Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
Vom Netzwerk:
aber sonst waren beide Eisberge so eng zusammengepreßt, daß nicht der geringste Spalt zu entdecken war. Der Kapitän hörte sich diese Einzelheiten an und murmelte ab und zu besorgt:
    „So … hm … übel … sehr übel!“
    Als Skworeschnja an Bord zurückgekehrt war und den Steuerraum aufsuchte, traf er dort außer dem Kapitän und dem Oberleutnant noch Schelawin und Lordkipanidse an. Alle hatten bedenkliche Gesichter.
    „Die Situation ist äußerst unangenehm“, sagte der Kapitän, auf und ab gehend. „Es ist möglich, daß das Eis noch lange in dieser Lage verharren wird. Der Frost wird beide Hälften noch fester zusammenschweißen und der Wind, falls er nicht dreht, wie eine riesige Presse wirken und die Arbeit des Frostes noch unterstützen.“
    „Aber die Windrichtung kann sich ändern“, bemerkte der Zoologe, „und die beiden Eisberge wieder voneinander trennen; der Hohlraum in ihrem Innern bleibt ja bestehen.“
    „Auf Winddrehung besteht nur geringe Hoffnung“, entgegnete Schelawin. „Vergessen Sie nicht, daß wir uns in der Zone beständiger Westwinde befinden, die in diesen Breiten um den ganzen Erdball über die weiten, freien Flächen des Weltmeeres wehen.“
    „Ja“, meinte der Kapitän nachdenklich. „Nicht genug, daß wir hier wie in einer Mausefalle gefangen sitzen, wir sind auch noch zur völligen Untätigkeit verdammt. Hinzu kommt, daß Wind und Strömung uns nach Ost, in die südlichen Gewässer des Atlantik, abtreiben werden.“
    „Ich denke, wenn dieser Eisberg durch die Macht des Orkans geborsten ist“, bemerkte Oberleutnant Bogrow, „so kann der gleiche Orkan, der jetzt noch wütet, diese beiden Eisberge auch wieder auseinanderreißen.“
    „Natürlich, eine solche Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen“, pflichtete ihm der Kapitän bei. „Aber wann kann das eintreffen? Wie lange müßten wir darauf warten? Zudem können wir uns keinen Zeitverlust leisten, auch der Plan der wissenschaftlichen Arbeit im Stillen Ozean ist sehr umfangreich. Wir können, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Jeder Tag ist kostbar.“
    „Um so mehr“, warf Schelawin ein, „als dieses passive Abwarten durch Sturmeinwirkung ganz anders ausgehen kann, als wir es hoffen. Der Orkan kann unseren Eisberg an ein unbewegliches Eisfeld herantreiben, und dort kann er für längere Zeit festfrieren. Ebenso ist es möglich, daß wir unterwegs auf eine Sandbank auflaufen. Nein, der Kapitän hat recht, wir können nicht warten!“
    „Aber was sollen wir tun?“ fragte der Oberleutnant.
    Nach einem kurzen Schweigen sagte der Kapitän:
    „Vorläufig, Alexander Leonidowitsch, lassen Sie den Infrarot-Aufklärer über dem Eisberg kreisen, damit wir sehen, was oben los ist. In zwei Stunden rufe ich die Offiziere zu einer Besprechung in meine Kajüte. Wir müssen dann einen Entschluß fassen.“
    Während der Besprechung meldete der Oberleutnant, die Länge des Eisberges betrage von West nach Ost vierhundertfünfundsiebzig Meter, die Breite – dort, wo sich das U-Boot befand – dreihundertachtundsechzig Meter von Süd nach Nord. Die Breite der Wand, die die innere Wake von der offenen See trenne, betrage an der nördlichen Seite zweiundneunzig Meter, an der südlichen sechsundsiebzig. Die Wassertemperatur in der Wake sei 1,8° unter Null. Man müßte annehmen, daß sie bald zufrieren würde. Lufttemperatur: 32° unter Null. Die hohen Wellenberge in der offenen See ließen Windstärke zehn vermuten. Windrichtung aus West. Der Eisberg bestehe aus sehr festem Eis, die Bruchstellen seien an den Seiten schon zusammengefroren …
    Die Besprechung verlief sehr lebhaft. Es wurde beschlossen, erst drei Tage lang die Sturmwirkung abzuwarten und den Schiffsrumpf zur Bildung eines Dampfmantels zu erhitzen, um ein Gefrieren der Wakenoberfläche und ein festes Zusammenfrieren der Eisberghälften zu verhindern. Außerdem wurde der Vorschlag des Chefakustikers Tschishow, beide Ultraschallkanonen mit voller Leistung in Aktion treten zu lassen, angekommen. Die Heck- und Bugkanone sollten das Eis an der Verbindungslinie beider Eisberge lockern und so dem Sturm seine Arbeit erleichtern.
    Es folgten lange, aufreibende Stunden des Wartens und der Untätigkeit. Der Orkan nahm noch an Heftigkeit zu. Riesige Wellenberge rollten über die See und krachten wie Rammböcke gegen die Eiswände.
    Die Ultraschallkanonen arbeiteten Tag und Nacht und lockerten das Eis an den Verbindungslinien beider Eisberge.
    Das unaufhörliche Summen der

Weitere Kostenlose Bücher