Das Geheimnis von Vennhues
netten Abend haben.« Hambrock atmete durch. Also gut. Sie hatte es ihm heimgezahlt. Er konnte es trotzdem nicht ändern. Er musste in Vennhues bleiben.
»Dann wünsche ich dir einen schönen Abend«, sagte er vergrätzt.
»Den wünsche ich dir auch.« Damit legte sie auf.
Nach Einbruch der Dunkelheit zog sich Peter in die Waschküche des Bauernhauses zurück. Das hatte er bereits an dem ersten Abend in seinem Versteck so gemacht. In der Waschküche gab es keine Fenster, die ins Freie führten. So konnte er eine Kerze anzünden und musste nicht im Dunkeln sitzen.
Er hatte sich einen Sessel in die Waschküche geschoben und einen kleinen Tisch dazugestellt. Im Kerzenlicht aß er nun Dosenfleisch und trank Orangensaft und vertrieb sich die Zeit bis zum Schlafengehen.
Es war kalt geworden an diesem Abend. Die kühle Luft suchte sich beharrlich einen Weg in das alte Gemäuer. Der Winter kündigte sich an. Von Zeit zu Zeit frischte der Nordwind auf und rüttelte an den Dachpfannen, dann wurde es wieder still.
Peter fühlte sich nicht gut. Er kämpfte gegen einen leichten Schwindel an. Die Angst erfasste ihn, ein weiterer Anfall könnte bevorstehen. Er musste dringend zu seinem Arzt, doch das war im Augenblick natürlich undenkbar. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass diese Episoden nicht wiederkehren würden. Er wollte sich früh schlafen legen, vielleicht sähe dann morgen alles wieder anders aus.
Eine weitere Böe kam auf, und ein leises Ächzen drang durch das Gebälk. Nachdenklich lauschte er in die Nacht hinein und merkte, wie er langsam müde wurde.
Plötzlich horchte er auf. Er war wieder hellwach. Da war irgendetwas. Ein fremdes Geräusch, das sich in das Stöhnen des Windes gemischt hatte. Etwas, das nicht hierher gehörte. Er hielt den Atem an.
Jemand war im Haus. Er war ganz sicher.
Das Kerzenlicht flackerte im Luftzug, dann beruhigte es sich wieder. Er lauschte angestrengt. Doch der Wind flaute ab, und es wurde still in dem alten Bauernhaus. Vorsichtig stand er auf. Er nahm die Kerze und ging zur Tür. Er wusste natürlich, dass er mit dem Licht nicht durch das Haus gehen durfte. Überall waren Fenster, die zur Straße führten. Hinter den Scheiben wäre auch ein kleines Licht weithin zu sehen. Er musste sehr vorsichtig sein.
Zaghaft öffnete er die Tür zur Diele. Er blieb auf der Schwelle stehen und horchte in den großen Raum hinein. Doch alles war ruhig. Das Haus war leer. Der Wind hatte ihm einen Streich gespielt.
Er wollte sich umdrehen und die Tür der Waschküche wieder schließen. Doch da hörte er ein Flüstern.
»Peter!«
Er blieb auf der Schwelle stehen, wagte nicht, sich zu bewegen.
»Peter!«
Dieses Mal war es ganz deutlich. Es gab keinen Zweifel. Er klammerte sich an seine Kerze.
»Peter! Bist du das?« Das Flüstern wurde lauter. »Habe ich dich gefunden?«
Die Stimme kam von der Treppe, die zur Kammer führte. Dort musste der Fremde stehen, er war ganz sicher.
»Hallo!«, rief er mit fester Stimme. »Wer ist da?«
Keine Antwort. Auf der Treppe blieb alles ruhig. Oder war der Fremde gar nicht mehr dort? Bewegte er sich vielleicht auf ihn zu? Im tiefen Schwarz der Diele war nichts zu erkennen. Doch er durfte mit der Kerze die Schwelle nicht überschreiten. Es war einfach zu gefährlich.
»Hallo! Da ist doch jemand!«
Das Flüstern kehrte zurück. Es war näher gekommen.
»Mach das Licht an«, forderte ihn der Fremde auf. »Ich kann den Schalter nicht finden.« Peter wich einen Schritt zurück. »Hörst du? Du musst das Licht einschalten.«
War es möglich, dass er einen Anfall bekam? Du musst kritisch bleiben, sagte er sich. Du musst die Dinge hinterfragen. Doch dies war zu real für eine Täuschung. Es konnte sich nicht um eine Halluzination handeln.
»Das Licht bleibt aus!«, sagte er lauter als nötig. »Komm her zu mir. Komm ins Licht, damit ich dich sehen kann.«
Um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen, hielt er die Kerze in den Türspalt hinein. Gerade so weit, dass sie an der Treppe zu sehen sein würde.
»Komm her!«, rief er. »Oder traust du dich nicht?«
Die Dunkelheit war undurchdringlich. Er wartete. Doch nichts geschah. Der Wind heulte in den Fugen, und das Licht der Kerze begann zu flackern.
Gerade als er es aufgeben und in die Waschküche zurückkehren wollte, veränderte sich etwas. Jemand kam näher. Er spürte es genau.
Mit weit geöffneten Augen starrte er in die Dunkelheit, die Kerze fest in seiner Hand. Er war nun ganz nah. Peter glaubte, nach ihm
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