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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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nachsehen“, antwortete der Zoologe.
    Einige Minuten später ergaben die Feststellungen der beiden Taucher eine fast völlige Übereinstimmung in den Abmessungen der beiden Eiswände; beide wiesen eine fast gleich große Einbuchtung auf.
    „Somit ist es klar“, folgerte Schelawin, „daß im Innern des ursprünglichen Eisberges, fast in seiner Mitte, eine tiefe und breite Schlucht eingeschlossen war. Der Eisberg hat in Längsrichtung dieser Schlucht einen Riß bekommen und ist in zwei Teile zerfallen. Das muß in Anbetracht der verhältnismäßig frischen Bruchstelle vor kurzem, vielleicht sogar erst vor ein paar Stunden, geschehen sein. Beide Eisbergteile entfernen sich langsam voneinander, und es ist möglich, daß schätzungsweise nach vierundzwanzig Stunden hier kein Kanal, sondern offene See sein wird. Wir müssen uns beeilen, Arsen Dawidowitsch!“ schloß der Ozeanograph seine Ausführungen.
    „Ich denke, wir schaffen es schon“, antwortete der Zoologe und tauchte mit seinen Mitarbeitern etwa dreißig Meter unter die Oberfläche.
    Schelawin und Skworeschnja schwammen zur Mitte des Kanals und führten dort in verschiedenen Tiefen zahlreiche Temperaturmessungen durch. Dann entnahmen sie in einiger Entfernung von den Eisschollen dem Wasser Proben zur Feststellung seiner chemischen Zusammensetzung. Für diese mühselige Kleinarbeit benötigten sie fast fünf Stunden.
    Sie brauchten jetzt nur noch von den Flügelrädern die Strömungsgeschwindigkeit unmittelbar am Eisberg abzulesen, die Geräte abzubauen und dann zum U-Boot zurückzukehren. Der Ozeanograph verabredete mit dem Zoologen, daß sie sich in einer Viertelstunde auf der Plattform der Druckkammer treffen wollten.
    Schelawin betrachtete wieder seine Meßgeräte. Ihm fiel sofort eine außergewöhnliche und plötzliche Steigerung der Strömungsgeschwindigkeit auf, die von den Flügelrädern angezeigt wurde.
    „Was ist denn nun los!“ rief der Ozeanograph verdutzt. „Vor fünf Stunden schwamm der Eisberg noch ganz gemächlich dahin, und jetzt jagt er mit Dampfergeschwindigkeit durchs Meer und dazu noch in entgegengesetzter Richtung!“
    „Wahrscheinlich hat der Wind aufgefrischt und gedreht“, bemerkte Skworeschnja, „und bläst jetzt dem Eisberg in die Flanke.“
    „Wissen Sie, was das bedeutet? Beide Eisberghälften prallen bald aufeinander! Man muß das U-Boot schnellstens warnen! Das kann ja ein Unglück geben!“
    Schelawin setzte sich mit der ,Pionier‘ in Verbindung. Doch bevor er sprechen konnte, hörte er die erregte Stimme des Oberleutnants:
    „Alle Mann sofort an Bord zurückkehren! Der Kanal schließt sich! Die Eisberge nähern sich einander! Höchste Eile! Ich öffne jetzt die Kammer!“
    „Wir beeilen uns! Skworeschnja, lassen Sie die Flügelräder stehen! Schnell zurück!“
    Beide Taucher jagten mit voller Geschwindigkeit zum U-Boot. Der Zoologe, Zoi, Marat und Pawlik waren ihnen schon vorausgeeilt.
    Doch kurz bevor sie die ,Pionier‘ erreicht hatten, hörten sie ein furchtbares Getöse. Ein mächtiger unsichtbarer Wasserstrahl schleuderte wie eine riesige Fontäne Menschen und Schiff nach oben. Das U-Boot sackte aber sofort nach unten und nahm seine ursprüngliche Lage wieder ein, doch die Menschen wirbelten nach allen Seiten. Skworeschnja wurde gegen die Eiswand der Einbuchtung gedrückt. Pawlik schnellte wie der Pfropfen einer Sektflasche einige Meter hoch in die Luft. Trotz seines Schreckens hatte er bemerkt, daß das brodelnde Wasser eine kleine Wake gebildet hatte, die von steilen, einige Dutzend Meter hohen Eiswänden umschlossen war.
    Fünf Minuten später waren alle, zwar erschrocken, aber unverletzt, auf der Plattform der Kammer versammelt. Nur Skworeschnja ächzte und stöhnte und rieb sich seine metallenen Schenkel und Seiten.
    Die Stimme des Kapitäns unterbrach sofort diese zwecklosen Bemühungen :
    „Arsen Dawidowitsch, ist bei Ihnen jemand zu Schaden gekommen?“
    „Alles in Ordnung, Nikolai Borissowitsch.“
    „Skworeschnja, untersuchen Sie sofort den Grund der Wake, insbesondere an der Vereinigungsstelle der beiden Eisberge. Funken Sie dann, was Sie festgestellt haben!“
    Unter Wasser bewegte sich Skworeschnja langsam an der frischen Eisnaht entlang. Der Zusammenprall der beiden Eisberge war anscheinend mit furchtbarer Gewalt erfolgt. Tiefe Löcher und abgespaltene Eisstücke kennzeichneten die Linie ihrer Vereinigung. Das nördliche und südliche Ende der Wake hatte sich unregelmäßig zusammengeschlossen,

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