du? Das war Freiheitsberaubung. Entführung eines Polizeibeamten.«
»Ja, ja, schon gut. Du hast ja Recht.« Er ließ das Handy in seine Manteltasche gleiten. »Ich werde mir etwas einfallen lassen.«
Sein Vater schüttelte langsam und schwerfällig den Kopf. Auf Hambrock wirkte es, als würde die gesamte Ermittlungsarbeit auf den Schultern dieses alten Mannes lasten. Er musste ein Lachen unterdrücken.
»Hat Peter denn die Morde begangen, Junge?«, fragte sein Vater.
»Das weiß ich auch nicht«, sagte er. »Ich muss jetzt zurück zu den anderen. Sie vermissen mich bestimmt schon.«
Sein Vater brummte unzufrieden und ging zurück zu seinem Wagen.
»Du darfst ihn nicht damit durchkommen lassen«, sagte er nochmals, bevor er sich hinters Steuer setzte und den Motor anließ.
Hambrock winkte ihm zu, dann ging er über den Kirchhof und steuerte die Kneipe an. Im Schankraum waren alle Kollegen versammelt, die sich in Vennhues aufhielten. Hambrock trat ein, und sofort verstummte das Gespräch.
»Hambrock!«, rief Heike. »Wo bist du denn gewesen?«
Wie spät mochte es sein?, fragte er sich. Es mussten einige Stunden vergangen sein, so viel war sicher.
»Ich war im Moor spazieren«, sagte er entschuldigend. »Ich habe wohl die Zeit vergessen. Es tut mir Leid, ich hätte mich abmelden müssen.«
»Aber Ihr Handy …«, begann Philipp Häuser.
»Das habe ich nicht mitgenommen. Es lag im Haus meiner Eltern.«
Er ließ sich auf einen freien Stuhl sinken. Den Mantel, dessen Ärmel die wunden Stellen an seinen Handgelenken bedeckten, behielt er besser an.
»Hat sich etwas Neues ergeben?«, fragte er.
»Nichts Nennenswertes«, sagte Heike. »Wenn man einmal davon absieht, dass sich der Kurze auf eigene Faust auf den Weg gemacht hat, um einem Hinweis nachzugehen.«
Hambrock blickte Philipp erstaunt an. Der Praktikant sah schuldbewusst auf die Tischplatte.
»Ist das wahr, Philipp?«, fragte er streng.
»Es war ja sonst niemand frei«, sagte er kleinlaut. »Dieser ten Hoeve hat angerufen, weil die Kollegen aus Enschede den Halter des Pkws ausgemacht hatten. Sie wissen schon, von dem Renault mit dem niederländischen Kennzeichen, den wir gesucht haben. Der Halter saß bereits dort auf der Wache.«
Hambrock sah ihn ungläubig an. »Und da sind Sie alleine losgefahren? In einer so wichtigen Sache? Haben Sie den Verstand verloren?«
Heike ging beschwichtigend dazwischen. »Bei dem Mann handelte es sich um einen Hobby-Ornithologen.«
»Ein Vogelkundler?«, fragte Hambrock.
»Ganz recht.« Heike zuckte bedauernd mit den Schultern. »Wir haben einen Rentner gejagt, der seine Zeit damit verbringt, Vögel im Moor zu beobachten.«
»Sonst wäre ich auch nicht allein gefahren«, sagte Philipp schnell. »Was denken Sie denn? Ich hätte doch gewartet, bis ich jemanden erreicht hätte.«
Hambrock tat es mit einer Handbewegung ab.
»Hat die Befragung dieses Rentners denn noch irgendetwas ergeben? Hat er etwas gehört oder beobachtet? Er hat sich schließlich stundenlang im Moor aufgehalten.«
»Nein, gar nichts«, sagte Philipp. »Aber morgen früh bekommen Sie den ausführlichen Bericht.«
»Also gut.« Hambrock seufzte. »War denn sonst noch irgendwas? Haben die Kollegen drüben noch etwas anderes herausgefunden?«
Philipp Häuser dachte nach. »Nein. Sonst war nichts. Schöne Grüße soll ich Ihnen ausrichten von diesem ten Hoeve.«
Hambrock stand auf und wandte sich an Heike. »Ich möchte, dass du noch einmal mit der Kreispolizei Kontakt aufnimmst. Sie sollen bei ihrer Suche nach Bodenstein den Einsatz rund um Vennhues verstärken.«
»Denkst du, dass er sich hier in der Umgebung aufhält?«, fragte sie erstaunt.
»Ich habe so ein Gefühl.« Dabei wollte er es besser belassen. »Ich möchte einfach sichergehen«, fügte er hinzu. »Es sollen alle Orte überprüft werden, die als Unterschlupf dienen können. Also Scheunen, Heuböden, offene Kapellen – alles, was ihnen einfällt. Vielleicht können sie auch die Fährtenhunde nochmals
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